Hotel Handelshof
Das Hotel Handelshof ist ein historisches Hotel in der Innenstadt der Stadt Essen. Das aus Stahlbeton errichtete sechsgeschossige Gebäude steht seit 1985 unter Denkmalschutz. Es befindet sich am Willy-Brandt-Platz gegenüber dem Hauptbahnhof, am Anfang der Kettwiger Straße, mit der die Fußgängerzone in der Essener Innenstadt beginnt. Seit 1950 ist auf dem Dach der von dem modifizierten – aber in dieser Form heraldisch korrekteren – Essener Stadtwappen flankierte, beleuchtbare Schriftzug „Essen – die Einkaufsstadt“ angebracht.
Geschichte
An der heutigen Einmündung der Kettwiger Straße in den Willy-Brandt-Platz befand sich im Mittelalter das Kettwiger Tor in der Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissenen Essener Stadtmauer. 1861 wurde hier der Bahnhof der Bergisch-Märkischen Eisenbahn als Vorläufer des heutigen Hauptbahnhofs errichtet. Auf dem Grundstück des im 19. Jahrhundert entstandenen Hotels Zum Adler mit dem Adlerkeller wurde 1911/1912 der Handelshof nach Entwurf der Kölner Architekten Carl Moritz und Werner Stahl erbaut. Das Hotel Handelshof wurde 1913 eröffnet. Zu dieser Zeit befanden sich in den rund 350 Räumen des Gebäudes außer dem Hotel auch zwei Restaurants, ein Café, eine Konditorei, ein Kino sowie mehrere Läden und zahlreiche Büroräume.
Das Hotel wurde zu Beginn von den Eltern des 1902 in Essen geborenen Schauspielers Heinz Rühmann, Margarethe und Hermann Rühmann, geführt. Ein Schild an der Fassade des Gebäudes erinnert daran. Über die Dauer dieser Leitung gibt es in den Quellen unterschiedliche Angaben; sie war jedenfalls finanziell nicht erfolgreich und endete spätestens 1916, als die Mutter Rühmanns mit ihren Kindern nach der Trennung von ihrem Mann und dessen mutmaßlichem Suizid[1] nach München zog.
Nach den Rühmanns pachtete Otto Blau das Hotel. Unter seiner Leitung wurde es überregional bekannt. Zu dem Hotel gehobener Preisklasse gehörten ein Café und ein Restaurant, außerdem ein Bierkeller namens Löwenbräu und eine Weinstube. Es verfügte über 220 Zimmer. Es gab Kühe, die speziell für den Handelshof gehalten wurden. Der „rasende Reporter“, Journalist Egon Erwin Kisch, erwähnte 1920 in einem Bericht, den er über seinen Besuch in Essen schrieb, der Handelshof habe „respektable Ausmaße“. 1929 kam es zu einem Brand im Hotel.
Anlässlich eines Besuches des italienischen Ministerpräsidenten Benito Mussolini unter Hitlers Begleitung in Essen 1937 hängte man ein Transparent mit der Aufschrift „Herzlich Willkommen in der Waffenschmiede des Reiches“ am Handelshof auf. Im Zuge der Luftangriffe auf das Ruhrgebiet im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude schwer beschädigt, nach 1945 aber ohne wesentliche Veränderungen instand gesetzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde am 18. Juli 1947 im Handelshof die Lesehalle Die Brücke eingerichtet. Am 8. September 1952 öffnete das Hotel Handelshof mit 360 Betten erneut. Später wurde das Hotel umgebaut und unter Erhalt der Fassade komplett neu gestaltet. Am 21. April 1981 nahm es wieder den Betrieb auf. Zwischen dem 22. Februar 1983 und dem 7. Dezember 2015 gehörte es zur Schweizer Unternehmensgruppe Mövenpick. Der Name Handelshof wurde beibehalten.
In der Nacht zum 29. Oktober 1988 brannte es im Hotel aufgrund von Brandstiftung, so dass 280 Gäste evakuiert und umquartiert werden mussten.[2]
Im Jahre 2009 wurde das Hotel von der Stadt Essen im Zuge des Neubaus des Essener Stadions an die Firma SFO verkauft. Diese befindet sich im Besitz der Familie von Sylvia Ströher, Erbin der Gründerfamilie der Firma Wella.[3]
Am 16. Oktober 2010 stürzte das linke Stadtwappen (3 × 6 Meter groß) aus dem Schriftzug „Essen – Die Einkaufsstadt“ vom Dach herunter, wobei niemand zu Schaden kam.[4]
- Um 1915
- Um 1929
- Westflügel 2013
Inhaberwechsel 2015/2016
Bis Dezember 2015 gehörten zum Hotel: Jimmy’s Cocktailbar mit einem Angebot von über einhundert Sorten Whisky, ein Mövenpick-Restaurant, in dessen Räumen sich vor der Übernahme durch Mövenpick das gutbürgerliche Restaurant Kiepenkerl befand, sechs teilweise kombinierbare Konferenzräume sowie 198 Zimmer mit gehobener, zeitgemäßer Ausstattung, darunter mehrere geräumige Suiten. Im Gebäude befinden sich außerdem mehrere Einzelhandelsgeschäfte und die Touristikzentrale der Essen Marketing GmbH.
Am 10. Juni 2015 wurde bekannt, dass die Mövenpick-Gruppe allen Mitarbeitern zum Jahresende 2015 gekündigt hat und das Hotel schließt.[3] Mövenpick konnte sich nicht mit dem Eigentümerunternehmen SFO über eine Verlängerung des Pachtvertrages einigen. Das Mövenpick-Hotel schloss am 7. Dezember 2015.[5]
Die Hamburger Novum Hotel Group übernahm den Handelshof und pachtet ihn zunächst für 15 Jahre. Sie hat den Hotelbetrieb nach Renovierung im November 2016 wieder eröffnet und Novum Select Hotel Handelshof genannt. Damit bleibt die historische Bezeichnung Handelshof im Namen erhalten.
Weblinks
Einzelnachweise
- Anja Greulich, Guido Knopp: Heinz Rühmann. In: Guido Knopp (Hrsg.): Hitlers nützliche Idole. 1. Auflage. C. Bertelsmann Verlag, München 2007, ISBN 3-570-00835-5, S. 14 ff.
- Dominika Sagan: Brand im Handelshof: Essen entging 1988 einer Katastrophe. In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung. 28. Oktober 2018.
- Das Hotel im Handelshof schließt. Auf: DerWesten.de, 11. Juni 2015, abgerufen am 29. Oktober 2018.
- Ursache für Absturz des Stadtwappens noch unklar. Auf: DerWesten.de, 17. Oktober 2010, abgerufen am 28. Oktober 2018.
- Neuer Betreiber mietet Handelshof zunächst für 15 Jahre. Auf: DerWesten.de, 2. Dezember 2015, abgerufen am 29. Oktober 2018.