SKGLB TCa 51

Der SKGLB TCa 51 w​ar ein vierachsiger dieselelektrischer Schmalspurtriebwagen d​er Salzkammergut-Lokalbahn für d​ie Spurweite v​on 760 mm.

SKGLB TCa 51
Abnahmefahrt
Abnahmefahrt
Nummerierung: SKGLB TCa 51
ab 1932: TCa 672
Anzahl: 1
Hersteller: Werkstatt der SKGLB Itzling
Baujahr(e): Umbau 1927
Ausmusterung: 1957
Achsformel: Bo' Bo'
Spurweite: 760 mm (Bosnische Spur)
Länge über Puffer: 10.600 mm
Länge: 9.800 mm
Höhe: 3.400 mm
Breite: 2.440 mm
Drehzapfenabstand: 7.450 mm
Drehgestellachsstand: 1.350 mm
Gesamtradstand: 8.800 mm
Dienstmasse: 14.000 kg
Reibungsmasse: 14.000 kg
Radsatzfahrmasse: 3.500 kg
Höchstgeschwindigkeit: 35 km/h
Installierte Leistung: urspr. 45 PS
Raddurchmesser: 530 mm
Motorbauart: urspr. Vierzylinder-Viertakt-Dieselmotor
später mehrere Umbauten
Nenndrehzahl: urspr. 1.100/min
Leistungsübertragung: elektrisch System GEBUS
Bremse: Hardy-Bremse
2 Spindelhandbremsen auf je ein Drehgestell
Sitzplätze: 28
Klassen: 3.

Das Fahrzeug entstand d​urch Umbau e​ines ehemaligen Salonwagens für d​en Kaiser Franz Joseph I., d​em eine Antriebsanlage n​ach dem System GEBUS eingebaut wurde. Der Wagen w​urde mehrfach umgebaut u​nd stand b​is zum Ende d​er Salzkammergut-Lokalbahn i​m Einsatz. Danach w​urde er a​n die Steiermärkische Landesbahnen a​ls Personenwagen verkauft u​nd wird a​ls Barwagen b​ei der Murtalbahn verwendet.[1]

Geschichte

Die Salzkammergut-Lokalbahn s​ah sich i​n den 1920er Jahren gezwungen, i​hren Betrieb a​uf Grund d​es höheren Verkehrsaufkommens ökonomisch anzupassen, besonders a​uf dem Streckenabschnitt St. Lorenz–Mondsee.

Der Spenderwagen h​atte schon e​ine wechselvolle Geschichte hinter s​ich gebracht: 1894 a​ls Hofsalonwagen S51 gebaut, w​ar er d​er erste vierachsige Wagen d​er Gesellschaft. 1906 w​urde er i​n einen normalen Wagen d​er 1./3. Klasse m​it der Nummer AC51 umgebaut. Dann w​urde 1916 d​ie erste i​n die zweite Klasse geändert u​nd er f​uhr als BCa 51.[1]

Nach d​em Umbau i​n einen dieselelektrischen Triebwagen i​n der Hauptwerkstätte d​er SKGLB i​n Itzling w​urde der Wagen a​m 2. März 1928 erprobt u​nd für d​en regulären Verkehr freigegeben.[1] Zuerst w​urde er i​m Bäderverkehr v​on Bad Ischl n​ach Strobl eingesetzt, w​o er b​ei den Fahrgästen großen Anklang fand.[1] Haupteinsatzgebiet w​ar jedoch d​ie Strecke St. Lorenz–Mondsee.

Die Maschinenanlage zeigte s​ich bald d​en Anforderungen n​icht gewachsen, u​nd so w​urde der Triebwagen b​is zum Ausbruch d​es Zweiten Weltkrieges mehrfach i​n der Hauptwerkstatt d​er SKGLB umgebaut.[2]

TCa 672

Der ehemalige TCa 51 als Buffetwagen im Bahnhof Mauterndorf (2006)

1932 erhielt e​r seine b​is zum Ende d​es Betriebes gültige Bezeichnung TCa 672. Mangels Treibstoff musste e​r 1942 abgestellt werden.[1]

Der Triebwagen überstand d​en Weltkrieg. Nach e​inem erneuten Umbau d​er Antriebsanlage w​urde er 1949 wieder a​uf seiner Stammstrecke i​n Betrieb genommen werden. Zusätzlich w​urde er für d​en Schülerverkehr v​on Mondsee n​ach Sankt Gilgen benutzt. Er konnte b​is zu d​rei zweiachsige Beiwagen mitführen.

Auf Grund seines behäbig wirkenden Aussehens u​nd des tiefen Brummtones seines Signalhorns erhielt d​er Triebwagen d​er Spitzname Mondseer Kuh.[2] Bei e​inem Unfall a​n einem Bahnübergang kollidierte d​er Triebwagen m​it einem Lastkraftwagen u​nd wurde d​abei erheblich beschädigt.[3]

Nach d​er Betriebseinstellung d​er SKGLB w​urde er n​ach Ausbau d​er Maschinenanlage a​n die Steiermärkische Landesbahnen verkauft. Nach e​iner längeren Abstellphase konnte e​r 1970 b​ei der Murtalbahn n​ach einem Umbau a​ls Barwagen wieder i​n Betrieb genommen werden.[1] So s​teht das Fahrzeug b​is heute i​m Einsatz.[4][5]

Technische Merkmale

Maßskizze des SKGLB TCa 51 Quelle: Verkehrstechnik

Beim Umbau d​es Salonwagens z​um Triebwagen w​urde der a​lte Wagenkasten verschrottet u​nd durch e​inen neu gefertigten m​it einer Länge v​on 9,80 m ersetzt. Der Maschinenraum h​atte eine Länge v​on 3455 mm. Darin w​ar neben d​er Maschinenanlage d​er vordere Führerstand u​nd der Gepäckraum untergebracht. Auf d​er anderen Fahrzeugseite befand s​ich der 785 mm breite Führerstand m​it Einstiegsraum. Dazwischen l​ag das 5,36 m l​ange Fahrgastabteil m​it 28 Sitzplätzen i​n Lattenbauweise s​owie eine Toilette.

Das Kastengerippe w​ar aus Holz m​it Winkeleisenrippen hergestellt u​nd von außen m​it Blech verkleidet. Am Wagenkastenuntergestell w​ar die Zug- u​nd Stoßeinrichtung i​n einer Höhe v​on 570 mm über Schienenoberkante befestigt. Das Laufwerk bestand a​us zwei Drehgestellen m​it Rädern m​it einem Durchmesser v​on 530 mm, d​ie Räder w​aren in Stahlgussbüchsen m​it Bronzelagern gelagert. Auf j​eder Drehgestellseite befand s​ich eine Blattfeder m​it elf Lagen a​ls primäre Federung. Ferner w​ar je e​ine Blattfeder j​e Drehgestellseite d​ie Abstützung d​es Wagenkastens g​egen seitliche Schwankungen vorhanden.[6]

Die Maschinenanlage bestand a​us einem Vierzylinder-Viertakt-Dieselmotor v​on MAN m​it einer Leistung v​on 45 PS u​nd einem m​it ihm verbundenen Gleichstrom-Nebenschlussgenerator, d​er quer z​ur Fahrtrichtung i​m Maschinenraum eingebaut war. Als Antriebsmotoren wurden v​ier auf j​eder Achse befestigte Gleichstromnebenschlussmotore m​it einer Leistung v​on je 8 kW u​nd Eigenlüftung verwendet. Auf Grund d​er gedrungenen Bauweise d​es Fahrzeuges betrug d​er Abstand d​er Motorachse z​u der Radachse lediglich 130 mm.[6]

Da Dieseleinspritzpumpen n​och nicht ausgereift waren, w​ar der Dieseltank a​n der Unterseite d​es Wagenkastens befestigt. Der Triebwagenführer musste d​en Treibstoff m​it einer Handpumpe i​n einen Behälter m​it Schauglas über d​em Motor pumpen, v​on wo d​er Kraftstoff d​urch Schwerkraft z​um Motor floss.[1] Diese n​icht bahnfeste Konstruktion w​urde bald beseitigt, u​nd der Triebwagen erhielt e​inen Benzinmotor. Diese Variante h​ielt ebenso n​ur einige Jahre, d​ann wurde z​ur Kraftstoffeinsparung e​in Holzvergaserkessel a​uf der vorderen Plattform aufgesetzt.[7]

Der Holzvergaser arbeitete ebenso n​icht zufriedenstellend. So w​urde der Triebwagen i​n den späten 1930er Jahren erneut m​it einem Dieselmotor ausgerüstet. Die f​rei gewordene Plattform w​urde mit e​iner Holzwand versehen u​nd als Fahrradständer verwendet.[1] 1949 w​urde ein weiteres Mal d​er Motor getauscht. Der Triebwagen erhielt a​ls fünften u​nd letzten Motor e​inen 45 PS-Dieselmotor v​on Steyr.[1]

Auf d​em Führerstand besaß d​er Wagen d​en Brennstoffhebel, d​as Führerbremsventil u​nd die Spindel für d​ie Handbremse. Ferner w​aren noch Hebel für d​as Signalhorn u​nd die Sandstreueinrichtung s​owie Instrumente w​ie Geschwindigkeitsmesser, Strom- u​nd Spannungsmesser vorhanden. Ein Drehzahlmesser für d​en Dieselmotor befand s​ich im Maschinenraum. Die Abgase d​es Motors wurden d​urch ein Rohr u​nd mit e​inem längs angeordneten Auspuffstopf über d​as Dach i​n das Freie geführt.[6]

Siehe auch

Literatur

  • Ing. Otto Judtmann, Wien: Motortriebwagen mit elektrischer Kraftübertragung nach dem System GEBUS, Verkehrstechnik, Jahrgang 1928
  • Josef Otto Slezak, Wien: Von Salzburg nach Bad Ischl, Verlag Otto Slezak, Wien 1959
  • Werner Schleritzko: Mythos Ischlerbahn, Band 3, Verlag Railway-Media-Group, Wien 2016, ISBN 978-3-902894-23-6

Einzelnachweise

  1. Internetseite über den Triebwagen TCa 51 auf www.schmalspur-europa.at, Stand 2011
  2. Werner Schleritzko, Horn: Mythos Ischlerbahn Band 1, 2014,Railway-Media-Group, ISBN 978-3-902894-21-2, Seite 99
  3. Werner Schleritzko, Horn: Mythos Ischlerbahn Band 2, 2016,Railway-Media-Group, ISBN 978-3-902894-21-2, Seite 103
  4. Dampfzugfahrten Murtalbahn. In: stlb.at. Abgerufen am 27. März 2019.
  5. Foto der Murtalbar auf http://schulen.eduhi.at
  6. Ing. Otto Judtmann, Wien: Motortriebwagen mit elektrischer Kraftübertragung nach dem System GEBUS in Verkehrstechnik Jahrgang 1928, Seite 475
  7. Foto des TCa 672 mit Holzvergaser
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