Platzpatrone
Unter einer Platzpatrone oder Manöver- bzw. Darstellungsmunition versteht man eine Patrone, die beim Auslösen des Schusses kein Geschoss bzw. Projektil freisetzt und abfeuert. Der Knall der Explosion der Treibladung simuliert einen tatsächlich gefeuerten scharfen Schuss. Weitere alternative Bezeichnungen sind Blind-, Knall-, Salut- und Übungspatrone, in der Schweizer Armee auch Markiermunition.
Anwendung
Platzpatronen dienen aus Sicherheits- oder Kostengründen bei militärischen Gefechtsübungen als Ersatz für scharfe Munition und können zusammen mit dem Lasersimulator (zum Beispiel Ausbildungsgerät Duellsimulator oder Multiple Integrated Laser Engagement System) verwendet werden.
Im militärischen Zeremoniell werden Platzpatronen bei Salutschüssen oder Ehrensalven verwendet.
Treibpatronen sind Platzpatronen mit einer stärkeren Treibladung. Diese werden in Leinenwurfgewehren und zum Verschießen von Gewehr- und Tränengasgranaten verwendet.
Bei Film- und Fernsehproduktionen kommen, wenn geschossen wird, fast ausschließlich Platzpatronen zum Einsatz. Dies dient vor allem der Sicherheit, zumal jegliche Auswirkungen einer echten Patrone und das Aussehen von fliegenden Leuchtspurgeschossen durch Filmtrick und CGI problemlos nachgeahmt werden können.
Bei der Neuinszenierung geschichtlicher Ereignisse werden Platzpatronen häufig verwendet.
Im Sport werden sie in Startpistolen zum Auslösen eines Startsignals verwendet.
In Schreckschusspistolen dienen sie auch zum Verschießen von Leuchtmunition.
Im Bauwesen werden sogenannte Treibkartuschen mit nitroglycerinhaltigem Nitrocellulosepulver als Treibmittel zum Setzen von Stahlnägeln genutzt. Die üblichen DX-Cartridges des Herstellers Hilti bestehen aus messingfarbigem Blech und einer Füllung aus 105–410 mg Nettoexplosivstoffmasse. Die Kaliber sind 5,5 (0,22 Zoll), 6,3 oder 6,8 (0,27 Zoll) mm x 10–18 mm Länge. Am Boden steht rundum ein Wulstrand vor, der gefüllt mit Initialsprengstoff der Zündung durch einen Schlagbolzen dient. Vorne ist die Kartusche durch mehrfache Einfaltung des Blechs unvollständig geschlossen. Ein mit der Treibladung beschleunigter Kolben schlägt auf einen gehärteten Stahlnagel mit typisch 4 mm Durchmesser und ballig geschliffener Spitze, der 10 mm Baustahl durchdringen oder in Beton eindringen kann. Im Fall des Hilti Bolzensetzgeräts DX 860-ENP kann die Schlagenergie bis zu 609 J betragen.[1][2]
In der Tierschlachtung werden Platzpatronen als Treibladung für Schlachtschussapparate verwendet.
Bei Startpatronen handelt es sich um Platzpatronen, welche nicht bei einer Waffe oder Ähnlichem Verwendung finden, sondern zum Starten von Motoren verwendet wird. Das Prinzip wird auch Coffman-Starter genannt. Der Gasdruck der Patrone bringt, wie ein elektrischer Anlasser, den Motor so weit in Schwung, dass dieser von alleine weiterläuft.
In der Schädlingsbekämpfung werden Platzpatronen als Ladung für Wühlmausschussgeräte verwendet.
- Manöverpatronengerät ist auf der Laufmündung eines M249 montiert
- Salutschüsse werden mit einem M14 abgefeuert
- Gewehrgranate auf der Mündung eines Howa Typ 89
- Propaganda-Gewehrgranate zum Verschießen von Propaganda-Flugblättern
- Mossberg 500 mit Schießbecher zum Verschießen von Tränengasgranaten
- M14 wird als Leinenwurfgewehr verwendet
- Verwendung in einer Startpistole
- Revolver in einer Wild West Show
- Schreckschussrevolver mit aufgeschraubtem Abschussbecher für pyrotechnische Munition
- Schreckschusspistole wird zum Verscheuchen von Vögeln auf einem Militärflugplatz abgefeuert
- Platzpatronen zur Verwendung in einem Bolzensetzgerät
- Zündpatrone für einen Flammenwerfer
- Platzpatrone (gelb) in einem Schlachtschussapparat
Aufbau
Im Aufbau unterscheidet sich eine Platzpatrone von einer scharfen Patrone durch das Fehlen eines Geschosses und die dadurch notwendigen Modifikationen: Viele Platzpatronen haben einen gekrimpten Hülsenmund (beispielsweise 7,62 × 51 mm oder 9 mm Platzrand für Revolver), also eine oben zusammengefaltete Hülse. Andere Patronen wie zum Beispiel 9 mm Platz P.A.K für Pistolen haben eine Plastikkappe, die, wie die Krimpung auch, dem Fixieren des Pulvers und dem Druckaufbau dient.
Ein weiteres Merkmal bei Kalibern, die aus scharfen Waffen verschossen werden, ist meist eine Tastsicherung, um ein Verwechseln mit scharfer Munition auszuschließen (zusätzliche Tastmerkmale wie Rillen oder ähnliches). Munition, die ausschließlich für Salutwaffen vorgesehen ist, hat meist keine zusätzliche Kennzeichnung, da konstruktive Merkmale an Waffen und Munition ein Verschießen von scharfer Munition aus Salutwaffen verhindern.
Bei Gasdruck- und Rückstoßladern, wie zum Beispiel dem Gewehr G36, muss oft ein Manöverpatronengerät auf die Laufmündung geschraubt werden, um einen ausreichenden Druck zum selbsttätigen Laden der Waffe zu erzeugen. Außerdem vermindert das Manöverpatronengerät die Verletzungsgefahr. Die Manövermunition muss ggf., neben dem Knalleffekt, die Energie aufbringen um die Mechanik der Waffe zu bedienen bzw. das Mündungsfeuer simulieren. Platzpatronen sind jedoch nicht gefahrlos. Durch die Pulvergase, mitgerissene Patronenteile oder Fremdkörper sowie durch den Druck der austretenden Gase können bei aufgesetzten Schüssen beziehungsweise unmittelbarer Nähe zu Personen schwere Verletzungen (vor allem an den Augen) oder gar der Tod verursacht werden.
- 9 mm P.A.K. mit blauer Abschlusskappe
- Platzpatrone für eine Schreckschusswaffe 9 mm
- Manöverpatrone aus Messing, 7,62 × 51 mm NATO
- Manövermunition im Kaliber 7.62 x 51 mm, Kunststoff, Nato Oliv,
- Manövermunition im Kaliber 20 × 139 mm
Rechtliches
Nach Anlage 1 zum deutschen Waffengesetz (WaffG) sind nach Unterabschnitt (3) „1.2 Kartuschenmunition (Hülsen mit Ladungen, die ein Geschoss nicht enthalten)“ und nach Unterabschnitt (1) „2.6 Schreckschusswaffen; dies sind Schusswaffen mit einem Kartuschenlager, die zum Abschießen von Kartuschenmunition bestimmt sind“.
Platzpatronen sind Kartuschenmunition.
Der Erwerb von Kartuschenmunition mit entsprechender PTB-Zulassung ist in Deutschland ab 18 Jahren möglich. Nicht PTB-zugelassene Kartuschenmunition (z. B. auch die abgebildete Manöverpatrone) fallen unter dieselben Erwerbsvoraussetzungen wie „scharfe“ Munition.
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- DX-Cartridge – Sicherheitsdatenblatt hilti.at, abgerufen 27. Jänner 2019.
- Bolzensetzgerät DX 860-ENP hilti.at, abgerufen 27. Jänner 2019.