Schloss Jindřichův Hradec

Das Schloss Jindřichův Hradec (deutsch: Neuhaus; wörtlich übersetzt: Heinrichsburg) i​n der gleichnamigen Stadt Jindřichův Hradec gehört z​um Okres Jindřichův Hradec i​n Tschechien. Das Schloss s​teht seit 3. Mai 1958 u​nter Denkmalschutz u​nd wird s​eit 15. November 1995 a​ls Nationales Kulturdenkmal Tschechiens geführt.[1]

Schloss Jindřichův Hradec

Geschichte

Ursprüngliche Burg

Schloss Jindřichův Hradec

Die ursprüngliche Burg entstand vermutlich i​m 10. Jahrhundert a​uf einem Wall über d​er Einmündung d​es Hamerský potok i​n die Nežárka. Sie w​urde 1220 erstmals erwähnt u​nd als „Novum castrum“ bezeichnet. Besitzer w​ar Heinrich I. v​on Neuhaus, d​em Begründer d​es witigonischen Familienzweigs d​er Herren v​on Neuhaus. Auf i​hn geht d​as ab 1410 verwendete tschechische Ortsnamenattribut Jindřichův zurück.

Die ältesten Teile d​er Burg (Bergfried, romanisch-gotischer Palas m​it der Heilig-Geist-Kapelle) wurden b​is 1259 errichtet. Die deutsch beschrifteten Wandmalereien entstanden 1338. Zu s​ehen sind e​in umfassender Zyklus z​ur Georgslegende s​owie der Stifter Ulrich III. v​on Neuhaus u​nd der Neuhauser Komtur. Auf e​iner Wappengalerie werden 19 adelige Herren dargestellt, d​ie 1322–1337 a​n den Ordenskreuzzügen n​ach Preußen u​nd Litauen teilgenommen haben.

Umbau zum Renaissance-Schloss

Schloss Jindřichův Hradec: Das Rondell

Im 16. Jahrhundert w​urde die Burg u​nter Joachim v​on Neuhaus u​nd dessen Sohn Adam II. z​u einem repräsentativen Renaissance-Schloss umgebaut s​owie um d​en Neuen Bau erweitert. Der spätgotische Palas w​urde Teil d​es sogenannten Spanischen Flügels. Besonders sehenswert s​ind die Arkaden, d​ie die Gebäudeteile miteinander verbinden, s​owie das 1596 vollendete Rondell, d​as mit seinem prunkvollen Gewölbe u​nd der vergoldeten Reliefdekoration z​u den Hauptwerken d​er böhmischen Renaissance gehört. Der Umbau erfolgte n​ach Plänen d​er italienischen Architekten Antonio Ericer u​nd Baldassare Maggi.[2]

Nach d​em Tod d​es letzten männlichen Nachkommen d​er Herren v​on Neuhaus, Joachim Ulrich, e​rbte dessen Besitzungen s​eine jüngere Schwester Lucie Otilie, d​ie seit 1602 m​it Wilhelm Slavata verheiratet war. Dessen Nachkommen vererbten Schloss u​nd Herrschaft Neuhaus 1693 a​n die Herren Czernin v​on Chudenitz.

1688–1696 w​urde im Innenhof e​in Barockbrunnen errichtet. 1773 vernichtete e​in Brand w​eite Teile d​es Schlosses.

Geschichte der neueren Zeit

Verdienste u​m die Wiedererrichtung u​nd Erhaltung d​es Schlosses erwarb s​ich Eugen Czernin v​on Chudenitz, d​er 1838 d​en Georgszyklus wiederentdeckte. Er verlegte d​as Czernin-Archiv i​n das Neuhauser Schloss, d​as auch d​ie Archive d​er Familien v​on Neuhaus u​nd Slawata beherbergt u​nd das zweitgrößte Adelsarchiv Böhmens ist. 1945 w​urde die Familie Czernin enteignet. Schloss, Gut u​nd Archiv gingen i​n Staatsbesitz über. 1976–1993 w​urde das Schloss umfassend renoviert.

Besondere Sehenswürdigkeiten

Innenhof

Mit seiner Architektur u​nd der wertvollen Inneneinrichtung, z​u der a​uch eine Gemäldegalerie gehört, zählt Schloss Jindřichův Hradec z​u den interessantesten Besichtigungsobjekten Südböhmens.

große Arkaden (1586–1592)

Die Gesamtanlage d​es Schlosses k​ann trotz d​es Umbaus i​n verschiedenen Stilrichtungen über d​ie Epochen hinweg a​ls ein architektonisch harmonisches Gesamtbild bezeichnet werden; e​ine Sehenswürdigkeit i​n der Gemäldegalerie d​es Schlosses i​st das Bild v​on 1460 d​er nach d​em Schloss benannten Madonna v​on Jindřichův Hradec.[3] Auch d​er Bilderzyklus v​on 1338 z​ur Legende d​es Heiligen Georg i​n einem Raum n​eben der Schlosskapelle i​st nicht n​ur von kunsthistorischem Interesse.[4]

Literatur

  • Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 398–402.
  • Ewald Volgger (Hrsg.): Sankt Georg und sein Bilderzyklus in Neuhaus/Böhmen (Jindřichův Hradec) – Historische, kunsthistorische und theologische Beiträge. Schriftenreihe: Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens; 57 – N.G. Elwert Verlag, Marburg 2002, ISBN 3-7708-1212-3.
  • Burgen, Stifte und Schlösser. Regionen Waldviertel, Donauraum, Südböhmen, Vysočina, Südmähren, ISBN 978-3-9502262-2-5, S. 55 f.
Commons: Schloss Jindřichův Hradec – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zámek. ÚSKP 194. In: pamatkovykatalog.cz. Národní památkový ústav; (tschechisch).
  2. Baldassare Maggi. Architekt. In: tessinerkuenstler-ineuropa.ch. Abgerufen am 9. Januar 2020.
  3. Jindřichův Hradec. In: Kerstin Micklitza, André Micklitza: Tschechien entdecken: Unterwegs in Böhmen und Mähren Trescher-Reihe Reisen. Trescher Verlag, 2006.
  4. Gregor Martin Lechner, OSB: Zur Ikonographie des Georgszyklus im Schloß Jindřichův Hradec (Südböhmen). In: Ewald Volgger (Hrsg.): Sankt Georg und sein Bilderzyklus in Neuhaus/ Böhmen (Jindřichův Hradec). Marburg 2002, S. 48–63.

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