Satz von Riemann-Roch

Der Satz v​on Riemann-Roch (nach d​em Mathematiker Bernhard Riemann u​nd seinem Schüler Gustav Roch) i​st eine zentrale Aussage d​er Theorie kompakter riemannscher Flächen. Er g​ibt an, w​ie viele linear unabhängige meromorphe Funktionen m​it vorgegebenen Null- u​nd Polstellen a​uf einer kompakten riemannschen Fläche existieren. Der Satz w​urde später a​uf algebraische Kurven ausgedehnt, n​och weiter verallgemeinert u​nd wird a​uch in d​er aktuellen Forschung n​och weiterentwickelt.

Divisor

Um Null- und Polstellen einer Funktion an bestimmten Stellen vorschreiben zu können, wird der Begriff Divisor eingeführt. Sei eine riemannsche Fläche. Eine Funktion heißt Divisor, falls sie nur an isolierten Punkten von null verschieden ist.

Der Divisor einer meromorphen Funktion in die riemannsche Sphäre wird mit bezeichnet und ist so definiert, dass jedem Punkt die Null- bzw. Polstellenordnung von in zugeordnet wird:

Damit ist der Divisor einer Funktion tatsächlich ein Divisor nach der ersten Definition, wenn die Funktion auf jeder Zusammenhangskomponente von von der Nullfunktion verschieden ist. Für eine meromorphe 1-Form auf wird der Divisor wie bei einer Funktion definiert. Ein Divisor heißt kanonischer Divisor, wenn er sich als Divisor einer meromorphen 1-Form schreiben lässt, also wenn .

Für eine kompakte riemannsche Fläche ist der Grad eines Divisors definiert durch . Die Summe ist endlich, da aufgrund der Kompaktheit der Träger aus isolierten Punkten eine endliche Menge sein muss.

Aussage über riemannsche Flächen

Sei eine kompakte riemannsche Fläche vom topologischen Geschlecht und ein Divisor auf . Dann gilt:

steht für einen beliebigen kanonischen Divisor auf . bezeichnet für einen Divisor die Dimension des -Vektorraums der meromorphen Funktionen auf , deren Null- und Polstellen durch den Divisor wie folgt eingeschränkt werden:

Aussage über algebraische Kurven

Für nicht-singuläre projektive algebraische Kurven über einem algebraisch abgeschlossenen Körper wird der Satz von Riemann-Roch üblicherweise mit Hilfe der Kohomologietheorie formuliert.

Er lautet dann:

ist die Garbe der regulären Funktionen auf . Anstelle des topologischen Geschlechts tritt das arithmetische Geschlecht der Kurve, welches im Falle mit dem topologischen zusammenfällt. Der Dualitätssatz von Serre besagt, dass die Formulierung im Falle mit derjenigen der des Abschnitts über riemannsche Flächen übereinstimmt.

Konsequenzen

  • Als ein erstes Klassifikationsresultat folgt sofort, dass jede riemannsche Fläche vom Geschlecht isomorph ist zur riemannschen Sphäre , insbesondere kann also auf der Sphäre nur eine einzige holomorphe Struktur definiert werden. Für nicht-singuläre projektive Kurven vom Geschlecht gilt entsprechend, dass sie birational äquivalent zu sind.
  • Die Formel von Riemann-Hurwitz über das Abbildungsverhalten holomorpher Funktionen zwischen zwei kompakten riemannschen Flächen bzw. über das Abbildungsverhalten von Morphismen zwischen zwei nicht-singulären projektiven Kurven.
  • Ein Einbettungssatz: Jede kompakte riemannsche Fläche bzw. jede nicht-singuläre projektive Kurve kann in den projektiven Raum eingebettet werden.

Weitere Verallgemeinerungen

Literatur

  • Otto Forster: Riemannsche Flächen (= Heidelberger Taschenbücher 184). Springer, Berlin u. a. 1977, ISBN 3-540-08034-1 (Englisch: Lectures on Riemann Surfaces (= Graduate Texts in Mathematics 81). Corrected 2nd printing. ebenda 1991, ISBN 3-540-90617-7).
  • Robin Hartshorne: Algebraic Geometry (= Graduate Texts in Mathematics 52). Springer, New York u. a. 1977, ISBN 0-387-90244-9.
  • Klaus Lamotke: Riemannsche Flächen. Springer, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-57053-5.
  • Jeremy Gray, The Riemann-Roch theorem and geometry, 1854-1914, ICM Berlin 1998, Documenta Mathematica, 1998, S. 811–822
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.