SFR Forsmark
Das SFR Forsmark (schwed. Slutförvar För Radioaktivt avfall) ist ein Endlager für die Aufnahme von schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dem Kernkraftwerk Forsmark. Es befindet sich 60 m tief im Fels aus Kristallingesteinen unterhalb des Baltischen Meeres in der Gemeinde Östhammar, in der auch das Kernkraftwerk Forsmark steht. Der überwiegende Teil der Abfälle stammt aus dem Betrieb der schwedischen Kernkraftwerke, ein kleinerer Anteil aus Forschung und Medizin.
Zwei 1000 m lange Tunnel führen von den obertägigen Gebäuden zu vier Einlagerungskammern und einem zylindrischen Hohlraum mit einem Betonsilo. Die Kammern sind für die Aufnahme der schwachradioaktiven und einiger mittelradioaktiver Abfälle vorgesehen, in dem Silo soll der größte Anteil der mittelradioaktiven Abfälle eingelagert werden. Die derzeitige Lagerkapazität des Endlagers beträgt 63.000 m³. Ein Ausbau um weitere 30.000 m³ zu einem späteren Zeitpunkt ist geplant. Zur Aufnahme von Stilllegungsabfällen ist längerfristig eine zusätzliche Erweiterung auf etwa 200.000 m³ erforderlich. Das Endlager wurde von 1983 bis 1988 gebaut.[1]
Der Betreiber, die Svensk Kärnbränslehantering (SKB), bereitet auch Genehmigungsanträge zur Errichtung eines Endlagers für abgebrannte Kernbrennstäbe, d. h. für hochradioaktive Abfälle, an diesem Standort vor. Sie muss zuvor gemäß dem schwedischen Kernenergiegesetz ihre Fachkompetenz nachweisen. Dieser Nachweis ist in einem dreijährlichen Turnus zu erneuern. Danach kann sie voraussichtlich im März 2011 die nötigen Anträge einreichen. Bei einem positiven Ablauf ist im Jahre 2015 mit dem Baubeginn und 2025 mit einer Inbetriebnahme des Endlagers zu rechnen.[2]
Kritik
In der Wissenschaftszeitschrift Catalysis Letter hat eine internationale Forschergruppe eigene Studien präsentiert. Diese legen nahe, dass sich Kupfer ohne Beisein von Sauerstoff im Wasser auflöst. "Kupfer reagiert mit Chloriden und Sulfiden, aber auch mit dem Wassermolekül an sich." "In unseren Experimenten können wir zeigen, dass die Korrosion 1.000 oder gar 10.000 Mal schneller abläuft, als SKB in ihrer so genannten Sicherheitsanalyse angibt." Die Behälter könnten folglich schneller als gedacht zerfallen, hochgiftige Nuklide in das Grundwasser und damit an die Oberfläche gelangen. "Der Mantel der Kupferkapsel müsste einen Meter dick sein, um einen Zeitraum von 100.000 Jahren zu überstehen", "zumal die Korrosion in der ersten Phase wegen der hohen Temperaturen durch die Strahlung noch zusätzlich befördert wird", warnte Peter Szakálos, Materialforscher an der Königlich Technischen Hochschule (KTH) in Stockholm.[3]
Die Nuklearkatastrophe von Fukushima im März 2011 in Japan hat auch in Schweden das Vertrauen in die Kerntechnik erneut ins Wanken gebracht. Zahlreiche Umweltverbände und die schwedischen Grünen kritisieren den Bauantrag für das Endlager Forsmark als verfrüht. Alarmiert von einem Forscherstreit hat die für die Genehmigung zuständige schwedische Aufsichtsbehörde eine internationale Expertenkommission berufen.[3]
Einzelnachweise
- DBE GmbH: Weltweite Aktivitäten (Memento vom 17. August 2011 im Internet Archive)
- SKB bereitet Genehmigungsanträge für Errichtung eines Endlagers für abgebrannte Kernbrennstoffstäbe vor (Memento vom 15. November 2010 im Internet Archive)
- zitiert nach zeit.de vom 3. Mai 2011: Ein Fels für die radioaktive Ewigkeit; In Schweden ist der Bau des weltweit ersten Endlagers für radioaktive Abfälle fast beschlossene Sache. Doch Forscher zweifeln am Sicherheitskonzept. Artikel von Alexander Budde