Rudolf II. Rühle

Rudolf II. Rühle (* u​m 1320 i​n Friedberg (Hessen); † 1367) w​ar ein Jahr l​ang Bischof v​on Verden. In d​en zeitgenössischen Quellen begegnet e​r gewöhnlich a​ls Rudolf Rule u​nd unterfertigte a​uch so i​n seiner Funktion a​ls königlicher bzw. kaiserlicher Notar Herrscherurkunden Karls IV. In d​er Regel geschah d​ies unter Bezugnahme a​uf die Friedberger Herkunft i​n der folgenden Form: per dominum r​egem Rudolfus Rule d​e Frideberg.

Herkunft und Bildung

Rudolf II. w​urde geboren a​ls Sohn d​es Patriziers Johann Rühl z​u Friedberg i​n der Wetterau. Dieser w​ar Teil d​er höchsten Führungskreise j​ener Reichsstadt u​nd ist mehrfach i​n bedeutenden Ämtern u​nd Funktionen nachweisbar. Zwischen d​en patrizischen Familien Friedbergs u​nd Frankfurts bestanden e​nge Verbindungen u​nd Heiratsbeziehungen. Die Schwester Rudolfs heiratete e​in Mitglied d​er Frankfurter Patrizierfamilie Frosch, a​ls deren bekanntestes Mitglied Wicker Frosch gelten kann. Auch d​ie ungleich berühmteren u​nd für Frankfurts spätmittelalterliche Geschichte bedeutsamen Familien Schwarzenberg u​nd zum Paradies stammen ursprünglich a​us Friedberg.

Seine Schulbildung erhielt e​r in Friedberg u​nd im Kloster Arnsburg. 1340 i​st er i​n Begleitung d​er Söhne e​ines Grafen v​on Sponheim a​n der Universität Bologna nachweisbar. Anschließend studierte e​r möglicherweise a​n der Universität v​on Paris.

Laufbahn

Seit 1349 war er Notar des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg. Hier wurde er von dem Notar und Kanzlist Rudolf Losse ausgebildet. Nach dem Tode des Erzbischofs wechselte Rudolf von Friedberg in die Kanzlei Kaiser Karl IV., begleitete den Kaiser auf dessen Romzug 1355 und war auf dem Reichstag zu Nürnberg 1355, auf welchem der größte Teil der goldenen Bulle verfasst wurde, aktiv. Möglicherweise erfolgte sein Eintritt in die Kanzlei des Königs im direkten Vorfeld des Romzuges auch wegen der Italienerfahrungen aus seiner Studienzeit und der mit einem Studium der Rechte in Bologna nachgewiesenen gelehrten Bildung. Im direkten Umfeld Karls IV. finden sich zu jener Zeit mehrere Vertraute und enge Berater, die über entsprechende Qualifikationen verfügten. So kann auch erklärt werden, warum Rudolf von Friedberg recht unmittelbar nach seinem Eintritt in die königliche Kanzlei rasch mit anspruchsvollen und äußerst schwierigen diplomatischen Missionen betraut wurde. Ein erster dieser königlichen Aufträge führte ihn unmittelbar nach seiner Ankunft im Gefolge Karls IV. in Padua über die Alpen zurück in das nordalpine Reichsgebiet, wo er gemeinsam mit einem weiteren Notar für die Einforderung der reichsstädtischen Romzugshilfe zuständig war. Für seine zahlreichen Verdienste erhielt er vor 1360 eine Propstei in Wetzlar, und auch bereits zuvor hatte er zahlreiche Pfründen durch Interventionen des Reichsoberhaupts und dessen Gemahlin erhalten. Den Höhepunkt seines Aufstiegs in königlichen Diensten sollte schließlich die ebenfalls durch Karls Förderung bewerkstelligte Erhebung zum Bischof von Verden im Jahre 1365 darstellen. In seinem Bistum sollte Rudolf von Friedberg aber niemals selbst politisch aktiv werden. Er verstarb am 3. Juli 1367, nachdem er wenige Tage zuvor (am 29. Juni) sein Testament zu Prag gemacht hatte, welches ihn im Besitz nicht unbedeutenden Besitzes und zahlreicher Güter zeigt, von welchen letzteren die meisten in seiner Heimatstadt gelegen und erst von ihm käuflich erworben worden waren. Enge Beziehungen unterhielt er zu dem Frankfurter Patrizier Siegfried zum Paradies. Er wird von mehreren Geschichtsschreibern für den Verfasser der goldenen Bulle gehalten, ohne dass dafür weitere als die in dem Vorhergesagten liegenden schwachen Gründe sprächen. Begraben wurde er seinem eigenen Wunsch entsprechend im Kloster Arnsburg, das er reich beschenkte.

Literatur

  • Ernst Landsberg: Rudolf II. (Bischof von Verden). In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 566.
  • Thomas Vogtherr: Rudolf II.. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22, Duncker & Humblot, Berlin 2005, ISBN 3-428-11203-2, S. 191 (Digitalisat).
  • Waldemar Küther, Rudolf Rule von Friedberg, Propst zu Wetzlar, Bischof von Verden und Notar Kaiser Karls IV. in: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde NF 37, 1979, S. 79–151.
  • Christian Jörg, Italienerfahrung, Romzug und Karriereweg. Zum Wechsel des Trierer Notars Rudolf Rule von Friedberg (ca. 1320-1367) in den Dienst Karls IV., in: Sigrid Hirbodian / Christian Jörg / Sabine Klapp / Jörg R. Müller (Hgg.), Pro multis beneficiis. Festschrift für Friedhelm Burgard, Trier 2012, S. 369–385.
VorgängerAmtNachfolger
Gerhard von BergBischof von Verden
1365–1367
Heinrich II. von Langeln
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