Seifersdorfer Grund
Der Seifersdorfer Grund ist ein aus Gneisgestein bestehendes Kerbtal der Roten Weißeritz bei Dippoldiswalde im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, das sich an den Spechtritzgrund im Rabenauer Grund anschließt und diesen mit der Talsperre Malter verbindet.[1] Er ist seit 1974 als Teil des Landschaftsschutzgebietes Tal der Roten Weißeritz ausgewiesen.
Lage
Als Seifersdorfer Grund wird der Abschnitt zwischen der Sperrmauer der Talsperre Malter und dem Langegrundbach, der die Grenze zum Spechtritzgrund darstellt, bezeichnet. Zwischen der Ortschaft Seifersdorf und dem Spechtritzgrund wird er auch als Teilstück des oberen Rabenauer Grundes benannt, wobei der andere Teil in Richtung Sperrmauer den eigenständigen Namen trägt. Felsformationen zeigen sich an beiden Seiten, durch die sich über Millionen von Jahren die Rote Weißeritz ihr Flussbett geschaffen hat.
Einmündende Nebenflüsse sind der Gründelbach, der Goldgrubenbach, der Dorfbach in Seifersdorf, der Mittelgrundbach, der Langegrundbach, der Vorderegrundbach sowie kleinere Zuflüsse. Ein Mühlgraben führt das Wasser von der Talsperre Malter zum Wasserkraftwerk Seifersdorf und zur ehemaligen Stuhlmühle.
Geschichte
Im Jahre 1501 wird die Seifersdorfer Mühle mit dem dazugehörigen nach einer Hufe gerechneten Lande erstmals erwähnt, 1470 die Brettmühle auf der Brettmühlwiese unter dem Besitzer Simon Kohl. 1664 wird sie zur Hälfte dem Caspar Pellmann und zur anderen Christoph Kohl gehörig beschrieben, 1681 wird die Brettmühle letztmals unter dem Besitzer Christoph Proze genannt, der alle Grundstücksteile der Mühle aufkaufte. Im Jahre 1700 verkaufte Christoph Proze die Brettmühlwiese und weitere dazugehörende Wiesenstücken an Samuel Proze, 1706 die Wiesen an den Seifersdorfer Mühlenbesitzer Christian Pfund, 1708 verkaufte dieser die Wiesen an den Kursächssichen Hofapotheker Gottfried Ernst Werner, 1714 erkaufte diese der Freigutbesitzer von Kleinölsa Gottfried Grawert, 1785 erkaufte die Familie Pfundt die Wiesen von Johann Georg Wolf auf Kleinölsa wieder auf. Unterhalb dieser entstanden 1864 eine Knochen- und eine im selben Jahr vom Müller Christian Karl Pfundt genannte danebenstehende Ölmühle, welche beiden 1880 Ernst Julius Berger, 1887 Büttner und Riemschneider und 1888 Franz Ferdinant Riemschneider allein aus Dresden gehörte, aus denen das 1903 erstmals erwähnte unter dem Besitzer Johannes Konrad Theodor Haßler in Augsburg, (Besitzer seit 1900) Berta Mathilde Wilhelmine Haßler (Besitzerin seit 1905) und 1912 durch die Bau- und Betriebsgesellschaft für Zentralanlagen Stelzenmüller aus Chemnitz (Besitzer seit 1907) umgebaute Elektrizitätswerk entstand.[2]
Die Gebäude wurden 2004 abgetragen und 2005 das heutige Wasserkraftwerk eingeweiht. 1887 entstand die Stuhlbaumühle von Ernst Julius Oesterreich (* 9. September 1856 Großölsa), 1897 übernahm die in diesen Jahr gegründete Firma Robert Julius Tietze und August Emil Legler (* 5. Dezember 1846 Seifersdorf) die Stuhlbaumühle und erweitere diese durch Anbauten und Nebengebäude in den Jahren 1897/1901. Teile von diesem Mühlgraben und dem zur Seifersdorfer Mühle sind noch vorhanden. 1882 wurde die Bahntrasse der Weißeritztalbahn von Hainsberg nach Kipsdorf durch den Grund geschaffen, wofür die erste Segmentbogenbrücke aus Stampfbeton in Deutschland, durch die Firma Dyckerhoff & Widmann entstand. Am 30. Oktober 1882 fuhr der erste Zug, am 24. April 1912 wurde die neue, oberhalb liegende Trasse eingeweiht, für welche die Brücken über den Langegrund 1910, die über die Weißeritz am Bahnhof Seifersdorf 1911 und die über den Goldgrubengrund im Jahre 1911 fertiggestellt wurde. Bis zur Demontage der alten Gleisanlage 1914 fuhren Güterzüge zum Talsperrenbau, seitdem wird ein Hauptteil des alten Bahndamms als Wanderweg genutzt. 1896 wurde vom Gasthaus Zum Weißeritztal (1870 erbaut) in Seifersdorf der erste Fuß-/Wanderweg nach Spechtritz angelegt, der oberhalb der Bahntrasse verlief, bis auf ein Teilstück entlang der Roten Weißeritz, das heute noch dafür genutzt wird. Der an der alten Bahnbrücke gegenüber der Weißeritz hervorragende Felsen wurde in früheren Zeiten Rabenstein genannt, seit Anfang des 19. Jahrhunderts trägt er der Sage nach den Namen Trompeterfelsen.
Landschaftsschutz
Von der Sperrmauer der Talsperre Malter einschließlich des Gründel, Teilen des Dorfes Seifersdorf, Mittelgrund, Lange-Grund, Spechtritzgrund, Lübauer Gründel bis zur Rabenauer Mühle wurde das Gebiet am 4. Juli 1974 unter dem Namen „Tal der Roten Weißeritz“ unter Schutz gestellt. Artenreiche Wiesen mit Wasserquellen, Waldabschnitten und verschiedenen Tierarten sind im Grund zu finden. Zudem liegt es im FFH-Gebiet „Täler von Roter Weißeritz und Oelsabachtal“[3] und dem Europäischen Vogelschutzgebiet „Weißeritztäler“[4] des Natura 2000.
Literatur
- Naturpark Rabenauer Grund. Meißner Druckhaus, Zweigwerk Wilsdruff 1955
- Rabenauer Grund, Talsperre Malter und Klingenberg. VEB F.A Brockhaus Verlag, Leipzig 1967
- Unser Kleines Wanderheft. Die Weißeritztalsperren. VEB Bibliographisches Institut, Leipzig 1954
- Seifersdorf unsere Heimat. Mit überarbeiteter Ausgabe bis 2006. Wagner Digitaldruck und Medien GmbH, Nossen 2007
Einzelnachweise
- Rabenauer Grund. In: Zwischen Tharandter Wald, Freital und dem Lockwitztal (= Werte unserer Heimat. Band 21). 1. Auflage. Akademie Verlag, Berlin 1973, S. 118.
- Über Seifersdorf: Aus Chroniken und Berichten (Memento vom 9. Juni 2017 im Internet Archive), Heimat- und Feuerwehrverein Seifersdorf, abgerufen am 21. November 2015.
- Iris John: Täler der Roten Weißeritz und Oelsabachtal. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Außenstelle Kamenz), abgerufen am 27. Juni 2021.
- Heiner Blischke: Weißeritztäler. Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (Referat 62: Artenschutz), abgerufen am 27. Juni 2021.