Rundling (Leipzig)
Der Rundling, auch Nibelungensiedlung genannt, ist eine kreisförmig angelegte Wohnsiedlung im Leipziger Stadtteil Lößnig.
In der Zeit großer Wohnungsnot wurde 1929/30 durch den Leipziger Architekten und Stadtbaurat Hubert Ritter eine Wohnanlage in kommunaler Trägerschaft gebaut.[1] Ritter errichtete auf einem flachen Hügel am damaligen Stadtrand in Zeilenbauweise 24 Häuser, die in der Form von drei konzentrischen Ringen angeordnet sind. Der äußere Ring hat einen Durchmesser von 300 Meter. Die Hügellage betonte Ritter, indem er den inneren Ring vier- statt dreigeschossig ausführte. Zwei senkrecht zueinander liegende Hauptachsen und einige Nebenzugänge erschließen das Gebiet verkehrlich. Der westliche Zugang wird durch zwei vorgelagerte Kopfbauten mit Verkaufseinrichtungen in den Erdgeschossbereichen betont.[2] Die Zugänge zu den Häusern der äußeren beiden Ringe erfolgen von dem kreisförmigen Nibelungenring zwischen ihnen, die zu denen des inneren Rings von dem zentralen Siegfriedplatz.
Die Gebäude wurden im Stile der Neuen Sachlichkeit errichtet. Nach Meinung des Architekturhistorikers Winfried Nerdinger ist der Rundling ein „Symbol für die Ideale des Neuen Bauens der Weimarer Republik“.[2] Es entstanden 624 Wohnungen mit elf verschieden zugeschnittenen Grundrissen unterschiedlicher Größe und immer unter dem Aspekt optimaler Lichtverhältnisse angelegt, zum Beispiel keine Wohnzimmer nach Norden.[3] Der vom Stadtgartendirektor Nikolaus Molzen (1881–1954) geplante Siegfriedplatz im Zentrum der Anlage enthielt ein großes Planschbecken für die Kinder der Siedlung.[4]
Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Rundling schwere Zerstörungen. Das Planschbecken wurde nach dem Krieg entkernt und zunächst als Grabeland genutzt, dann eine Beetfläche angelegt und das Bassin aufgegeben. 1965/66 erfolgte ein teilweiser Wiederaufbau der Gebäude. Bei der komplexen Sanierung der denkmalgeschützten Anlage von 1993 bis 1997[5] wurden fünf im Krieg zerstörte Blöcke wieder errichtet. Für die Sanierung des Rundlings erhielt die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft den Deutschen Bauherrenpreis.[1]
Weblinks
Einzelnachweise
- Horst Riedel: Stadtlexikon Leipzig von A bis Z. Leipzig 2005, ISBN 3-936508-03-8, S. 516
- Wolfgang Hocquél: Leipzig. Architektur von der Romanik bis zur Gegenwart. Passage-Verlag, Leipzig 2001, ISBN 3-932900-54-5, S. 244.
- Das Fadenkreuz der Moderne. In: FAZ.NET vom 30. August 2009.
- Petra Mewes, Peter Benecken: Leipzigs Grün. Passage-Verlag, Leipzig 2013, ISBN 978-3-938543-49-8, S. 206.
- Engelbert Lütke Daldrup (Hrsg.): Leipzig. Bauten 1989–1999 / Leipzig. Buildings 1989–1999, Birkhäuser Verlag Basel / Berlin / Boston 1999, S. 178–181, ISBN 3-7643-5957-9