Shibari
Shibari (jap. 縛り, dt. „Festbinden; Fesseln“, auch als Japan-Bondage bekannt) ist eine erotische Kunst des Fesselns, die sich in Japan aus der traditionellen militärischen/polizeilichen Fesseltechnik Hojōjutsu entwickelt hat. Die Bezeichnung Kinbaku wird häufig synonym verwendet.
Im Gegensatz zum westlichen Bondage dient die Fesselung beim Shibari nicht ausschließlich der Immobilisierung und der Einleitung sadomasochistischer Praktiken. Durch die Enge der Umschnürung kann das Gefühl der Geborgenheit entstehen, wie es auch beim Pucken in der Säuglingspflege zu finden ist. Eine wesentliche Rolle spielt auch der künstlerische Aspekt beim Arrangieren des gefesselten Körpers in ästetisch ansprechende Formen und Posen. Der aktive Part (die fesselnde Person) wird häufig Rigger genannt, der passive Part (die gefesselte Person) wird häufig (Rope-)Bunny oder neutraler, Model genannt.
Anwendung
Auch wenn es durch die immobilisierende Wirkung der Fesselung zu einem klaren Machtgefälle zwischen Rigger und Bunny kommt, findet eine Shibari-Session doch stets in gegenseitigem Einvernehmen statt.
Es ist keine Gewaltausübung, sondern ein Rollenspiel mit dem Ziel, beim Bunny verschiedentliche Emotionen zu erzeugen bis hin zu einem emotionalen Rauschzustand, der durch körpereigene Opiate erzeugt wird. In diesem Zusammenhang könnte man den Rigger auch als einen Meditationshelfer bezeichnen. Das freiwillige, vertrauensvolle Hineinbegeben in die Kontrolle des aktiven Parts (Rigger) befreit den passiven Part (Bunny) weitestgehend von der Verantwortung für sein eigenes Wohlergehen, und bürdet diese Verantwortung dem aktiven Part auf. Dieser erweist sich dieses enormen Vertrauens als würdig, wenn er risikobewusst handelt und achtsam sein Bunny im Auge behält, jederzeit bereit, die Session aus Sicherheitsgründen abzubrechen.
Der emotionale Gewinn des Riggers liegt u. a. darin, sich an den Reaktionen und Gefühlsäußerungen seines Bunnys zu ergötzen aber auch in dem Gefühl der Macht, in dem intensiven Erleben der eigenen Wirksamkeit in der Welt.
Gelegentlich ist die Rede davon, dass "durch das Seil kommuniziert wird". Mit einer Analogie lässt sich das vielleicht näher erläutern: Ein Klavierspieler erzeugt mit seinem Instrument Töne, die, durch die Luft übertragen, physisch das Trommelfell des Zuhörers berühren und letztlich bei ihm Assoziationen und Gefühlsregungen auslösen können. Der Klavierspieler kann auswählen, ob er ruhige, zarte Tonfolgen wählt oder stürmische, mitreißende. Beim Zuhörer entsteht ein Zustand des gebannten Lauschens, des Absorbiert-Seins. Auch ein Rigger hat die Wahl, ob er das Seil nur ganz sachte über die Haut seines Models gleiten lässt, oder stürmisch, ja sogar ruppig einschnürt, (inklusive aller Nuancen dazwischen). Diese Variationen äußerer Reize rufen beim Model verschiedene körperliche Reaktionen und Gefühlsregungen hervor, auf die der Rigger wiederum reagiert.
Der Körper des Menschen unterscheidet nicht zwischen realer Bedrohung und simulierter, er schüttet die gleichen Hormone aus, um Kampf oder Flucht einzuleiten (Adrenalin) oder den vermeintlich drohenden Tod so angenehm wie möglich zu machen durch die massive Ausschüttung körpereigener Opiate (Endorphine). Dieser angestrebte Trance ähnliche Zustand wird „Bunnyspace“ genannt, im BDSM ist allgemein von „Subspace“ die Rede. Einzelne berichten am Folgetag von einem "Hormonkater", einem Gefühl des traurigen Ausgelaugtseins. Der Bunnyspace ist vielleicht am ehesten mit dem Hochgefühl nach einem Bungeesprung zu vergleichen.
Ästhetik
Der Anblick von gedrehtem und kunstvoll verflochtenem Seil ist für viele Menschen reizvoll und findet seit Jahrtausenden Eingang in die Bildende Kunst und speziell in die Architektur.
In der Verbindung von Seil auf (nackter) Haut kommt zu diesem Reiz des Materials auch noch der erotische Reiz des menschlichen Körpers hinzu.
Die Ästhetik kann sich in einer ausgefallenen Ornamentik des aufgebrachten Seils entfalten oder der Rigger bringt das Model in künstlerisch ansprechende Posen, wodurch dem Rigger dabei sinnbildlich die Rolle eines Bildhauers oder eines Marionettenspielers zufällt. Nicht wenige Rigger verstehen sich als (Seil-)Künstler und betreiben zudem Fotografie. Das Model muss auch nicht zwingend nackt sein in der Fesselung. Häufig trägt das Model einen leichten japanischen Kimono, wobei die Fesseln auf dem Stoff gelegentlich an Verhüllungskunst von Christo erinnern. Der optische Reiz wird durch den Kontrast zwischen verhüllter und bedeckter Haut verstärkt. Wenn dann im Verlauf der Session der Rigger beschließt, dem gefesselten und somit wehrlosen Model diesen zerbrechlichen Schutz des Gekleidet-Seins zu nehmen, indem er beispielsweise ihre Brüste freilegt, kann für das Model im Spannungsfeld zwischen Exhibitionismus und Scham eine starke emotionale Reaktion entstehen, die je nach Veranlagung stark erregend sein kann. Eine auf diese Weise künstlerisch verstandene Session kann sich daher durchaus auch rein platonisch gestalten.
Ähnlichkeiten zu diesem typischen japanischen Understatement bzw. der minimalistischen Reduzierung auf das Wesentliche finden sich in der japanischen Teezeremonie Sado, der jap. Blumensteckkunst Ikebana oder dem Gestalten eines Zen-Gartens. Das allen gemeinsame, grundlegende ästhetische Konzept wird mit Wabi-Sabi (jap. 侘寂) bezeichnet.
Technik
Seil
Ein mit Vorsatz kurios klingender Merkspruch im Shibari lautet: „Das Seil hat drei Enden.“ Das erklärt sich dadurch, dass das Seil im Shibari immer doppelt genommen wird. Die in der Mitte des Seils dabei entstehende Bucht wird mit ihrer englischen Übersetzung als das „Bight“ (jap. Gashira) bezeichnet. Die übrigen Seilenden werden gegen Ausfransen verknotet mit einem einfachen Überhandknoten. Durch die doppelte Seilführung wirkt jede Seillage wie ein Band, wodurch die auf den Körper des Models wirkende Kraft auf eine größere Fläche verteilt wird und dadurch nicht so stark einschneidet.
Es werden hauptsächlich Naturfaserseile aus Hanf oder Jute verwendet. Die Seile werden vor der ersten Anwendung häufig vorbehandelt, um sie möglichst weich und geschmeidig zu machen. Mitunter werden die verwendeten Seile auch geflämmt oder leicht mit Ölen benetzt. Eine weitere Möglichkeit, Hanf- oder Juteseile geschmeidig zu machen, ist es, diese nach dem Trocknen unter Spannung nochmals für 15 bis 20 Minuten in einen Wäschetrockner zu geben. Dieser Vorgang macht die Seile weicher, sehr hautfreundlich und geschmeidig. Bei der Verwendung von Ölen ist Vorsicht geboten, was die Dosierung betrifft. Nimmt man zu viel davon, können Reste des Öls bei erhöhter Raumtemperatur das Seil glitschig wie Schmierseife machen, so dass es nochmals ohne jegliche Beigabe von Waschmitteln oder Ähnlichem gewaschen werden muss. Allerdings lässt jede dieser Behandlungen das Seil zusätzlich altern und verringert dessen Tragfähigkeit / Bruchlast. Für eine Suspension sind solche Seile dann nicht mehr geeignet.
Baumwollseile sind angenehm weich auf der Haut, problemlos waschbar und für Bodenfesselung gut zu gebrauchen. Ihr hoher Dehnungskoeffizient macht sie allerdings für die Verwendung in Suspensions aus Sicherheitsgründen ungeeignet, egal welche Konstruktion sie haben.
Die Verwendung von Kunststoffseilen wird überaus kontrovers diskutiert. Spezielle Seile mit im Schwarzlicht fluoreszierenden Farben sind für künstlerische Effekte sehr reizvoll.
Unbehandelte Naturfaserseile aus Hanf oder Jute haben eine hohe Oberflächenreibung, was von Vorteil ist, weil im Shibari häufig sogenannte „friction knots“(Reibungsknoten) zum Einsatz kommen, die ihre Stabilität aus der Reibung des Seils auf sich selbst bezieht.
Knoten
Im Shibari werden keine übermäßig komplexen Knoten verwendet. Die Ansichten darüber, ab wann ein Knoten wirklich ein Knoten und nicht nur eine Seilverschlingung ist, die nur unter Zug hält, gehen etwas auseinander. Das mag auch an den unterschiedlichen Sprachgewohnheiten liegen, das japanische Wort für „Knoten“ (結び - Musubi) kann auch lediglich „Verknüpfung“ bedeuten.
Bild | jap. Name | alternativer Name | Bemerkung, Funktion, Verwendung |
---|---|---|---|
Beispiel | Nodome* (の留め) | Halbmastwurf, engl. Munter Hitch | einfacher Reibungsknoten (engl. friction knot) |
Beispiel | Wadome* (輪留め) | Kanna Hitch | mögliche Übersetzungen: Ringverschluss, Radbremse, Wheelstop, Linchpin |
Hito Musubi (ひと結び) | Halber Schlag*, engl. Half Hitch | Teilknoten | |
Hibari Musubi (ひばり結び) | Lerchenkopf, engl. Lark's Head* | Seil verlängern, anknüpfen an Querseil |
die mit *Sternchen gekennzeichneten Namen, zeigen die gebräuchlichste Verwendung an.
Es sei im folgenden nur auf einige wenige grundlegende Techniken verwiesen. Zum Erlernen der Fesselkunst Shibari ist die persönliche Unterweisung durch einen zertifizierten Fessel-Lehrer sowieso unerlässlich.
Techniken
Kinbaku basiert auf spezifischen Seilmustern, von denen viele von Hojōjutsu-Fesseln abgeleitet sind, die jedoch erheblich modifiziert wurden, um sie für die Fesselung sicherer zu machen. Viele Hojojutsu-Fesseln wurden absichtlich entworfen, um einem Gefangenen Schaden zuzufügen, und sind daher nicht für erotische Fesselungen geeignet.
Eine Reihe von grundlegenden Fesselungen werden, wie gleichsam im Kampfsport, in Form einer Kata vermittelt und geübt.
Von besonderer Bedeutung sind die Ushiro Takatekote (eine Art Kastenfesselung, die die Brust und die Arme umschließt), die die Grundlage vieler Shibari-Fesselungen bildet, und die Ebi-Shibari oder "Garnele", die ursprünglich als Folterfessel konzipiert und als Teil der Foltertechniken der Edo-Zeit kodifiziert wurde.[1][2] Heute wird die Ebi-Shibari als Teil von BDSM-Spielen verwendet und kann als eine Form von Semenawa, der Seilfolter, betrachtet werden.
Es gibt Dutzende von Shibari-Techniken, die vom einfachen Knoten bis zur komplizierten Ganzkörperfesselung reichen. Manche dienen lediglich dazu, bewegungsunfähig zu machen, andere sollen die Schönheit des meist weiblichen Körpers unterstreichen.
Beispiele:
- Hojōjutsu: Ursprung der japanischen Fesselkunst.
- Shinju (USA): Fesselung der weiblichen Brüste. In den USA geprägter Ausdruck, zu unterscheiden von Shinjū (心中), dem gemeinsamen Suizid zweier Liebender
- Sakurambo (‚Kirsche‘, USA): Fesselung des weiblichen Genitals – In den USA geprägter Ausdruck. In Japan wird zumeist der Ausdruck Matanawa (股縄, „Schrittfesselung“) verwendet.
- Karada (‚Körper‘, USA): Netzartige Ganzkörperfesselung, die die vorher genannten Techniken mit einschließen kann. Es existieren Sonderformen wie zum Beispiel Kikkō Shibari (亀甲縛り, „Schildkrötenpanzer-Fesselung“).
- Tsuri(zeme) (吊り責め): Suspension, Hängefesselung
- Takate Kote Shibari: Die grundlegende Technik zur Oberkörperfesselung mit auf dem Rücken fixierten Händen.
Stilrichtungen
Im Shibari werden zwei Hauptrichtungen unterschieden: "Semenawa" und "Shūchinawa". Während sich Semenawa auf Kompression, Schmerz und anstrengende Körperpositionen fokussiert, liegt der Schwerpunkt beim Shūchinawa auf der emotionalen Komponente. Die meisten Personen, die sich mit Shibari befassen, folgen tendenziell einer dieser Richtungen, aus denen unterschiedliche Schulen und Lehrtraditionen hervorgegangen sind. Die Interpretationen dieser Richtungen können, je nach Schule, unterschiedlich interpretiert und gewichtet werden.
Shibari als (erotische) Kunst
Die Wurzeln des Shibari liegen zwar im erotischen Bereich, es gibt jedoch auch künstlerische Auseinandersetzungen, die sich auf Shibari beziehen oder daraus hervorgegangen sind. Bedeutende Vertreter hierbei sind der Fotograf Nobuyoshi Araki oder Hajime Kinoko. Während die Fotografien von Araki noch als Tabubruch galten, wurde Shibari dadurch populärer, auch außerhalb einschlägiger Kreise. Auch Hito Steyerl leistete dazu einen Beitrag, als sie ihre Erlebnisse als Bondage-Modell in ihrem Werk "Lovely Andrea" verarbeitete und dabei auch mit dem Shibari-Performer und Lehrer Osada Steve zusammenarbeitete.[3]
2014 veröffentlichte der rumänische Singer-Songwriter NAVI ein Musikvideo zum Thema Shibari, "Picture Perfect". Das Video, bei dem Marian Nica Regie führte, war umstritten und wurde vom rumänischen Fernsehen wegen seines expliziten erotischen Inhalts verboten.[4]
Geschichte
Mittelalter (Edo-Zeit, 1600–1868)
Neben Hojōjutsu kamen Fesseltechniken auch bei Gefangenentransporten und in der Folter zum Einsatz. Im Kujikata Osadamegaki (Regeln für öffentliche Beamte), das 1742 von Shōgun Tokugawa Yoshimune in Kraft gesetzt wird, werden unter anderem Foltertechniken mit Seilen beschrieben.
Moderne (späte Meiji- und Shōwa-Zeit, 1868–1989)
Bondage als sexuelle Aktivität wurde in Japan erstmals in der späten Edo-Periode (ca. 1600 bis 1860) bekannt.[5][6] Als "Vater des Kinbaku" gilt Seiu Ito (1882–1977), der sich intensiv mit Hojōjutsu (die Kunst des Fesselns von Kriegsgefangenen) befasste und dem die Entstehung des Kinbaku zugeschrieben wird. Ito war allerdings auch von anderen Kunstformen der damaligen Zeit inspiriert, darunter das Kabuki-Theater und dem Ukiyo-e-Holzschnitt. Eine wichtige Quelle war das Hojōjutsu, vor allem, was die Formen und Ästhetik der Fesselungen betrifft. Eine wichtige Referenz, die diese Nähe zeigt, ist das Buch "Hojōjutsu" von Seiko Fujita, in dem zahlreiche Muster anschaulich dargestellt sind.[7]
Kinbaku wurde in den 1950er Jahren in Japan durch Zeitschriften wie "Kitan Club" und "Yomikiri Romance" populär, die die ersten Nacktfotos von Fesselungen veröffentlichten. In den 1960er Jahren begannen Leute wie Eikichi Osada mit Live-SM-Shows aufzutreten,[8] die oft eine große Anzahl von Fesselungen mit Seilen beinhalteten. Heute werden diese Künstler oft als Nawashi (縄師, Seilmeister) oder Bakushi (縛師)(von Kinbakushi, was Fesselmeister bedeutet) bezeichnet.
Begriffsherkunft
In Japan selbst spricht man in diesem Zusammenhang häufig von Kinbaku (緊縛, „straffes Festbinden; straffes Fesseln“). Der bloße Begriff „Shibari“ bezeichnet dort das „Binden, Schnüren“ allgemein und auch im übertragenen Sinne wie bei „vertraglicher Bindung“.
In Europa und den USA wird der Begriff Shibari oft für rein künstlerische, ästhetische Fesslungen gebraucht, während mit Kinbaku die künstlerische, verbindende, sinnliche, sexuelle Praxis als Ganzes bezeichnet wird. Obwohl zahlreiche Bücher und Artikel in japanischer Sprache über Shibari geschrieben wurden, gibt es keine Belege dafür, dass die japanischen Praktizierenden dieser Kunst diese Unterscheidung vornehmen.
Es gibt die Auffassung, dass der Begriff Shibari ein westliches Missverständnis im Gebrauch des japanischen Vokabulars ist. Das Wort bezeichnet im Japanischen das Fesseln, allerdings in allgemeiner Form und traditionell nicht im Zusammenhang mit erotischen Fesselungen. Viele Bezeichnungen für bestimmte Fesselmuster beinhalten den Begriff Shibari, aber es sei nicht üblich, die gesamte Aktivität so zu nennen. Stattdessen wäre Kinbaku der Begriff für künstlerisches oder erotisches Fesseln in traditionellen japanischen Seilbondage-Kreisen.
Dem gegenüber steht die Auffassung, dass Shibari ein Begriff für erotisches Fesseln in Japan ist, der praktisch mit dem Begriff Kinbaku austauschbar ist. Itoh Seiu (der allgemein als einer der Väter der zeitgenössischen japanischen Seilbondage gilt) verwendete den Begriff in den 1950er Jahren,[9] ohne Anzeichen dafür, dass es sich dabei um einen "westlichen Japonismus" handelt. Viele andere bekannte japanische Bakushi nutzen den Begriff in gleicher Weise, so trägt zum Beispiel eine der Anleitungsvideoserien von Nureki Chimuo aus den 1980er Jahren trägt den Titel Einführung in Shibari.[10]
Für die Behauptung, dass das Wort Shibari zunehmend aus dem Westen nach Japan re-importiert wird, da die Fesselgemeinschaften sehr eng miteinander verbunden sind, gibt es keine Beweise. Die meisten praktizierenden Bakushi in Japan haben nach wie vor nur sehr begrenzten Kontakt mit dem Westen und fast kein Interesse daran, die Bedeutung von Wörtern zu diskutieren. Die meisten japanischen Kinbakushi haben keine Einwände gegen den Begriff Shibari, der auch in der internationalen Community stark verbreitet ist.
Der eigentliche Begriff Kinbaku wurde erstmals in der Mai-Juni-Ausgabe 1952 des "Kitan Club" von den Autoren und Bakushi Minomura Kou und Tsujimura Takashi entwickelt und verwendet. Bis zu dieser Ausgabe enthielten die meisten Zeitschriften nur Nacktfotos von Frauen, aber nur wenige in Fesselung. Um den Akt der erotischen Fesselung im Gegensatz zum bloßen Fesseln zu spezifizieren, wurde Kinbaku von dem bereits erwähnten Bakushi geschaffen.[11]
Glossar
- Kinbaku (緊縛): (Nomen) wörtlich "enge Fesselung". Außerhalb von SM-Kreisen ohne Bezug zu erotischem Fesseln verwendet. Einige Experten, z. B. Kinoko Hajime und Osada Steve, unterscheiden den Begriff von "Shibari", indem sie ihn für Shibari-Begegnungen mit starkem emotionalem Austausch verwenden.
- Kinbakushi (緊縛師): (Nomen) Kinbaku-Meister, oft auf Bakushi verkürzt.
- Shibari (縛り): (Nomen) Nominalisiertes Verb, bedeutet Binden, Fesseln oder Weben, auch in der Alltagssprache. Außerhalb der Shibari-Szene besteht kein direkter Bezug zu erotischem Fesseln.
- Shibaru (縛る): (Verb) fesseln, binden oder schnüren.
- Nawa shibari (縄縛り): (Nomen) wörtlich: Seilfesseln. Ein erfundener Begriff, der im korrekten Japanisch nicht existiert[12]
- Nawashi (縄師): (Nomen) wörtlich: Seilmacher oder Seilmeister. Wird in SM- und Bondage-Kreisen als Bezeichnung für professionelle FesselkünstlerInnen verwendet.[13]
Literatur und Lernmaterialien
- Midori: The Seductive Art of Japanese Bondage. Greenery Press, 2001, ISBN 1-890159-38-7.
- K. Master: Shibari: The Art of Japanese Bondage. Secret Publications, 2004, ISBN 90-807706-2-0.
- Matthias T. J. Grimme: Das Bondage-Handbuch. 9. Auflage. Charon-Verlag, 2012, ISBN 978-3-931406-71-4.
- Matthias T. J. Grimme: Japan-Bondage – Bondage-Handbuch Spezial. 1. Auflage. Charon-Verlag, 2011, ISBN 978-3-931406-70-7.
Weblinks
- Video über die emotionale Tiefe des Shibari
- Wikibooks: Shibari – Lern- und Lehrmaterialien
- Commons: Shibari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
- Tokugawa Yoshimune (Hrsg.): Kujikata Osadamegaki. 1742.
- Lawrence, Wrinkler: Samurai Road. Bellatrix, 2016, ISBN 978-0-9916941-8-1.
- Lovely Andrea. imdb.com, abgerufen am 25. Januar 2022.
- NAVI - Picture Perfect (Short Film). Abgerufen am 6. Februar 2022 (deutsch).
- Midori: The Seductive Art of Japanese Bondage. Hrsg.: Mirodi. Turnaround, London, UK 2001, ISBN 978-1-890159-38-2, S. 192.
- Master "K": The beauty of kinbaku : (or everything you ever wanted to know about Japanese erotic bondage when you suddenly realized you didn't speak Japanese). [Las Vegas] United States 2008, ISBN 978-0-615-24876-9.
- Seiko Fujita: Hojojutsu. Hrsg.: Hiroshigi Fujita. Meicho Kankokai, Tokio 1995.
- Osada Eikichi Sensei’s Profile, auf osadasteve.com
- 風俗草紙 昭和28年9月号. Abgerufen am 6. Februar 2022.
- 緊縛教材 - SMpedia. Abgerufen am 6. Februar 2022.
- Master K: The Beauty of Kinbaku. Zweite Edition Auflage. King Cat Ink, 2008, Texas 2008, S. 70.
- Searching in Japanese | Like Ra's Naughty Blog. Abgerufen am 6. Februar 2022 (englisch).
- Master "K": The Beauty of Kinbaku : (or everything you ever wanted to know about Japanese erotic bondage when you suddenly realized you didn't speak Japanese). [Las Vegas] United States 2008, ISBN 978-0-615-24876-9.