Schwingel
Die Schwingel (Festuca) sind eine Pflanzengattung innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die Gattung Festuca ist mit 633[1] Arten weltweit verbreitet (Kosmopolit).
Schwingel | ||||||||||||
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Schaf-Schwingel (Festuca ovina agg.), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Festuca | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Festuca-Arten sind krautige Pflanzen. Sie sind ausdauernd. Sie bilden Horste oder wachsen rasenförmig. Die Blätter sind gefaltet, eingerollt oder flach. Die Blattscheiden sind offen oder geschlossen. Die Halme sind unverzweigt.[2]
Generative Merkmale
Festuca-Arten sind Rispengräser. Ihre Ährchen sind gestielt und bestehen aus (2-)4 oder wenigen Blütchen; sie sind von der Seite zusammengedrückt. Von den zwei Hüllspelzen ist die untere einnervig; die obere ist breiter und gewöhnlich dreinervig. Die Deckspelze ist am Rücken abgerundet, sie ist nicht gekielt und trägt oft eine Granne an der Spitze. Die Hüllspelze ist häutig. Es sind drei Staubblätter vorhanden. Die Frucht ist frei oder mit Vorspelze oder Deckspelze verwachsen.[2]
Arten (Auswahl)
Eine vollständige Artenliste findet sich bei R. Govaerts.[3]
In Mitteleuropa kommen folgende Arten vor:
- Alpen-Schwingel (Festuca alpina Suter): Er gedeiht in europäischen Gebirgen von den Pyrenäen über die Alpen bis zur Tatra.
- Wald-Schwingel (Festuca altissima All.): Das weite eurasische Verbreitungsgebiet reicht von Europa über den Kaukasusraum und Zentralasien bis Sibirien.
- Amethyst-Schwingel (Festuca amethystina L.): Das Verbreitungsgebiet reicht von Europa bis zur Türkei und zum Kaukasusraum.
- Apennin-Schwingel (Festuca apennina De Not.; auch als Unterart subsp. apennina (De Not.) Hack. ex Hegi zu Festuca pratensis): Er gedeiht in den Alpen, im Apennin, auf Sizilien, Slowenien und in den Karpaten.
- Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea Schreb.); Verbreitungsgebiet: Europa, Türkei
- Trespen-Federschwingel (Festuca bromoides L., Syn.: Vulpia bromoides (L.) Gray): Er kommt in Makaronesien, von Europa bis zum Kaukasus, von der Sahara bis Kenia, im südwestlichen Kamerun und auf der südwestlichen Arabischen Halbinsel vor.[3]
- Haar-Schwingel (Festuca filiformis Pourr., Syn.: Festuca tenuifolia Sibth.): Er kommt von Europa bis zum Kaukasus und in Nordwestafrika vor.[3]
- Riesen-Schwingel (Festuca gigantea (L.) Vill.); Verbreitungsgebiet: Europa, Kaukasusraum, Zentralasien, Sibirien
- Harter Schwingel (Festuca guestfalica Boenn. ex Rchb.): Er kommt in Nordwest- und in Mitteleuropa vor.[3]
- Felsen-Schwingel (Festuca halleri All.); Verbreitungsgebiet: Alpen von Frankreich, Schweiz, Italien, Österreich und dem früheren Jugoslawien.[3]
- Verschiedenblättriger Schwingel (Festuca heterophylla Lam.): Er kommt in Europa, in der Türkei und im Kaukasusraum vor.
- Mittlerer Felsen-Schwingel (Festuca intercedens (Hack.) Lüdi ex Becherer): Verbreitungsgebiet: Alpen von Frankreich bis Slowenien, fehlt in Deutschland
- Jura-Schwingel (Festuca jurana Gren. ex Nym., Syn.: Festuca pulchella subsp. jurana (Gren.) Markgr.-Dann.): Er gedeiht nur im Jura und in den Alpen.
- Schlaffer Schwingel (Festuca laxa Host): Er gedeiht nur in den Südostalpen.
- Mäuseschwanz-Federschwingel (Festuca myuros L., Syn. Vulpia myuros (L.) C.C.Gmel.): Er kommt von Europa bis Taiwan und Sri Lanka und von Makaronesien bis zur Arabischen Halbinsel und Kenia vor.[3]
- Norischer Schwingel (Festuca norica (Hack.) K. Richt.); Verbreitungsgebiet: Ostalpen, Slowenien, Österreich, Schweiz, Deutschland, Italien
- Schaf-Schwingel (Festuca ovina agg.): eine Artengruppe mit zahlreichen Kleinarten, beispielsweise:
- Galmei-Schaf-Schwingel (Festuca aquisgranensis Patzke & G.K.Br.); Verbreitungsgebiet: Belgien
- Raublättriger Schaf-Schwingel (Festuca brevipila R.Tracey); Verbreitungsgebiet: Europa, vielfach verschleppt, synanthrop in Nordamerika und Australien
- Eigentlicher Schaf-Schwingel (Festuca ovina L.)
- Bleicher Schwingel (Festuca pallens Host): Er kommt in Mittel- und in Osteuropa vor.[3]
- Gold-Schwingel (Festuca paniculata (L.) Schinz & Thell.); Verbreitungsgebiet: Europa, Nordafrika. Er wird von manchen Autoren auch als Patzkea paniculata (L.) G.H.Loos in die Gattung Patzkea gestellt.[3]
- Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis Huds.): Er ist in Eurasien weitverbreitet.
- Dunkelvioletter Schwingel oder Schwärzlicher Schwingel (Festuca puccinellii Parl.; Syn.: Festuca nigricans (Hack.) K.Richt.); Verbreitungsgebiet: Alpen, Apennin, Jura
- Schöner Schwingel (Festuca pulchella Schrad.); Verbreitungsgebiet: Alpen und Jura
- Niedriger Schwingel (Festuca quadriflora Honck., Syn.: Festuca pumila Vill.); Verbreitungsgebiet: Pyrenäen, Alpen, Jura
- Ritschls Schwingel (Festuca ritschlii (Spribille) Patzke & G.H.Loos, Syn.: Festuca amethystina subsp. ritschlii (Spribille) Lemke ex Markgr.-Dann.), benannt nach dem Lehrer in Posen, Georg Adolf Ritschl (1816–1866); Verbreitungsgebiet: Bayern, Tschechien, Slowakei, Polen. Wird von manchen Autoren aber auch nur als Synonym zu Festuca amethystina L. gestellt.[3]
- Rot-Schwingel (Festuca rubra agg.), eine Artengruppe mit mehreren Kleinarten, beispielsweise:
- Dünen-Rot-Schwingel (Festuca arenaria Osbeck, Syn.: Festuca rubra subsp. arenaria (Osbeck) F.Areschoug); Verbreitungsgebiet: Küste von Nordwest- und Nordeuropa, Baltikum
- Flachblättriger Rot-Schwingel (Festuca heteromalla Pourr.)
- Horst-Rot-Schwingel (Festuca nigrescens Lam.)
- Gewöhnlicher Rot-Schwingel (Festuca rubra L.)
- Salzwiesen-Rot-Schwingel (Festuca salina Natho & Stohr)
- Haarblättriger Rot-Schwingel (Festuca trichophylla (Ducros ex Gaudin) K.Richt.)
- Binsen-Rot-Schwingel (Festuca unifaria Dum., Syn.: Festuca rubra subsp. juncea (Hack.) K.Richt.)
- Gämsen-Schwingel (Festuca rupicaprina (Hack.) Kern.): Er gedeiht in den Zentralalpen und Ostalpen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und im früheren Jugoslawien.[3]
- Violett-Schwingel (Festuca violacea Schleicher ex Gaudin): Sie kommt in vier Unterarten in Mittel- und Südosteuropa vor.[3]
Weitere Arten aus Europa (Auswahl):
- Bunt-Schwingel Festuca bosniaca Kumm. & Sendtn.: Das Verbreitungsgebiet ist Amphi-Adriatisch und er kommt in Bulgarien sowie Serbien vor.
- Blau-Schwingel (Festuca cinerea Vill.); Verbreitungsgebiet: Südostfrankreich, Nordwestitalien
- Festuca eskia Ramond ex DC.: Sie gedeiht nur in den Pyrenäen.
- Festuca flavescens Bellardi: Sie kommt in den Südwestalpen von Frankreich und Italien vor.[3]
- Bärenfell-Schwingel (Festuca gautieri (Hack.) K.Richt.): Er kommt nur in Südwestfrankreich sowie Nordostspanien vor.
- Borstenschwanzgras (Festuca incurva (Gouan) Gutermann, Syn.: Psilurus incurvus (Gouan) Schinz & Thell., Psilurus nardoides Trin.): Die Art kommt vom Mittelmeergebiet bis Zentralasien und Pakistan vor.[3]
- Festuca panciciana (Hack.) K.Richt.: Sie gedeiht nur auf der nördlichen sowie zentralen Balkanhalbinsel.[4]
- Festuca polita (Halácsy) Tzvelev var. cretica Markgr.-Dann.: Dieser Endemit kommt nur auf Kreta vor.
- Festuca scabriculmis (Hack.) K.Richt.: Sie kommt in den Südalpen von Frankreich, der Schweiz und Italien vor.[3]
- Brutknospen-Schwingel (Festuca vivipara (L.) Sm.); Verbreitungsgebiet: Nordeuropa, Sibirien, Nordamerika, Grönland.
Weitere Arten außerhalb Europas (Auswahl):
- Festuca abyssinica A.Rich.: Afrika[3]
- Festuca acanthophylla É.Desv.: Chile und Argentinien[3]
- Festuca asplundii E.B.Alexeev: Kolumbien und Ecuador[3]
- Festuca borissii Reverd.: Sibirien bis Zentralasien[3]
- Festuca californica Vasey: Oregon und Kalifornien[3]
- Festuca cundinamarcae E.B.Alexeev: Kolumbien[3]
- Festuca dichoclada Pilg.: Kolumbien und Peru[3]
- Festuca elata Keng ex E.B.Alexeev: Südliches China[3]
- Festuca hawaiiensis Hitchc.: Hawaii[3]
- Festuca humbertii Litard. & Maire: Marokko[3]
- Festuca japonica Makino: China bis gemäßigtes Ostasien[3]
- Festuca lenensis Drobow: Sibirien bis Russlands Ferner Osten, Subarktisches Amerika[3]
- Festuca markgrafiae Veldkamp: Neuguinea[3]
- Festuca mekiste Clayton: Bioko, Kamerun, Äthiopien und Kenia[3]
- Festuca nepalica E.B.Alexeev: Nepal[3]
- Festuca polycolea Stapf: Himalaja[3]
- Festuca richardii E.B.Alexeev: Äthiopien[3]
- Festuca schischkinii Krivot.: Kirgisistan[3]
- Festuca subulata Trin.: Alaska bis Mexiko[3]
- Festuca werdermannii St.-Yves: Chile und Argentinien[3]
- Festuca xenophontis Markgr.-Dann.: Nordöstliche Türkei[3]
- Festuca yemenensis E.B.Alexeev: Jemen.[3]
Manche Autoren stellen beispielsweise die folgenden Arten nicht zu Festuca, sondern zu Lolium:[3]
- Festuca arundinacea Schreb. => Lolium arundinaceum (Schreb.) Darbysh.
- Festuca gigantea (L.) Vill. => Lolium giganteum (L.) Darbysh.
- Festuca mazzettiana E.B.Alexeev => Lolium mazzettianum (E.B.Alexeev) Darbysh.
- Festuca pratensis Huds. => Lolium pratense (Huds.) Darbysh.
Nutzung
Am bekanntesten ist der Rot-Schwingel (Festuca rubra), da er in vielen Rasenmischungen vorkommt. Aufgrund seines sehr feinen Blattes und des dichten Wuchses eignet sich der Rot-Schwingel für anspruchsvolle Rasenflächen. In Landschaftsrasenmischungen findet Festuca ovina als trockenheitsverträgliche Art Verwendung.
Als Ziergräser werden weitere Arten in Staudenpflanzungen verwendet. Als niedrige Horstgräser nutzt man Festuca glauca und Festuca ovina, als polsterförmig wachsende Art Festuca scoparia und als hohes Horstgras Festuca mairei.
Literatur
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Unsere Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsen. 11. Auflage. Kosmos, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07613-X.
- Ernst Klapp (Begr.), Peter Boeker: Taschenbuch der Gräser. 11., überarb. Auflage. Paul Parey, Berlin/Hamburg 1983, ISBN 3-489-60810-0.
- Walter Erhardt, Erich Götz, Nils Bödeker, Siegmund Seybold: Der große Zander. Enzyklopädie der Pflanzennamen. Band 2. Arten und Sorten. Eugen Ulmer, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8001-5406-7, S. 1415–1417. (Deutschsprachige Trivialnamen)
- Hans Joachim Conert: Festuca. Hans Joachim Conert (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 3., völlig neubearbeitete Auflage. Band I. Teil 3: Spermatophyta: Angiospermae: Monocotyledones 1(2). Poaceae (Echte Gräser oder Süßgräser). Parey Buchverlag, Berlin 1998, ISBN 3-8263-2868-X, S. 530–633 (erschienen in Lieferungen 1979–1998 7. und 8./9. Lieferung, 1994 und 1996).
- Ingeborg Markgraf-Dannenberg: Festuca L., Seite 125–153. In: Thomas Gaskell Tutin et al.: Flora Europaea. Band 5 Cambridge University Press 1980, ISBN 0-521-20108-X.
Einzelnachweise
- Catalogue of Life: https://www.catalogueoflife.org/col/browse/tree/id/8092787680d53b019dad8c5ff2181fbe
- I. Markgraf-Dannenberg: Festuca L. In: Thomas Gaskell Tutin u. a.: Flora Europaea. Band 5, Seite 125–153. Cambridge University Press 1980. ISBN 0-521-20108-X
- Rafaël Govaerts (Hrsg.): Festuca. In: World Checklist of Selected Plant Families (WCSP) – The Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew, abgerufen am 12. Juni 2020.
- T. G. Tutin (Hrsg.) 1980: Flora Europaea., Band 5, Alismataceae to Orchidaceae (Monocotyledones). ISBN 0-521-20108-X. Hier S. 149