Ruja Ignatova
Ruja Ignatova (* 30. Mai 1980 in Bulgarien) ist eine deutsch-bulgarische verurteilte Betrügerin.[1] Bekannt wurde sie vor allem durch den Aufbau der Firma OneCoin, ein als Kryptowährung getarntes illegales Schneeballsystem, das im Jahre 2017 enttarnt wurde.
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Ihr Aufenthaltsort ist nicht bekannt und sie wird vom FBI mit internationalem Haftbefehl gesucht (Stand Mai 2021).[2] Anfang 2019 wurde sie von den US-Behörden in Abwesenheit wegen Telekommunikationsbetrugs, Wertpapierbetrugs und Geldwäsche angeklagt.
Leben
Ruja Ignatova wurde 1980 als Kind von Plamen Ignatov und Veska Ignatova geboren.[3] Ihr Bruder ist Konstantin Ignatov. Als sie zehn Jahre alt war, migrierte die Familie von Bulgarien nach Deutschland und ließ sich in Schramberg im Schwarzwald nieder.[2][3] Ruja war eine sehr gute Schülerin und übersprang in der Grundschule und im Gymnasium eine Klasse.[3] 1999 machte sie am Gymnasium in Schramberg Abitur.[4] Schon als Jugendliche galt sie laut ehemaliger Mitschüler als Einzelgängerin, die sich gerne extravagant kleidete.[3]
Anschließend erhielt sie ein Studienstipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung und studierte Jura an der Universität Konstanz.[3] 2005 absolvierte sie dort auch ihre Promotion der Rechtswissenschaften[5]. Laut eigenem Lebenslauf erhielt sie zudem einen Abschluss in Rechtswissenschaften der Universität Oxford sowie einen Master-Abschluss der Wirtschaftswissenschaften der Fern-Uni Hagen.[4] Laut eigenem Lebenslauf war sie Beraterin bei McKinsey & Company und Leiterin eines bulgarischen Vermögensfonds.[4]
Mit zunehmendem Geschäftserfolg von OneCoin pflegte sie einen luxuriösen Lebensstil. So investierte sie in Luxusimmobilien in Bulgarien, so z. B. das Black Sea Resort in Sosopol.[2] Sie veranstaltete Partys auf ihrer Luxusyacht "Davina", auf denen renommierte Künstler (z. B. Bebe Rexha oder Tom Jones) für sie sangen.[2][4] Bei großen publikumswirksamen Werbeauftritten erschien sie in teuren Kleidern.[2][4] Selbst nannte sie sich "Cryptoqueen".[2]
Ihre Tochter wurde 2016 geboren.[2] Ihr Ex-Mann lebt und arbeitet als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main.[2]
Kriminelle Aktivitäten
Gusswerk Waltenhofen (2010–2012)
2010 kauften Ruja Ignatova und ihr Vater Plamen Ignatov ein Gusswerk im allgäuischen Waltenhofen (bei Kempten), welches zuvor Insolvenz angemeldet hatte.[4] Nachdem sie die Firma 2012 wieder verkauften, meldete der neue Besitzer Insolvenz an, wodurch 160 Arbeitsplätze verloren gingen.[4] Es wurde bekannt, dass Ruja Ignatova und ihr Vater schon vor Verkauf Produktionsanlagen entwendet hatten (der Abtransport einer Alugussanlage nach Bulgarien konnte im letzten Moment verhindert werden).[6] Im Oktober 2016 verurteilte das Amtsgericht Augsburg Ruja Ignatova wegen Insolvenzverschleppung, Betrug und Verletzung der Buchhaltungspflicht zu einer Bewährungsstrafe von 14 Monaten.[2][4]
BigCoin (2013)
Im Jahr 2013 war sie an einem Multi-Level-Marketing-Betrug namens BigCoin beteiligt.[7]
OneCoin (2013-)
Ruja Ignatova gründete die Kryptowährung OneCoin und die zugehörige Firma OneCoin Ltd mit Sitz in Dubai, deren Geschäftsmodell auf einem Schneeballsystem aufbaute.[2] Die Firma sammelte weltweit Investoren, so z. B. aus China, Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den USA, Hong Kong, Indien und Uganda.[2]
Ihr Verschwinden wurde bemerkt, als sie zu einem Investorentreffen im Oktober 2017 in Lissabon nicht erschien.[2] Zuletzt gesehen wurde sie, als sie am 25. Oktober 2017 von Sofia nach Athen flog.[2] Seitdem gilt sie als unauffindbar. Bis zu seiner Verhaftung am 6. März 2019 in Los Angeles übernahm ihr Bruder Konstantin Ignatov die Geschäftsführung von OneCoin.[2][4] Gegen Ruja Ignatova und OneCoin wird von mindestens 20 Strafverfolgungsbehörden auf der ganzen Welt ermittelt,[3] mehr als 4 Milliarden Dollar sollen Anleger verloren haben.[8]
US-Behörden verurteilten Ignatova 2019 in Abwesenheit wegen Postbetrug, Wertpapierbetrug und Geldwäsche.[2] In Deutschland darf OneCoin nicht mehr vertrieben werden.[9]
Ende 2020 wurde eine Verfilmung der Geschichte um OneCoin unter dem Namen Fake! und mit Kate Winslet in der Rolle der Ruja Ignatova angekündigt.[10]
Weblinks
- The Missing Cryptoqueen. Mehrteilige Audioserie, BBC (englisch, seit 2019)
Einzelnachweise
- Der Milliardenbetrug. 25. September 2020, abgerufen am 25. Juni 2021.
- BBC: Cryptoqueen: How this woman scammed the world, then vanished. Abgerufen am 8. Mai 2021.
- Martin Himmelheber: Die "Cryptoqueen" aus Schramberg. In: NRWZ.de. 22. Mai 2020, abgerufen am 8. Mai 2021 (deutsch).
- Holger Sabinsky-Wolf: Verbrechen: Der Krimi um die Krypto-Queen führt ins Allgäu und in den Schwarzwald. 23. Dezember 2019, abgerufen am 8. Mai 2021.
- Universität Konstanz: Abgeschlossene Promotionen | Promotionen | Forschung | Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht, Internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung - Prof. Dr. Astrid Stadler | Fachbereich Rechtswissenschaft. Abgerufen am 8. Mai 2021.
- Kreisbote: "So etwas Dubioses nie erlebt". 20. Januar 2012, abgerufen am 9. Mai 2021.
- BigCoin & BNA: The original OneCoin Ponzi points.
- Philip Plickert: Kriminalfall: Milliarden-Betrug mit falscher Kryptowährung. Abgerufen am 8. Mai 2021.
- BaFin: Onecoin Ltd (Dubai), OneLife Network Ltd (Belize) und One Network Services Ltd (Sofia/Bulgarien): Untersagung von Geschäften mit „OneCoins“ in Deutschland. Abgerufen am 8. Mai 2021.
- Oscar-winner Kate Winslet to star in ‘Fake!’ — a movie about crypto Ponzi scheme OneCoin. Abgerufen am 7. September 2021 (amerikanisches Englisch).