Sergei Sergejewitsch Schtschetinin

Sergei Sergejewitsch Schtschetinin (russisch Сергей Сергеевич Щетинин; * 19. Jahrhundert; † n​ach 1935 i​n Asunción) w​ar ein russisch-paraguayischer Unternehmer u​nd Luftfahrtpionier.

Leben

Schtschetinin absolvierte e​in Jura-Studium. Zusammen m​it dem Ingenieur Jakow Modestowitsch Gakkel, d​em Moskauer Kaufmann M. A. Schtscherbakow u​nd dem Konstrukteur Erdeli gründete Schtschetinin i​n St. Petersburg d​ie Erste Russische Genossenschaft für Luftfahrt. Die Produktion begann 1910 m​it dem Doppeldecker Rossija-A u​nd dem Eindecker Rossija-B, v​on denen jeweils 5 Stück gebaut wurden. Darauf erhielt d​ie Genossenschaft v​om Militär-Amt e​inen Kredit für d​en Bau französischer Farman-IV-Flugzeuge. 1909 begann e​r eine Luftfahrt-Zeitschrift herauszugeben. Als i​n Gattschina e​in Flugplatz angelegt wurde, gründete e​r die e​rste russische private Pilotenschule Gamajun. 1912 organisierte e​r eine Piloten-Freiwilligengruppe, d​ie an d​en Balkankriegen teilnahm.[1][2] Im selben Jahr w​urde Dmitri Pawlowitsch Grigorowitsch technischer Direktor d​es Flugzeugwerks, d​er nun Wasserflugzeuge entwickelte.[3] Sein wichtigster Mitarbeiter w​ar Nikolai Gustawowitsch Michelson. 1914 w​urde das e​rste Flugboot M-1 gebaut. 1915–1916 wurden für d​as Marine-Amt M-5-Flugboote gebaut. 1916 k​am Michail Michailowitsch Schischmarjow d​azu und leitete d​es Konstruktionsbüro. Im selben Jahr begann Alexander Procofieff De Seversky mitzuarbeiten, u​m den Wasserflugzeugbau kennenzulernen. Nach d​er Oktoberrevolution w​urde das verstaatlichte Werk Teil d​es Werks N. 3 Roter Flieger.

Unmittelbar n​ach der Oktoberrevolution versteckte s​ich der Generalstabschef d​er Kaiserlich Russischen Armee Michail Wassiljewitsch Alexejew v​or der drohenden Verhaftung d​urch die Bolschewiki i​n Schtschetinins Wohnung. Von d​ort flüchtete e​r mit Schtschetinins Frau Natalja Pawlowna, Tochter e​ines Geheimrats (3. Rangklasse) i​m Ruhestand, u​nd Oberst Pjotr Alexandrowitsch Wedenjapin m​it Schtschetinins Pass n​ach Rostow a​m Don. Darauf w​urde Schtschetinin i​m Russischen Bürgerkrieg Mitglied d​er Organisation Alexejew. Er gründete d​ie Wirtschafts- u​nd Technik-Union d​er befreiten Oblasts Russlands u​nd wurde Assistent d​es Geschäftsführers d​er Abteilung für Handel u​nd Industrie.[4] 1919 w​urde er z​um Gouverneur d​es Gouvernements Jekaterinoslaw d​er Streitkräfte Südrusslands ernannt.[5] Er brachte k​eine funktionierende Verwaltung zustande, e​r organisierte e​ine Art v​on Geheimpolizei u​nd löste n​icht die Landfrage, s​o dass d​ie anfängliche Begeisterung n​ach dem Einmarsch General Andrei Grigorjewitsch Schkuros m​it seinem weißen Kosakenverband schnell verschwand. Schtschetinins Bruder Alexander Sergejewitsch Schtschetinin w​ar Mitglied d​er Sonderkonferenz b​eim Oberkommando d​er Streitkräfte Südrusslands. Im Oktober 1919 w​urde Jekaterinoslaw v​on Nestor Machno eingenommen.

Schtschetinin emigrierte m​it seiner Frau n​ach Paraguay. Er n​ahm am Chacokrieg teil.

Einzelnachweise

  1. Л. И. Львов: Русские летчики на Балканах (abgerufen am 14. Oktober 2020).
  2. Курдюков А.: Крылья войны. К 100-летию боевого крещения российской военной авиации (abgerufen am 14. Oktober 2020).
  3. Авиазавод С. С. Щетинина (Первое Российское Товарищество Воздухоплавания — ПРТВ) (abgerufen am 10. Oktober 2020).
  4. АННОТИРОВАННЫЙ ИМЕННОЙ СПИСОК ЧЛЕНОВ ОСОБОГО СОВЕЩАНИЯ И ПРИГЛАШЕННЫХ ЛИЦ (abgerufen am 14. Oktober 2020).
  5. За 100 лет до Коломойского. Как губернатор Екатеринослава создал «удельное княжество» с добробатами и кафешантаном (abgerufen am 14. Oktober 2020).
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