Schmied von Essen
Der Schmied von Essen war ein Kriegerdenkmal zum Zweck der Kriegsnagelung im Essener Stadtkern. Es befand sich von 1915 bis 1918 auf dem Platz zwischen dem Hotel Handelshof und dem Essener Hauptbahnhof.
Geschichte
Das hölzerne Monument des Schmieds von Essen diente der Kriegsnagelung, was bedeutete, dass die Bürger hier Nägel oder kleine Tafeln einschlagen konnten, um Spenden zu sammeln und damit Kriegsopfern zu helfen. Dieser Brauch hatte sich ab 1915 aus Wien kommend in Massen ausgebreitet.
Kriegsmal
Der Entwurf zur etwa 3,5 Meter großen Figur des Schmieds von Essen stammt vom Berliner Bildhauer Ludwig Nick (1873–1936). Die die Figur umgebende Halle entwarf der Architekt Edmund Körner im Jahr 1915. Am 10. Juni 1915 gab es eine erste Vorstellung der Planung durch den damaligen Oberbürgermeister Wilhelm Holle.
Die Einweihung des Schmieds von Essen fand am 25. Juli 1915 zwischen dem Hotel Handelshof und dem nördlichen Bahnhofsvorplatz in der Essener Stadtmitte statt. Die Hollestraße gab es noch nicht, sie wurde 1922 als Hansastraße angelegt und erhielt 1932 ihren heutigen Namen.[1] Die Kompanie der Mülheimer 159er stellte sich zur Feierlichkeit auf und es fanden sich Abordnungen der Kriegervereine, Vertreter der Behörden und geladene Gäste ein, umsäumt von einer Zuschauermenge. Fräulein Maria Weinand sprach den Prolog und die Essener Männer sangen. Der Architekt Edmund Körner war dabei anwesend und Oberbürgermeister Holle forderte zur ersten Nagelung auf. Nachdem der Schmied enthüllt und die Deutsche Nationalhymne gesungen war, wurden erste Nägel eingeschlagen.[2]
Die Zeitungen schrieben auch vom Essener Schwertmann, denn der vor einem Eisernen Kreuz stehende, mit einem Schurzfell bekleidete Mann hielt in der linken Hand den Reichsschild und in der rechten ein Schwert. Diese zwei Zitate aus einer Rede von Kaiser Wilhelm II. befanden sich auf zwei Platten links und rechts direkt neben dem Schmied:
„Wir werden uns wehren bis zum letzten Hauch von Mann und Ross.“
und
„Noch nie wurde Deutschland überwunden, wenn es einig war.“
Das Wappen der Stadt Essen sowie das Logo der Friedrich Krupp AG, die drei Ringe, waren zu Füßen der Figur positioniert. Krupp wurde damals als Waffenschmiede des Deutschen Reiches bezeichnet. Der damalige Firmeninhaber Gustav Krupp von Bohlen und Halbach und seine Frau Bertha übernahmen die Kosten des gesamten Monuments von 12.000 Mark. Auch an der die Figur umgebenden Halle waren Texte angebracht. Links befand sich ein Sinnspruch aus dem 19. Jahrhundert, der übersetzt Wo Eisen liegt, wo Eichen wachsen, da wachsen auch Leute, die dazu passen bedeutet:
„Wo Isen Ligg Wo Erken Wass’t Dao Wass’t Auk Lu De Daobi.“
Auf der rechten Seite stand ein Zitat aus Goethes Des Epimenides Erwachen:
„Zusammen haltet euren Wert und euch ist niemand gleich.“
An weiteren Kosten für Nägel und Ansichtskarten beteiligten sich der Essener Beigeordnete Ortwin Grevel und der Diplomat Julius von Waldthausen.[3]
Kriegsnagelungen
Nachdem am ersten Tag 1387 Metallnägel in die Holzfigur und die seitlichen Platten eingeschlagen wurden, gab es später viele Nagelungsfeiern von Schulklassen, Vereinen oder Firmen. Auch einzelne Bürger waren immer gern gesehen. Beispielsweise rief der Stadtteil Rellinghausen am 31. Oktober 1915 ein eigenes Nagelfest ins Leben.[3] Auch am Abend war mit Hilfe von Scheinwerferlicht aus dem Hotel Handelshof heraus eine Nagelung gewährleistet. Am 9. Januar 1916 lud der Werksmeister-Verein Essen-Ruhr zur Nagelung, wobei das Erscheinen aller zur sogenannten Ehrenpflicht gemacht wurde.[4]
Am 17. Oktober 1918 lief die bis dahin rund drei Jahre andauernde Sammlung an Spenden durch die Nagelungen aus. Die Figur des Schmieds von Essen, die noch als Symbol des Kaiserreichs angesehen wurde, war nicht mehr gern gesehen und wurde eingelagert. Nachdem man sich 1915 hohe Ziele bezüglich der Spenden gesetzt hatte, kam über die gesamte Zeit abzüglich aller Kosten eine Spendensumme von rund 356.000 Mark zusammen, was einen Misserfolg bedeutete. Die Spenden sollten ursprünglich in die Kriegsfürsorge fließen, aber es wurde ein Großteil in Kriegsanleihen angelegt.[3]
Neuaufstellung im Grugapark
Die Figur des Schmieds von Essen wurde restauriert und fand nach Zwischenstation im Stadtgarten 1934 einen neuen Platz im Grugapark. Sie wurde oberhalb der Farbenterrassen zusammen mit einem Leuchtbrunnen aufgestellt.[3]
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Während des Zweiten Weltkriegs fiel die Figur des Schmieds von Essen den Kriegseinwirkungen zum Opfer. Sie wurde zusammen mit dem gesamten Grugapark zerstört, der von den Alliierten rund 500 Bombentreffer erhielt. Von der Figur haben keine Überreste die Zeit bis heute überdauert.[3]
Einzelnachweise
- Erwin Dickhoff: Essener Straßen. Hrsg.: Stadt Essen–Historischer Verein für Stadt und Stift Essen. Klartext-Verlag, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1231-1.
- Der Eiserne Mann der Gruga – Unterhaltung mit dem „Schmied von Essen“; In: Essener Anzeiger, 1934
- Simon Gerich: Kriegsnagelung Schmied von Essen stand am Hauptbahnhof; In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 10. August 2018
- Kruppsche Mitteilungen, Januar 1916