Schweinfurter Schlachtschüssel
Die Schweinfurter Schlachtschüssel ist ein traditionelles Brauchtum in Schweinfurt und dem Schweinfurter Umland. Es handelt sich um eine besondere Art einer Schlachtplatte (fränkisch als Schlachtschüssel bezeichnet).
Ablauf
Die „Schweinfurter Schlachtschüssel“ ist keine übliche Schlachtplatte, sondern eher ein Fest in einer großen, geselligen Tafelrunde. Die Schweinfurter Schlachtschüssel findet sich auf keiner Speisekarte. Es ist eine Mindestanzahl von Essern erforderlich, der Ablauf erfolgt gemäß überlieferten Ritualen.
Die wichtigste Besonderheit einer Schweinfurter Schlachtschüssel ist, dass nicht von Tellern, sondern von langen Holzbrettern direkt auf dem Tisch gegessen wird.
Es handelt sich hierbei um ein sehr deftiges Gericht, bei dem verschiedene Teile des Schweins – aufgeteilt in sieben „Gänge“ – gegessen werden. Das Fleisch wird dabei zuvor als Kesselfleisch gekocht und in folgender Reihenfolge serviert:
Bauchfleisch – Stichfleisch – Bug – Kamm – Kopffleisch mit Zunge, Ohr und Rüssel – Herz und andere Innereien – Nieren.
Die Schweineteile werden dabei direkt in der Mitte des Tisches platziert, so dass sich jeder am Tisch bedienen kann. Kalt gewordene oder aus anderen Gründen nicht mehr essbare Reste werden einfach in der Mitte des Tisches gelassen oder dorthin zurückgelegt. Diese Reste werden normalerweise nach jedem Gang wieder vom Tisch entfernt. Früher wurden sie anschließend zu Blut- oder Leberwurst verarbeitet und den Gästen im Anschluss an das Essen oder am nächsten Tag mitgegeben. Dies wird aus Gründen der Hygiene heute meist nicht mehr praktiziert.[1][2]
Zum Fleisch wird traditionell nur Sauerkraut, Salz und Pfeffer, Meerrettich und Bauernbrot gegessen. Der Meerrettich wird dabei fränkisch als Kren bezeichnet. Üblicherweise wird zu einer Schweinfurter Schlachtschüssel Frankenwein getrunken.[3]
Geschichte
Die Schweinfurter Schlachtschüssel ist ein Essen, das der Schweinfurter Metzgerwirt Georg Josua Schwanhäusser (1796–1876) im Gasthof Goldener Stern in der Oberen Gasse 36 im Jahre 1856 erstmals servierte. Später griffen dann auch andere Gastwirte aus Schweinfurt und dem Umland diese Idee auf und so wurde sie zu einem Brauch.
Durch die EU-Hygieneverordnung, die ab dem 1. Januar 2006 gültig ist, darf eine Schlachtschüssel, bei der das Fleisch direkt vom Brett gegessen wird, aus hygienischen Bedenken nicht mehr angeboten werden. Da die Schweinfurter Schlachtschüssel jedoch schon seit über 150 Jahren in dieser Form abgehalten wird, beansprucht sie für sich das Gewohnheitsrecht und kann in Schweinfurt als Form der Brauchtumspflege weiter durchgeführt werden.[4] Wegen dieses Brauchtumscharakters wird meist auch ein Schlachtschüssellied vor Beginn des Essens gesungen.
Die bislang größte Schlachtschüssel wurde 1991 anlässlich der 1200-Jahr-Feier der Stadt Schweinfurt mit mehr als 1200 Teilnehmern durchgeführt.
Literatur
- Karl H. Hennig: Zum Fressen gern: Die Schweinfurter Schlachtschüssel – Geschichte und Geschichten. Reimund Maier, Schweinfurt 2005, ISBN 978-3926300546
Weblinks
- Internetauftritt der Stadt Schweinfurt: Schweinfurter Schlachtschüssel
- Informationsbroschüre mit einem Gedicht zur Schlachtschüssel (Memento vom 5. Januar 2009 im Internet Archive) (PDF-Datei; 3,27 MB)
- Beschreibung der Schweinfurter Schlachtschüssel (Memento vom 1. Februar 2010 im Internet Archive) beim BayStMLF