Sempervivum globiferum
Sempervivum globiferum, auch Gewöhnliche Fransenhauswurz genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Sempervivum und der Sektion Jovibarba in der Familie Dickblattgewächse (Crassulaceae) in der Ordnung Steinbrechartigen (Saxifragales).
Sempervivum globiferum | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Sempervivum globiferum subsp. hirtum | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sempervivum globiferum | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Sempervivum globiferum erreicht blühend eine Höhe von 8 bis 35 cm. Der Durchmesser der Rosetten der Gewöhnlichen Fransenhauswurz beträgt 0,5 bis – in Ausnahmefällen – 7 cm. Die Rosetten sind normalerweise grünlich bis bleich-gelbgrün und die Rosettenblätter an ihren Spitzen oder Außenseiten meist mehr oder weniger rot bis rotbraun gefärbt. Mitunter sind sie – wie bei der Unterart Allionis Fransenhauswurz – flaumig-drüsig behaart. Ihre Tochterrosetten entstehen kugelförmig an kurzen, fadenförmigen Stolonen auf der Mutterrosette, oft an den mittleren Axillen, sie lösen sich leicht und bilden dann Tochterrosetten.
Sempervivum globiferum blüht mit röhrig-glockenförmigen Blüten, die weißlich-gelb bis trüb-blassgelb gefärbt sind. Sie haben meist sechs, selten fünf oder sieben Petalen. Die Petalen sind stark gekielt und deren Ränder sind gefranst.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 38.[1]
Systematik und Verbreitung
Sempervivum globiferum ist in Mittelgebirgen nördlich und östlich der Alpen, in den Südwestalpen, den Ostalpen und in Osteuropa verbreitet.
Die Erstbeschreibung erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum.[2] Synonyme sind Jovibarba globifera (L.) J. Parn. und Sempervivum soboliferum Sims.
Es werden folgende Unterarten unterschieden:[3][4]
- Sempervivum globiferum subsp. allionii (Jord. & Fourr.) ’t Hart & B.Bleij („Allionis Fransenhauswurz“[5]):
Südwestalpen, Urgesteinszonen (Meeralpen, Gran-Paradiso-Gebiet) - Sempervivum globiferum subsp. arenarium (W.D.J.Koch) ’t Hart & B.Bleij (Syn.: Jovibarba arenaria (W.D.J. Koch) Opiz) („Zwerg-Fransenhauswurz“ bzw. „Sand-Fransenhauswurz“[5]):
Ostalpen - Sempervivum globiferum subsp. glabrescens (Sabr.) M.Werner[6] („Verkahlende Fransenhauswurz“):
östlich und nordöstlich der Alpen liegende Gebiete zwischen der Gulsen (Ostalpen) und den Ostkarpaten. - Sempervivum globiferum L. subsp. globiferum („Sprossende Fransenhauswurz“ bzw. „Sprossender Donarsbart“[5]):
in niederen Gebieten nördlich (Schwarzwald, Schwäbische Alb, Sudeten) und nordöstlich der Alpen (Tschechien, Polen, wohl auch weiter nach Nordosten ausstrahlend). - Sempervivum globiferum subsp. hirtum (L.) ’t Hart & B.Bleij („Kurzhaar-Fransenhauswurz“[5]):
Vorgebirge der Nördlichen und Östlichen Kalkalpen, Ostalpen, Karpaten. - Sempervivum globiferum subsp. lagarinianum (L.Gallo) R.Stephenson[7]:
Val Lagarina, Endemit. - Sempervivum globiferum subsp. preissianum (Domin) M.Werner[8] („Tatra-Fransenhauswurz“):
Tatra, Endemit.
Die Unterarten sind teils an unterschiedliches Substrat angepasst, so sind Allionis Fransenhauswurz, die Zwerg- bzw. Sand-Fransenhauswurz ausschließlich und die Tatra-Fransenhauswurz meist an saures Substrat gebunden, während die Kurzhaar-Fransenhauswurz so gut wie immer auf Kalk vorkommt. Die Verkahlende Hauswurz siedelt sowohl auf Kalk, aber auch z. B. auf Porphyr, ja sogar serpentinitischem Gestein. Auch die Sprossende Fransenhauswurz ist nicht strikt an bestimmtes Bodenmilieu gebunden.[4] Die Fransen-Hauswurz kommt oft in Felsgrus- und Felsband-Gesellschaften vor. Pflanzensoziologisch gesehen ordneten Oberdorfer et al.[9] sie – was für manche ihrer Taxa zutrifft – als die Charakterart des Sempervivetum soboliferae aus dem Verband Alysso-Sedion ein. Unter dem Alysso-Sedion versteht man laut Oberdorfer et al. eine „Pioniergesellschaft auf kalkreichen, meist flachen Felsgrusflächen und Felsaufstössen“, die im Fall mancher Taxa von Sempervivum globiferum von den beiden Fetthennen-Arten Sedum acre und Sedum sexangulare charakterisiert ist.[10] Manche Taxa kommen darüber hinaus auch in Pflanzengesellschaften des Verbands Cytiso-Pinion vor, also in boreal-subkontinentalen Kiefern-Steppenwäldern.
Verwechslungen
Als Sempervivum globiferum wurden zwischen 1778 und 2005 irrtümlich auch andere Taxa von Sempervivum bezeichnet, so in früherer Zeit Sempervivum wulfenii und Sempervivum ruthenicum.[11] Bis in heutige Zeit wurden auch flaumig behaarte Hauswurzen aus dem Kaukasus, Transkaukasus und der heutigen Türkei fälschlicherweise so benannt.[12]
Nutzung
Von dieser Art werden von Liebhabern sowohl die Unterarten und diverse Fundortformen, als auch Farbauslesen sowie Kreuzungen mit Sempervivum heuffelii (Sempervivum ×nixonii) kultiviert.
Bilder
- Sempervivum globiferum subsp. globiferum, Lochenstein, Schwäbische Alb, Deutschland, wächst hier auf Kalkgestein.
- Blütenstand von Sempervivum globiferum subsp. globiferum, Botanischer Garten, Wrocław (Polen)
- Rosetten von Sempervivum globiferum subsp. hirtum, Miesweg, Traunsee, Oberösterreich, Österreich
- Sempervivum globiferum subsp. hirtum, Mödlinger Klause, Niederösterreich
Literatur
- Henk ’t Hart, Bert Bleij, Ben Zonneveld: Sempervivum. In: Urs Eggli (Hrsg.): Sukkulenten-Lexikon. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3998-7, S. 355–357.
- Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nr. 4, 2010.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 485.
- Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1, Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 464, Digitalisat .
- Henk ’t Hart, Bert Bleij, Ben Zonneveld: Sempervivum. In: Urs Eggli (Hrsg.) Sukkulenten-Lexikon. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3998-7, S. 355–357.
- Vgl. hierzu Henk ’t Hart, Bert Bleij, Ben Zonneveld: Sempervivum. In: Urs Eggli (Hrsg.) Sukkulenten-Lexikon. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3998-7, S. 348 und 355–357, Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia – Die Fachzeitschrift der Fachgesellschaft andere Sukkulenten. Band 28, Nr. 4, 2010, S. 175–197 sowie Gérard Dumont: Sempervivophilia. Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 3. Mai 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , zu den deutschen Bezeichnungen der Arten und Unterarten ebenfalls Werner (2010, S. 175–197) und Robert Zander (Begr.), Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Handwörterbuch der Pflanzennamen. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5408-1, S. 479.
- Robert Zander: Zander. Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold. 18. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5408-1, S. 479.
- Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nr. 4, 2010, S. 194.
- Manuel Werner: S. globiferum (Syn.: Jovibarba globifera) bei Spiazzi Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 6. Juli 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nr. 4, 2010, S. 191.
- Pflanzensoziologische Exkursionsflora, 6. Auflage, Stuttgart 1990
- https://www.infoflora.ch/de/lebensraeume/phytosuisse/3421-alysso-sedion_albi.html
- Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nr. 4, 2010, S. 169 f., 176, 179.
- Philipp Neeff: Beiträge zur Taxonomie der Gattung Sempervivum L. (Crassulaceae) unter besonderer Berücksichtigung der in Kleinasien vorkommenden Sippen. Dissertation, Universität Duisburg-Essen, 2005, S. 3, 115 f. (PDF-Datei).