Sankt-Andreas-Kirche (Ermstedt)
Die Kirche St. Andreas in Ermstedt, einem Ortsteil von Erfurt, der Hauptstadt Thüringens, ist das kunsthistorisch wichtigste Gebäude des Ortes. Die Kirche wurde nach der Wende außen und innen umfänglich restauriert.
Geschichte
Das heutige Gebäude wurde 1613 am Ostrand des Dorfes errichtet. Der Turm im Westen des Kirchenschiffes war ursprünglich der Ostturm der romanischen Vorgängerkirche, deren Fundamente man auf dem Platz vor der Kirche gefunden hat.[1] Der heutige Durchgang aus dem Kirchenraum in die Turmstube am Fuße des Turms war ehedem der Eingang in die Vorgängerkirche.[2]
Ein Zeugnis für das Entstehungsjahr der heutigen Kirche ist das Taufbecken vor dem Altar, in dem das Jahr 1613 eingemeißelt ist. Ein weiteres Zeugnis ist die Tafel über dem Eingang. Der Steinmetz hat in beiden Werken sein Zeichen hinterlassen, ein Kreuz mit gespaltenem Fuß und zwei sich kreuzenden Querstreben am Längsbalken.[2]
Der heute insgesamt 25,95 m hohe Turm hatte in Zeiten der Vorgängerkirche eine Höhe von nur etwa 13 m, allerdings ohne Turmspitze, das Mauerwerk endete dort, wo heute der S-förmige Maueranker am Turm zu sehen ist.[2]
Empore
Das Beeindruckendste beim Betreten der Kirche ist die zweistöckige Emporenanlage. Sie wurde nach der Reformation zur Befriedigung des wachsenden Zustroms von Gläubigen errichtet. Die Brüstungsfelder zeigen 37 gemalte Bilder mit Szenen aus dem Neuen Testament.[2]
Orgel
Die Orgel ist symmetrisch zum Altar auf der oberen Empore angeordnet. Die jetzige Orgel ersetzte eine aus Friemar stammende Orgel von 1593, die 1685 in Ermstedt installiert wurde. Die neue Orgel der Werkstatt Hesse aus Dachwig wurde im August 1833 eingebracht. Dabei wurden zwei zusätzliche Stützpfeiler in die Ostempore im Interesse der Statik eingebaut. Die Orgel ist derzeit (2012) reparaturbedürftig.[2]
Altar
Im Osten des Kirchenraums befindet sich der Flügelaltar. Er stammt aus der Barfüßerkirche in Erfurt und wurde im Jahre 1656 an die Ermstedter Kirchgemeinde verkauft. Der Kaufvertrag hierzu befindet sich im Erfurter Stadtarchiv. Auch die Rückseite des Altars enthält hierüber eine (nur noch schlecht erhaltene) Inschrift, deren Restauration vorgesehen ist. Der Altar ist in einer Spezialwerkstatt in Dresden renoviert worden. Die Altarflügel zeigen auf der Innenseite den Apostel Andreas, den Namensgeber der Kirche, sowie Christus als Erlöser der Welt. In der Mitte wird die Beweinung Christi dargestellt.[2]
Restaurierungen und Bauarbeiten
Nach der Wende erfolgten, gefördert mit Geldern (600.000 Euro) aus verschiedenen Quellen, große Bemühungen zur Sanierung und Erneuerung der Kirche. Von 1992 bis 1994 wurde das Dach des Kirchenschiffes neu gedeckt. Allerdings waren bereits nach 10 Jahren Fehlstellen im Dach festzustellen, weil man die Neueindeckung mit 100 Jahre alten Dachsteinen vorgenommen hatte, wie es von der Denkmalpflege empfohlen war.[3]
Die marode Holzkonstruktion der Turmhaube machte 1994 eine komplette Neuerrichtung und die Neueindeckung mit Schiefer notwendig. Die Überdachung des äußeren Emporenaufgangs wurde neu anfertigt.[3]
Von 1998 bis 2000 wurde das Untergeschoss des Turms entrümpelt und als Winterkirche ausgebaut. Zudem erhielt die Kirche eine Sanitärinstallation mit Abwassersammelgrube und eine neue Elektrifizierung einschließlich neuer Pendelleuchten. 2004 bis 2007 wurde das gesamte Kirchenschiff von altem und neuem Putz befreit und neu verputzt. Sehr schön herausgearbeitet wurde die Eckquaderung und das Gesims, nachdem es gereinigt war. Ebenso wurden die Gewände aus Naturstein vom Schmutz und Staub der Jahrhunderte befreit. Alle sieben großen Kirchenfenster sowie acht Gaupen- und zwei Giebelfenster wurden neu eingebaut. Es wurden umfangreiche Reparaturarbeiten am Dach vorgenommen und die Dachanschlüsse, auch der Turmhaube, erneuert. Alle Gaupen wurden instand gesetzt und mit Dachschiefer neu gedeckt. Mit faserarmiertem Spezialputz wurde der Kirchturm versehen. Das hölzerne Tonnengewölbe wurde 2007 umfassend saniert. Der alte Farbanstrich wurde entfernt, die Schalung und die Unterkonstruktion repariert und abschließend von Malern professionell bearbeitet. Beim Entfernen des Putzes beidseitig der Orgel trat die ursprüngliche Holzverschalung mit einer Engeldarstellung zutage. Daher verzichtete man auf einen Neuputz dieser Bereiche, es wurden nur Fehlstellen ergänzt und eine Verleistung angebracht. Zimmerleute renovierten die Emporen. Das Jahr 2008 brachte die völlige Entfernung des Innenputzes und die Reinigung der Wände mit Sandstrahlen. Zudem wurden die Gewände von Fenstern und Türen gesäubert und die Einfasssteine verfugt und ggfs. ergänzt.[3]
Im Jahre 2010 wurde der Altar in einer Dresdner Werkstatt völlig restauriert. Des Weiteren stehen Reparaturarbeiten des Emporengestühls an.[3]
- Kirche mit Emporenaufgang auf der Südseite
- Durchgang zur Turmstube
- Taufbecken von 1613
- Jahrestafel von 1613: „DER HERR BEWA(h)R(e) DEINEN EINGANG UND AUSGANG VON NU(n) AN BIS IN EWIGKEIT A(men)“
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Thüringen. 2. Aufl. Deutscher Kunstverlag, 2003, S. 396.
- Gerd Schöneburg: Kirchen im Erfurter Gebiet. 2007, S. 52.
Weblinks
- Die evangelische St. Andreaskirche in Ermstedt. Evangelisches Pfarramt Bindersleben, abgerufen am 19. Februar 2016.
Einzelnachweise
- Ulman Weiss: Erfurt 742-1992. Stadtgeschichte, Universitätsgeschichte. Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger, 1992, ISBN 978-3-7400-0806-2, S. 65
- Die evangelische St. Andreaskirche in Ermstedt. Evangelisches Pfarramt Bindersleben, abgerufen am 19. Februar 2016.
- Durchgeführte bauliche Maßnahmen seit 1990. Evangelisches Pfarramt Bindersleben, abgerufen am 19. Februar 2016.