Runenstein von Hogganvik
Der Runenstein von Hogganvik ist ein im Jahr 2009 auf dem Hof Hogganvik westlich von Mandal bei Kristiansand im Fylke Agder in Norwegen entdeckter Runenstein. Er enthält mit 61 Runen eine der längsten Inschriften im älteren Futhark. Datiert wird der Stein ungefähr in die Zeit von 350 bis 500 n. Chr.[1] Mit 61 Runenzeichen handelt es sich um eine der längsten bekannten Inschriften aus dieser Periode. Es ist der erste Runenstein, der seit 1947 in Norwegen gefunden wurde. Unter dem Runenstein liegt ein weiterer großer Stein, den die Experten für den Deckstein eines Grabes halten. Da auf dem gleichen Grundstück vor etwa 20 Jahren ein anderes Grab entdeckt wurde, ist diese Deutung wahrscheinlich.
Beschreibung
Der Stein ist 145 cm hoch, 152 cm breit und 23–25 cm dick und soll 500 bis 800 kg wiegen. Der Stein lag flach und ist gut erhalten. Er ist nur leicht abgewittert und die Runen sind klar erkennbar. Dies könnte darauf hinweisen, dass der Stein nicht lange gestanden hat.
Inschrift
Die älteste überlieferte Runenreihe besteht aus 24 Zeichen. Sie war anfangs nur bei den Nordgermanen, während der Völkerwanderungszeit vereinzelt auch bei den Ost- und Westgermanen (ab 5. Jahrhundert) in Benutzung. Erst gut 350 Inschriften in dieser ältesten Runenreihe wurden bisher entdeckt. Die Inschrift besteht aus vier rechtsläufigen (von rechts nach links zu lesenden) Linien, die nicht alle sprachlich sinnvoll interpretiert werden können. Eine Zeile beginnt mit Ek Naudigastir („Ich Naudagistr“). Es wird angenommen, dass Naugadistr der Name eines Mannes ist.
- A: [?]kelbaþewas:s(t)͡ainaR:aaasrpkf
- B: aarpaa:inanana(l/b/w)oR
- C: eknaudigastiR
- D: ekerafaR
Ein vorläufiger Bericht[1] des Runologen James E. Knirk macht bezüglich des Inhaltes folgende Angaben:
- A: enthält die Widmung des Grabsteins: „Stein von [S]kelba-þewaR“.
- A+B: ergeben linguistisch gesehen wenig Sinn und könnten eine verschlüsselte Botschaft enthalten oder eine runenmagische Sequenz sein: aaasrpkf / aarpaa.
- B (Rest): ist schwer zu interpretieren. Die Zeile könnte eine Präposition „innerhalb, in“ sowie ein nicht sicher zu bestimmendes Substantiv („Nadel“?, „Radnabe“? „Ecke einer Hütte“?) enthalten.
- C+D: (zwischen den Zeilen A und B) stellen die Unterschrift des Runenritzers dar: „Ich, NaudigastiR [= „Not-Gast“] / Ich, [genannt] der Vielfraß“.
Literatur
- James E. Knirk: Runesteinen med eldre runer fra Hogganvik ved Mandal. In: Nicolay 111 (2010), S. 13–18.
- Michael Schulte: Die sprachliche Deutung der Hogganvik-Inschrift. Ergänzungen zum vorläufigen Bericht. In: Guus Kronen u. a. (Hrsg.), Thi Timit Lof. Festschrift für Arend Quak zum 65. Geburtstag (= Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik, 67), Rodopi, Amsterdam 2011, S. 57–68.
- Michael Schulte: The Norwegian Hogganvik Stone as an Emblem of Social Status and Identity. In: Journal of the North Atlantic Special vol. 4, 2013, S. 120–128 (Volltext).
Weblinks
- Fotografie des Steins von Hogganvik mit eingefärbten Runenzeichen (JPG)
- Informationen zur Ausgrabung am Fundort vom Archäologen Frans-Arne Stylegar (englisch)
- Weiteres Bildmaterial von Frans-Arne Stylegar
Einzelnachweise
- Knirk, James E. Runic inscription from Hogganvik, Mandal, Vest-Agder (Memento des Originals vom 4. Juni 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF, 2009) (preliminary report), 27. Oktober 2009.