Schwalbennest (Uniform)
Die Schwalbennester waren vom 18. bis ins 20. Jahrhundert hinein ein traditioneller Bestandteil der Uniformen deutscher Militärmusiker. Sie wurden an den Schultern eingehakt oder eingenäht. An diesen waren Truppengattung und Dienststellung ablesbar.
Geschichte
Im Heer des deutschen Kaiserreichs waren die Schwalbennester von der Farbe des Kragens, in Reichswehr und Wehrmacht in Farbe der Truppengattung. Es gab unterschiedliche Schwalbennester für Spielmänner, Musiker und Trompeter sowie Bataillonshornisten. Sie wurden mit Haken außen auf Schulterhöhe des Trägers befestigt und waren abnehmbar. Gardetruppen (außer Train), seit 1919 dann alle Waffengattungen, trugen zusätzlich kurze Fransen aus Wolle oder Metall, Bataillonstamboure und Stabshoboisten/Musikmeister lange Kantille- bzw. Bouillonfransen.
Spielleute trugen Borten aus weißer (selten gelber) Wolle, Hoboisten etc. kennzeichneten Borten aus silberner oder goldener Unteroffizierstresse. Fußtruppen hatten acht senkrechte Borten, berittene Truppen und Maschinengewehr-Abteilungen sieben schräg gestellte. In Reichswehr und Wehrmacht trugen alle Truppengattungen sieben bzw. seit 1935 neun senkrechte Borten: Spielleute aus feldgrauer Wolle, Musiker aus mattsilberner Unteroffizierstresse. Ein weiterer Besatzstreifen begrenzte den unteren Rand des Schwalbennests.
Im Kaiserreich schmückten die Schwalbennester der Gardespielleute 5,5 cm lange Wollfransen, die Gardehoboisten etc. hatten 3 cm lange silberne Fransen. Die Stabshoboisten und Bataillonstamboure in Garde und Linie waren an 7 cm langen Kantillenfransen erkennbar. In Reichswehr und Wehrmacht trugen die Musiker (außer Spielleute) aller Truppengattungen kurze mattsilberne Fransen. 1923 wurde der Fransenbesatz offiziell abgeschafft, konnte aber aufgetragen werden; 1927 wurde er an der privaten Uniform wieder erlaubt.
Am Mantel wurden zu keiner Zeit Schwalbennester getragen. Von anderen Kleidungsstücken waren sie im Kampfeinsatz abzunehmen (Scharfschützengefahr).
Spielleute und Musiker der Marine trugen nur zur feldgrauen Uniform Schwalbennester von grünlich-blauer Farbe mit gelben Borten (Spielleute) bzw. goldfarbenen Tressen (Musiker). Zum Kieler Anzug waren sie an speziellen Abzeichen zu erkennen: In der Kaiserlichen Marine hatten Spielleute am linken Unterärmel zwei unten offene, spitzwinklige Bortenwinkel (gelb zum blauen, blau zum weißen Kieler Anzug), bei Musikern formte der obere Winkel eine ovale Schlaufenspitze aus. In Reichsmarine und Kriegsmarine entfielen die Bortenwinkel: Hoboisten waren nun an einem Tuchfleck aus Grundtuch mit eingewebter roter Lyra zu erkennen, Spielleute an dem Abzeichen „Sonderausbildung Spielmann“ (zwei unten offene rote Winkel, der obere mit Schlaufenspitze) und zusätzlich am Laufbahnabzeichen (Bootsmann oder Marineartillerie). Die Abzeichen waren am linken Oberärmel festzunähen.
In der nationalen Volksarmee der DDR trugen die Musikkorps noch Schwalbennester. Die Bundeswehr brach mit dieser Tradition, die Truppengattung Militärmusikdienst im Heer hat weiße Kragenspiegel und Litzen. Der Bundesgrenzschutz hingegen hatte die Schwalbennester zusammen mit anderen Uniformtraditionen übernommen; noch bis in die 1970er Jahre trugen die Grenzschutz-Musikkorps Schwalbennester.
Viele zivile Musikkapellen tragen an ihrer Uniform ebenfalls Schwalbennester.
- Hornisten / Blinker der Reichswehr
- Musikkorps der Wehrmacht vor der Neuen Wache in Berlin
- Musikkorps des Bundesgrenzschutz mit Schwalbennestern, 1961
- Schwalbennest bei einer Bergmannskapelle
- Schwalbennest der Spielleute (1910)
Literatur
- Brian L. Davis: Uniformen und Abzeichen des deutschen Heeres 1933–1945. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2. Auflage 1998, ISBN 3-87943-301-1.