Sechsstreifen-Langschwanzeidechse
Die Sechsstreifen-Langschwanzeidechse (Takydromus sexlineatus) ist eine Tierart aus der Gattung der Schnellläufer-Eidechsen (Takydromus). Sie ist ein typischer Vertreter der Echten Eidechsen (Lacertidae). Die Art ist leicht an ihrem überproportional langen Schwanz, der ungefähr 5/6 der Gesamtlänge einnimmt, und an der lebhaften schwarz-weißen Längsstreifenzeichnung im männlichen Geschlecht zu erkennen.
Sechsstreifen-Langschwanzeidechse | ||||||||||||
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männliche Sechsstreifen-Langschwanzeidechse (Takydromus sexlineatus ocellatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Takydromus sexlineatus | ||||||||||||
Daudin, 1802 |
Merkmale
Adulte Takydromus sexlineatus besitzen eine Kopf-Rumpf-Länge (KRL) von etwa acht Zentimeter, erreichen aber durch den enorm langen namengebenden Schwanz eine Gesamtlänge (GL) von über 30 Zentimeter.
Die Art ist gattungstypisch sehr schlank gebaut, der Kopf ist klein, deutlich länger als breit und für Eidechsen typisch nur wenig vom Körper abgesetzt.
Männliche Tiere besitzen zwei Hemipenes in der Kloakenregion, die zur Paarung ausgestülpt werden. Durch diese, in eigenen Hauttaschen (Hemipenistaschen) liegenden Organe erscheint die Schwanzwurzel verdickt.
Die großen Füße und der lange Schwanz dienen der Gewichtsverteilung und Stabilisierung und ermöglichen es den Tieren, auch sehr dünne Grashalme in ihrem Habitat zu besteigen, ohne diese umzuknicken. Auch können sich die Tiere durch das Abstützen mit dem Schwanz auf die Hinterbeine erheben und aus dieser Position hohe Sprünge bewältigen.
Die Färbung setzt sich aus lebhaft kontrastierenden Weiß-, Braun- und Schwarztönen zusammen, wobei die Männchen häufig eine intensivere und kontrastreichere Farbgebung aufweisen. Einige Population zeigen hellgrüne Flanken. Männchen der Unterart T. s. ocellatus weisen darüber hinaus weiße Ocellenflecken an den Flanken auf, die den Weibchen fehlen. Bei der Nominatform T. s. sexlineatus ist dieses Merkmal nicht oder nur sehr schwach ausgeprägt.
Die Art ist in der Lage, ihren Schwanz bei Gefahr abzustoßen (Autotomie). Das fehlende Organ wächst nach und beeinträchtigt das Tier in gesundheitlicher Hinsicht nur wenig.
Vorkommen und Lebensweise
Die Sechsstreifen-Langschwanzeidechse verfügt über ein sehr großes Verbreitungsgebiet in Süd- und Südostasien, das sich von Indien über Südchina, Birma und Thailand bis zur malaiischen Halbinsel und sogar nach Indonesien erstreckt. Typischerweise findet man die Art auf hohen Wiesen und in lichten Wäldern, wo sie vorwiegend die untere Krautschicht bewohnt.
Takydromus sexlineatus ist ein sehr flinker tagaktiver Jäger, der sich vorwiegend von kleinen Insekten ernährt. Beutetiere werden mit einer schnellen Vorwärtsbewegung des gesamten Körpers erbeutet und unzerkaut verschluckt. Dabei können die kleinen Echsen auch Beutetiere beträchtlicher Größe verzehren. Nach dem Mahl reinigt der kleine Jäger sein Maul durch ausgiebiges Belecken mit der langen, beweglichen Zunge.
Das innerartliche Territorialverhalten ist bei beiden Geschlechtern in der Regel nur schwach ausgeprägt.[1]
Fortpflanzung
Über die Fortpflanzung dieser Art im Freiland ist nur wenig bekannt; die meisten Erkenntnisse beruhen auf Beobachtungen in der Terrarienhaltung. Hier zeigt sich die Paarungsbereitschaft vor allem nach einer kühleren und trockeneren Periode, nach der durch häufiges Sprühen die Luftfeuchtigkeit erhöht wird. Das Männchen leitet die Paarung durch einen Biss in die Flanken- oder Beckenregion des Weibchens ein, die Kopulation selbst dauert nur etwa zwei Minuten. Die Weibchen produzieren vier bis sechs Gelege pro Jahr, die in einem zeitlichen Abstand von zwei bis sechs Wochen abgelegt werden. Ein Gelege besteht aus zwei bis drei (bei T. s. ocellatus zwei bis fünf) Eiern, die an geschützten Stellen gelegt oder im feuchtwarmen Substrat vergraben werden. Die etwa sieben bis acht Zentimeter (GL) langen Jungtiere schlüpfen bei Temperaturen um 25 °C nach 40 bis 50 Tagen. Sie weisen rötliche Schwanzspitzen auf und ähneln in der übrigen Färbung adulten Weibchen.[2] Männliche T. sexlineatus zeigen oft einen ausgeprägten Sexualtrieb und stellen paarungsbereiten Weibchen intensiv nach.
Takydromus sexlineatus gilt, sofern die richtigen Haltungsparameter eingehalten werden, als leicht züchtbar.
Systematik
Takydromus sexlineatus gilt aufgrund von morphologischen und osteologischen Merkmalen als modernster Vertreter der Schnellläufer-Eidechsen. Die Verwandtschafts- und Entwicklungsverhältnisse von T. sexlineatus innerhalb der Gattung lassen sich anhand eines Kladogramms nach Arnold 1977 und Chou et al. 2001 darstellen:
Platyplacopus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Takydromus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. amurensis | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Takydromus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. tachydromoides | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. wolteri | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. hsuehshanensis | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. formosanus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. septentrionalis | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. khasiensis | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. sexlineatus sexlineatus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. sexlineatus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
T. sexlineatus ocellatus | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Unterarten
- Takydromus sexlineatus sexlineatus (Daudin, 1802)
- Vorkommen: NO-Indien, Myanmar bis Indonesien in immergrünen Regenwäldern.
- 4 Rückenschuppen-Längsreihen zwischen den Vordergliedmaßen
- 10 Schuppen-Längsreihen auf der Unterseite
- glatte Kopfoberseite
- 1–2 Femoralporen pro Seite
- Flanken ohne Zeichnung
Angaben nach [2]
- Takydromus sexlineatus ocellatus (Cuvier, 1829)
- Vorkommen: Südchina, Laos, Vietnam, Kambodscha in regengrünen Feuchtwäldern und feuchten Grassavannen.
- 6 Rückenschuppen-Längsreihen zwischen den Vordergliedmaßen
- 10–14 Schuppen-Längsreihen auf der Unterseite
- raue Kopfoberseite
- 1 Femoralpore pro Seite
- Flanken im männlichen Geschlecht mit Ocellenzeichnung
Angaben nach [2]
Über das genaue Verbreitungsgebiet der anerkannten Unterarten und dessen Grenzen herrscht Unklarheit. Es gibt Hinweise auf ein sympatrisches Vorkommen der Unterarten in Vietnam, was auf eine artliche Eigenständigkeit von T. s. ocellatus hindeuten könnte.[3]
Literatur
- Uwe Schlüter: Die Langschwanzeidechsen der Gattung Takydromus. Pflege, Zucht und Lebensweise. Kirschner und Seufer, Keltern-Weiler 2003, ISBN 3-9804207-6-0.
Weblinks
- Takydromus sexlineatus bei DahmsTierleben
- Takydromus sexlineatus In: The Reptile Database
- Takydromus sexlineatus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: Auliya, M., 2009. Abgerufen am 30. Januar 2014.
Einzelnachweise
- U. Schlüter: Die Langschwanzeidechsen der Gattung Takydromus. 2003, S. 18.
- U. Schlüter: Die Langschwanzeidechsen der Gattung Takydromus. 2003, S. 77 ff.
- U. Schlüter: Die Langschwanzeidechsen der Gattung Takydromus. 2003, S. 11, nach einem Zitat von Ziegler et al. 1998, 1999