Rust (Film)
Rust ist der Arbeitstitel eines Westerns von Regisseur Joel Souza. Die Produktion des Films wurde unterbrochen, nachdem Produzent und Hauptdarsteller Alec Baldwin am 21. Oktober 2021 einen Revolver, der mit scharfer Munition geladen war, abfeuerte und die Kamerafrau Halyna Hutchins sowie den Regisseur Joel Souza verletzte. Hutchins starb kurz darauf im Universitätskrankenhaus von Santa Fe.
Film | |
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Originaltitel | Rust |
Produktionsland | Vereinigte Staaten |
Originalsprache | Englisch |
Stab | |
Regie | Joel Souza |
Drehbuch | Joel Souza |
Produktion | Alec Baldwin, Matt DelPiano, Ryan Donnell Smith, Anjul Nigam, Ryan Winterstern, Nathan Klingher |
Kamera | Halyna Hutchins |
Besetzung | |
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Handlung
Harland Rust ist ein Gesetzloser, der seinen 13-jährigen Enkel Lucas rettet, als dieser gehängt werden soll, da er jemanden versehentlich getötet habe. Von der Polizei gesucht, müssen die beiden nicht nur den US Marshal Wood Helm abhängen, sondern auch den Kopfgeldjäger Fenton Lang.[1]
Produktion und Unfall
Im Mai 2020 wurde erstmals über eine Produktion eines Western mit Alec Baldwin als Produzent und Hauptdarsteller berichtet.[1] In einem Interview mit The Hollywood Reporter verglich Baldwin Rust mit dem Spätwestern Erbarmungslos, der „einige dunkle und harte Wahrheiten beinhalte“. Er gab außerdem an, dass sie sich bei der Erarbeitung der Handlung davon inspirieren ließen, dass der jüngste Mensch, der im Wilden Westen je gehängt worden war, etwa 13 Jahre alt gewesen sein soll.[2]
Im September 2021 waren die Rollen vergeben.[3] Die Dreharbeiten auf der Bonanza Creek Ranch bei Santa Fe begannen am 6. Oktober 2021.[4] Die Produktionskosten waren auf sieben Millionen US-Dollar angesetzt.[5]
Mehrere Mitglieder des Filmstabs forderten während der Dreharbeiten bessere Arbeitsbedingungen, die ihnen zum Teil vertraglich zugesichert waren. So erzählte ein Mitglied, dass sie nicht gezahlte Gehälter, die Bedingung, dass sie jeden zwölfstündigen Drehtag zusätzlich 90 Kilometer aus Albuquerque zum Filmset anreisen mussten, obwohl ihnen eine Unterbringung in Santa Fe zugesichert worden war, schlechte COVID-19-Sicherheitsvorkehrungen sowie mangelhafte Sicherheit im Waffengebrauch (da eine Requisitenpistole dreimal fehlgezündet sei) angesprochen hatten. Am 21. Oktober, dem zwölften von 21 angesetzten Drehtagen, legten sieben Filmstabmitglieder wenige Stunden vor dem Unfall aus Protest wegen der Arbeitsbedingungen ihre Arbeiten nieder und verließen das Filmset. Sie wurden durch Arbeitskräfte ersetzt, die nicht der IATSE-Gewerkschaft angehörten.[4][6][7]
Wenige Stunden später übergab ein neu zum Set hinzugekommener Regieassistent Baldwin ein Replikat einer Remington New Model Army[8][9][10] mit dem Hinweis, dass diese nicht geladen sei („Cold Gun“).[6][11][12] Geprobt wurde ein Schusswechsel innerhalb einer Holzkirche.[4][6] Laut einer Unfalldarstellung feuerte Baldwin den ihm gereichten .45 Colt-Revolver einmal ab. Kamerafrau Halyna Hutchins soll dabei in den Oberkörper, der hinter ihr stehende Regisseur Joel Souza an der Schulter getroffen worden sein.[13][14][9] Hutchins wurde mit einem Hubschrauber zum Universitätskrankenhaus von New Mexico in Albuquerque geflogen, wo sie für tot erklärt wurde.[15] Souza wurde mit einem Krankenwagen zum Regionalkrankenhaus in Santa Fe gefahren, wo er behandelt und am nächsten Morgen entlassen wurde.[16] Die lokale Polizeibehörde übernahm die Ermittlungen.[17][18] Verantwortlich für die Funktionsfähigkeit der Schusswaffen am Set war eine 24-jährige Waffenmeisterin, für die Rust ihre zweite Filmproduktion war.[19] Das New Mexico Occupational Health & Safety Bureau („Amt für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in New Mexico“) begann aufgrund des Vorfalls ebenfalls mit Ermittlungen.[20] Nachdem am Folgetag in einem Medienbericht erklärt worden war, dass eine Schussabgabe mit scharfer Munition anstelle von Platzpatronen erfolgt sei, erklärte die mit den Ermittlungen betraute Polizei, dass sie mit den kriminaltechnischen Untersuchungen noch nicht begonnen habe.[21] Fünf Tage zuvor feuerte schon ein Stuntdouble von Alec Baldwin scharfe Schüsse mit einer Waffe ab, obwohl ihm gesagt worden war, dass die Waffe ungeladen sei.[22] In den Tagen nach dem Unfall war außerdem bekannt geworden, dass der hinzugekommene Regieassistent bereits in der Vergangenheit wegen eines Schusswaffenunfalls am Set von Freedom's Path, bei dem ein Mitglied der Toncrew verletzt worden war, entlassen wurde. Des Weiteren habe es Beschwerden gegen den Regieassistenten bei der Produktion von Into the Dark gegeben, da jener Assistent Sicherheitsregeln für den Gebrauch von Waffen und Pyrotechnik nicht eingehalten habe.[23] Zudem wurde bekannt, dass Teile der Crew in ihrer Freizeit Zielschießen veranstaltet haben sollen, bei denen mit scharfer Munition auf Bierdosen geschossen worden sein soll, zuletzt am Morgen des Unfalltages.[24]
Bei einer Vernehmung räumte der Regieassistent ein, die Schusswaffe nicht sorgfältig auf ihren Ladezustand überprüft zu haben, ehe er diese mit der Bemerkung an Baldwin weitergab, dass sie nicht geladen sei. Die Polizei teilte etwa eine Woche nach dem Unfall mit, dass sich in der Schulter von Joel Souza ein Bleigeschoss befunden habe.[25]
Der Chef-Beleuchter Serge Svetnoy reichte im November 2021 eine Klage gegen Baldwin ein; die FAZ zitiert aus der Klage, der Tod Hutchins sei „durch fahrlässige Handlungen und Unterlassungen“ Baldwins und anderer verursacht worden.(...) Baldwin, Regieassistent David Halls und Gutierrez-Reed hätten sich nicht an die in der Filmindustrie üblichen Regeln im Umgang mit Waffen gehalten und „ließen zu, dass ein mit scharfer Munition geladener Revolver auf lebende Personen gerichtet wurde“.[26] Nachfolgend reichte die Skript-Aufseherin Mamie Mitchell ebenfalls Klage ein; das Magazin Der Spiegel schreibt darüber, „laut der Klage seien am Set viele Sicherheitsvorkehrungen missachtet worden. Unter keinen Umständen hätte scharfe Munition am Drehort sein dürfen.“ Zudem habe in der entsprechenden Szene gar kein Schuss im Drehbuch gestanden.[27]
Im Januar 2022 klagte die Waffenmeisterin einen Requisiteur an, dem sie vorwarf, dass unter den bei ihm bestellten Platzpatronen auch scharfe Munition gewesen sei. Dessen Requisiten-Firma hatte die Lieferung scharfer Munition zuvor verneint.[28]
Im Februar 2022 verklagten Angehörige der verstorbenen Kamerafrau die am Film beteiligten Produzenten. Die Anklageschrift wirft den Angeklagten aufgrund der Sparmaßnahmen der Produktion Fahrlässigkeit vor.[29]
Weblinks
- Rust in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- Amanda N’Duka, Amanda N’Duka: Alec Baldwin To Produce & Star In ‘Rust’ Western With ‘Crown Vic’s Joel Souza Directing. In: deadline.com. 29. Mai 2020, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Alex Ritman, Alex Ritman: Alec Baldwin on His Upcoming Western, Filmmaking Post-Pandemic and Onscreen Versatility: “I’m an Actor of the Old School”. In: The Hollywood Reporter. 21. Juni 2020, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Patrick Hipes, Patrick Hipes: ‘Rust’: Travis Fimmel, Brady Noon And Frances Fisher To Ride With Alec Baldwin In His Western. In: deadline.com. 14. September 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- 'Rust' crew describes on-set gun safety issues and misfires days before fatal shooting. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Anthony D'Alessandro, Anthony D'Alessandro: ‘Rust’ Director Joel Souza “Gutted By The Loss” Of DP Halyna Hutchins Following Tragedy On Alec Baldwin Western. In: deadline.com. 23. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Alec Baldwin: Polizei nennt Einzelheiten zu dem tödlichen Unglück am Set. In: Der Spiegel. 23. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
- David Robb,Anthony D'Alessandro, David Robb, Anthony D'Alessandro: ‘Rust’ Production Company To Launch Internal Safety Review After Fatal Accident, Possible Prior Gun Incident & Camera Crew Walkout. In: deadline.com. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Twitter, Instagram, Email, Facebook, Twitter: The day Alec Baldwin shot Halyna Hutchins and Joel Souza. 31. Oktober 2021, abgerufen am 3. November 2021 (amerikanisches Englisch).
- Dominic Patten,Patrick Hipes, Dominic Patten, Patrick Hipes: Alec Baldwin Shooting: “No One Has Been Ruled Out,” DA Says Of Charges; “No Footage Of The Actual Incident,” Sheriff Says. In: Deadline. 27. Oktober 2021, abgerufen am 30. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Baldwins Waffe enthielt scharfe Munition. In: Tages-Anzeiger, 27. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
- Warrant: Baldwin didn't know weapon contained live round. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
- Alec Baldwin erschoss Kamerafrau: Waffe machte seit Wochen Ärger - neue Details zum Ablauf. 23. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021.
- Sandra Gonzalez CNN: Director of photography killed, movie director injured after Alec Baldwin discharged prop firearm on movie set. Abgerufen am 23. Oktober 2021.
- Alec Baldwin’s Rust co-star Jensen Ackles spoke of gun training days before shooting. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (englisch).
- Anthony D’Alessandro, Dominic Patten: Alec Baldwin “Discharged” Prop Gun That Killed ‘Rust’ Cinematographer Halyna Hutchins & Injured Director On Set; Actor Questioned And Released – Update. In: deadline.com. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Andreas Wiseman, Andreas Wiseman: ‘Rust’ Director Joel Souza Out Of Hospital – Update. In: deadline.com. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Anthony D'Alessandro, Anthony D'Alessandro: ‘Rust’ Production “Devastated” Over Death Of DP Halyna Hutchins; Movie Halting For “Undetermined Period Of Time”. In: deadline.com. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Simon Romero, Julia Jacobs, Glenn Thrush: Alec Baldwin Was Told Gun in Fatal Shooting on Set Was Safe, Officials Say. In: The New York Times. 22. Oktober 2021, ISSN 0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
- Alec Baldwin: Zwei Set-Mitarbeiter nach tödlichem Schuss bei Dreharbeiten zu »Rust« im Fokus der Ermittler. In: Der Spiegel. 23. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 23. Oktober 2021]).
- David Robb, David Robb: ‘Rust’ Shooting Under Investigation By New Mexico Occupational Health & Safety Bureau. In: deadline.com. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Dominic Patten, Dominic Patten: IATSE Says Alec Baldwin ‘Rust’ Prop Gun Had Live Round; Cops Say “Hasn’t Been Determined”. In: deadline.com. 22. Oktober 2021, abgerufen am 23. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
- Schon vorher scharfe Schüsse am Filmset von „Rust“. In: Die Zeit. 24. Oktober 2021, abgerufen am 24. Oktober 2021.
- Alec Baldwin: Regieassistent Dave Halls wurde bereits 2019 nach Schusswaffeunfall entlassen. In: Der Spiegel. 26. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. Oktober 2021]).
- Film-Beleuchter sieht Fehler bei Verantwortlichen am Set, auf faz.net, vom 27. Oktober 2021. Abgerufen am 27. Oktober 2021.
- Alec Baldwin: Regieassistent Dave Halls räumt Fehler beim Prüfen der Waffe ein. In: Der Spiegel. 28. Oktober 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 30. Oktober 2021]).
- FAZ: Chefbeleuchter klagt nach tödlichem Schuss. 11. November 2021, abgerufen am 10. Februar 2022.
- Spiegel: Alec Baldwin. Script Aufseherin reicht nach tödlichem Schuß Klage ein. 18. November 2021, abgerufen am 10. Februar 2022.
- »Rust«-Filmset: Waffenmeisterin reicht nach Todesschuss durch Alec Baldwin Klage gegen Requisiteur ein. In: Der Spiegel. 13. Januar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 13. Januar 2022]).
- Alec Baldwin - Todesschuss bei »Rust«-Filmdreh: Angehörige verklagen den Schauspieler. In: Der Spiegel. 15. Februar 2022, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 15. Februar 2022]).