Ruhrbania
Ruhrbania ist ein dezentrales Stadtentwicklungsprojekt in Mülheim an der Ruhr. Es umfasst mehrere Einzelprojekte in fünf Teilbereichen. Die Planungen dazu begannen kurz nach der Jahrtausendwende. Kernprojekt ist eine Promenade an der Ruhr. Diese soll die Innenstadt mit dem Fluss verbinden und Gastronomie und Dienstleister anlocken. Weitere Teilprojekte sind ein Gründerzentrum, der Ausbau der Stadthalle zum Kultur- und Kongresszentrum, eine Museumsmeile und verschiedene Gewerbeflächen.
- Banner an der Ruhrbania-Baustelle
- Stand der Bauarbeiten an der Ruhrpromenade und Marina (April 2013)
- Blick auf das ehemalige Stadtbad und die Schlossbrücke. Im Zuge von Ruhrbania wurde das Gebäude in Palais am Stadtkai umbenannt und beherbergt nun Eigentumswohnungen.
- Ehemaliger Standort der Stadtbücherei, die für Ruhrbania abgerissen wurde
- Ruhrbania, Juli 2013
- Feierliche Eröffnung des Stadthafens, Mai 2014
Ruhrpromenade und Innenstadtpark "Ruhranlage"
Die Ruhr fließt auf einer Strecke von 15 Kilometern über Mülheimer Stadtgebiet. 12,3 Kilometer davon sind weitgehend unbebaut; nur eine kürzere Strecke am Rhein-Ruhr-Hafen und an der Friedrich Wilhelms-Hütte ist bebaut und nicht unmittelbar zugänglich. In der Mülheimer Innenstadt war daher von der Ruhr nur wenig zu sehen. Der fehlende Zugang zur Ruhr wurde von Experten mitverantwortlich gemacht für die schlechte Situation der Mülheimer Innenstadt, die sich in der Abwanderung von hochwertigem Einzelhandel und sinkenden Mieten äußerte.
An diesem Punkt setzte die Idee einer Wiederbelebung der historischen Ruhrpromenade an: Sie sollte die Stadt durch verschiedene Baumaßnahmen mit dem Fluss verbinden. Dies sollte geschehen durch die Ansiedlung von Gastronomie und Dienstleistungen (im nördlichen Teil der Promenade) und Wohngebäuden (im südlichen Teil). Die Stadt sollte durch die Öffnung einer Hauptverkehrsader näher an den Fluss rücken: Die Ruhrstraße in diesem Bereich wurde für den Autoverkehr gesperrt und in diesem Teilstück in "Ruhrpromenade Nr. 1 - 7" umbenannt, um danach wieder in die verbleibende historische "kleine" Ruhrstraße zu münden. Das ehemalige Gebäude des Mülheimer Kunstmuseums und Mülheimer Stadtbads mit angeschlossenem Blockheizkraftwerk wurde sodann durch die Vivacon AG zu Eigentumswohnungen (Palais am Stadtkai) umgebaut.[1] Das Heizkraftwerk der Stadtwerksgesellschaft medl GmbH wurde auf die andere Ruhrseite verlegt.
Einen Architektenwettbewerb für die Neugestaltung der Promenade gewann im Jahr 2004 das Düsseldorfer Büro RKW Rhode Kellermann Wawrowsky. Zu dem siegreichen Entwurf gehörte unter anderem ein Wasserwanderrastplatz; Treppen die zum Verweilen einladen, Pflanzen und Freizeitbereiche sollten die Promenade strukturieren. Für die Umsetzung des Entwurfs wurden der Park "Ost-Ruhranlagen" und mehrere Gebäude abgerissen, darunter ein Teil des Rathauses und die alte Stadtbücherei, die nun einen neuen Platz im Medienhaus in der Fußgängerzone am Synagogenplatz gefunden hat. Der dortige Platz der Deutschen Einheit wurde auf die Schleuseninsel in den Innenstadtpark "Ruhranlage" verlegt.
Der Gebäudekomplex auf Baufeld I am Rathaus wurde Mitte 2013 fertiggestellt. Ein letzter Bauabschnitt im Bereich des Radschnellweg Ruhr (RS1) soll ab 2022 neu geplant werden. Die Stadtplaner untersuchen auch eine Neugestaltung der sich anschließenden ruhraufwärts gelegenen Industriebrache nach der Schließung der Friedrich-Wilhelms-Hütte.
Die Ruhrpromenade soll unter der Schloßbrücke hindurch dazu einladen, zum Innenstadtpark "Ruhranlage" und zum Wasserbahnhof zu „promenieren“ – wie dies schon um die Jahrhundertwende möglich war.
Widerstand gegen die Promenade
Gerade gegen die Umgestaltung der Ruhrpromenade (u. a. Entfernung der historischen Grünanlagen) als Kernprojekt von Ruhrbania gab es seit dem Beginn der Planungen im Jahr 2003 immer wieder Proteste und zahlreiche Bürgeranhörungen. Noch im gleichen Jahr strebte die Bürgerinitiative Pro Mülheim ein Bürgerbegehren an, das aber scheiterte. Der Rat erklärte es für formal unzulässig.
Das Gründerzentrum
Das Gründerzentrum soll Jungunternehmern durch günstige Mieten und die Erleichterung einer Netzwerkbildung den Start in die Selbstständigkeit so einfach wie möglich machen. Es wurde im September 2005 eröffnet. Das Gründerzentrum befindet sich in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude von Siemens PG/KWU im Mülheimer Hafenviertel. Ursprünglich war es das Stammhaus von August Thyssen, dem Gründer des Thyssen-Konzerns.
Das Kultur- und Kongresszentrum in der Stadthalle
Kulturveranstaltungen, etwa Theateraufführungen und Konzerte, finden von jeher in der Stadthalle statt. Als Teil des Ruhrbania-Projektes fungiert die Stadthalle als Veranstaltungs- und Kongresszentrum. Dazu wurde der Festsaal in einen Veranstaltungsraum umgebaut, der bei Bedarf zweigeteilt werden kann. Im Foyer entstanden Konferenzräume. Die offizielle Einweihung fand im November 2006 statt. Bereits im September 2006 hatte der erste große Kongress in der umgebauten Halle stattgefunden.
Gewerbestandorte
Im Rahmen von Ruhrbania werden verschiedene Gewerbegebiete vermarktet, die zum Teil in einiger Entfernung vom Fluss angesiedelt sind: der Gewerbepark Styrum, die Düsseldorfer Straße, der Siemens-Technopark, der Rhein-Ruhr-Hafen, der Steinbruch Rauen und das Gewerbegebiet Mannesmannallee.
Museumsmeile
Die Museumsmeile soll verschiedene, zum Teile schon lange bestehende Museen unter einem neuen Markennamen bündeln. Zur Museumsmeile gehören folgende Museen:
- Kunstmuseum in der Alten Post
- Aquarius-Wassermuseum (E.ON – Konzern)
- Museum zur Vorgeschichte des Films in der Camera Obscura
- Haus Ruhrnatur (E.ON – Konzern)
- Leder- und Gerbermuseum
- Zisterzienserinnenkloster Saarn
- Historisches Museum im Schloss Broich
- Heimatmuseum Tersteegenhaus (aktuell wegen Schwammbefall geschlossen)
- Gründer- und Unternehmermuseum
- Büromuseum im Rathausturm (aktuell aus Brandschutzgründen eingelagert)
Weitere Museen in der Stadt Mülheim wie das "Museum für Fotokopie" in der Friedrich-Ebert-Straße 48, das "KuMuMü – Kulturmuseum Mülheim" in der Ruhrstraße 3 und das "ZIMM – Zinnfigurenmuseum Mülheim" in der Delle 54–60 gehören nicht zum städtischen Projekt "Museumsmeile".
Weblinks
- Projekt-Webseite der Bürgeragentur
- Ruhrbania-kritische Webseite der Ratsfraktion MBI (Mülheimer Bürgerinitiativen)
- Umfrage der Tageszeitung NRZ zum Projekt Ruhrbania (Memento vom 24. September 2015 im Internet Archive) 22. Mai 2007
Einzelnachweise
- http://www.ruhrbania.de/cms/wohnen_im_stadtbad.html, Abruf: 21. April 2013