Sargassum muticum
Sargassum muticum ist eine Braunalgenart aus der Gattung der Golftange. Ursprünglich aus Japan stammend, verbreitet sich die hochgradig invasive Art in den letzten Jahren stark im Nordatlantik sowie in der Nordsee und Ostsee.
Sargassum muticum | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sargassum muticum | ||||||||||||
(Yendo) Fensholt |
Beschreibung
Sargassum muticum auch Japanischer Beerentang genannt, ist ein mehrjähriger Seetang. In seiner Heimat Japan wird er etwa 1 bis 3 m groß, außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebietes kann er aber 10 bis 16 m Länge erreichen und dann flutende Matten an der Meeresoberfläche bilden.[1] Sein buschiger Thallus besteht aus dunkelbraunen Hauptachsen mit wechselständigen olivbraunen Seitenzweigen, die blattartige Phylloide tragen. Die Phylloide sind im unteren Teil des Thallus verlängert linear-lanzettlich und bis 10 cm lang, in den oberen Teilen schmal und nur etwa 4 mm lang. Der Rand der Phylloide ist glatt oder unregelmäßig grob gezähnt bis gekerbt. Der Tang besitzt zahlreiche gestielte, gasgefüllte Schwimmkörper von eiförmiger bis verkehrt tropfenförmiger Gestalt mit einem Durchmesser von 2 bis 4 mm und glatter Oberfläche. Die Anzahl dieser Gasblasen nimmt während des Sommers zu.
Entwicklung
Die Hauptachse des Tangs kann etwa 3 bis 4 Jahre alt werden und täglich bis zu 10 cm wachsen. Die helleren Seitenzweige werden im Herbst abgeworfen. Die Vermehrung erfolgt sowohl sexuell als auch vegetativ über verdriftete Thallusteile. Im frühen Herbst werden die Keimzellen zu Tausenden in zylindrisch-kegelförmigen Rezeptakeln in den Achseln der Verzweigungen gebildet. Die befruchteten Zygoten setzen sich meist in der Nähe des Elternthallus fest und bilden rasch dichte Sargassum-Matten. Da auch abgerissene Thallusstücke beim Verdriften Keimzellen freisetzen, breitet sich die Art effektiv aus.[1]
Vorkommen
Sargassum muticum ist ursprünglich an der Küste von Japan heimisch. Es ist hochgradig invasiv und hat sich inzwischen vom Nordwestpazifik aus in weiten Teilen des Nordpazifiks und Nordatlantiks ausgebreitet. Im Nordostatlantik kommt es von Norwegen bis Spanien, auch in der Nordsee und Ostsee sowie im Mittelmeer vor. Im Nordostpazifik ist es von Alaska bis nach Kalifornien zu finden.
Die Art wurde in Europa erstmals 1973 auf der Isle of Wight gefunden, es wird aber vermutet, dass sie bereits seit 1966 an der Küste von Frankreich aufgetaucht ist. Seitdem hat sie sich mittels Austern-Transporten oder durch direkte Verschleppung von Thallusteilen an Schiffen an fast allen europäischen Küsten ausgebreitet.[1] An Deutschlands Küsten wurde sie ab 1988 nachgewiesen.[2]
Sargassum muticum besiedelt unterschiedliche Lebensräume von Gezeitentümpeln in der Gezeitenzone bis zum Sublitoral, wo es bis zu einer Tiefe von 3 bis 5 m unterhalb der Niedrigwasserlinie vordringt.
Effekte der invasiven Art
Wo Sargassum-Matten in Europa vorherrschen, können sie den Bootsverkehr oder Schwimmer behindern, oder in großen Mengen als schwer verrottbare Klumpen an den Strand gespült werden. Vor allem aber verringern sie den Lichteinfall und verdrängen dadurch einheimische Arten im Benthos, beispielsweise Zuckertang (Saccharina latissima), Riementang (Himanthalia elongata) oder das Seegras (Zostera marina). Daher wird ein Rückgang der Artenvielfalt durch diese gebietsfremde Art (Neobiota) befürchtet. In einigen nur schwach mit Algen besiedelten Regionen könnte sie auch einen zusätzlichen Lebensraum für Fische oder Krebstiere bieten.[1]
Die dichten Unterwasserwälder ersetzen für einige Arten, die bereits verschwunden waren die nicht mehr vorhandenen Seegraswiesen. Kurzschnäuzige Seepferdchen galten in der Nordsee seit den 1930er Jahren bis nach der Jahrtausendwende als ausgestorben und konnten wieder vermehrt nachgewiesen werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist ihre Rückkehr auch darauf zurückzuführen, dass der Japanische Beerentang ihnen Unterschlupf und die Möglichkeit sich festzuklammern bietet.[3]
Systematik
Die Erstbeschreibung erfolgte 1907 durch Kitchisuburo Yendo unter dem Namen Sargassum kjellmanianum f. muticum Yendo (in: The Fucaceae of Japan. Journal of the College of Science, Tokyo Imperial University 21, S. 104.) Dorothy E. Fensholt gab der Sippe 1955 als Sargassum muticum (Yendo) Fensholt den Rang einer eigenen Art (in: An emendation of the genus Cystophyllum (Fucales). American Journal of Botany 42: S. 306).
Sargassum muticum gehört innerhalb der Gattung der Golftange (Sargassum) zur Untergattung Bactrophycus, Sektion Teretia. Die Gattung zählt zur Familie Sargassaceae in der Ordnung der Fucales.
Quellen
- Wolfram Braune: Meeresalgen. Ein Farbbildführer zu den verbreiteten benthischen Grün-, Braun- und Rotalgen der Weltmeere. Ruggell: Gantner, 2008, ISBN 978-3-906166-69-8, S. 254–255. (Abschnitte Beschreibung, Vorkommen)
- Michael D. Guiry, G.M Guiry: Sargassum muticum - In: Algaebase - World-wide electronic publication, National University of Ireland, Galway, abgerufen am 23. April 2012 (Abschnitte Systematik, Vorkommen)
Einzelnachweise
- Michael Guiry: The Seaweed Site: information on marine algae: Sargassum muticum, abgerufen am 23. April 2012.
- Aquatic alien species in German inland and coastal waters (Memento des Originals vom 21. Januar 2012 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , abgerufen am 23. April 2012.
- Tina Baier: Willkommen daheim. Sie galten in Deutschland als ausgestorben - jetzt kommen sie zurück. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 228 vom 2./3. Oktober 2021, S. 32