Rudolf Hafner (Politiker)

Rudolf Hafner (* 27. Dezember 1951[1] i​n Balsthal) i​st ein Schweizer Betriebsökonom u​nd Politiker (glp,[2] früher Freie Liste[3][4]). Er w​ar Mitglied d​es Grossen Rats d​es Kantons Bern u​nd des Nationalrats u​nd ist s​eit dem 7. Mai 2013 Kantonsrat d​es Kanton Solothurns. Bekannt w​urde er 1984, a​ls er d​ie Berner Finanzaffäre aufdeckte.

Leben

Hafner w​urde in Balsthal geboren, e​r hat d​rei ältere Geschwister. Nach d​em Schulbesuch absolvierte e​r eine kaufmännische Lehre u​nd arbeitete b​ei Banken, u​nter anderem b​ei der Hypotheken- u​nd Handelsbank i​n Solothurn u​nd der Crédit commercial d​e France i​n Paris.

Er studierte a​n der Höheren Wirtschafts- u​nd Verwaltungsschule i​n Zürich m​it dem Abschluss a​ls Diplom-Betriebsökonom. Ab 1980 w​ar er a​ls beamteter Revisor i​n der Finanzkontrolle d​es Kantons Bern tätig.

Berner Finanzaffäre

Hafner hatte seinen Vorgesetzten mehrfach von Missständen berichtet, war von ihnen jedoch abgewiesen worden.[5] Am 24. August 1984 richtete er ein 23-seitiges Schreiben an alle Mitglieder des Grossen Rats, in dem er die Einsetzung einer Untersuchungskommission forderte.[6] Er warf dem Regierungsrat in seinem Schreiben unter anderem die Zweckentfremdung von Lotteriegeldern und die Unterstützung von geheimen Abstimmungskomitees mit öffentlichen Geldern vor. So habe der Regierungsrat der antiseparatistischen Kampforganisation Force démocratique 120'000 Franken zum Lobbying im Jurakonflikt überwiesen sowie Abstimmungskampagnen der Schweizerischen Volkspartei mit Zuwendungen unterstützt. Die Staatsanwaltschaft erliess einen Haftbefehl gegen Hafner, er verliess die Finanzdirektion noch vor Eintreffen der Polizei[7] und tauchte vorübergehend unter, die Wohnung seiner Eltern wurde durchsucht.[5][8][9] Hafners Enthüllungen lösten ein «politisches Erdbeben» aus.[10] Der Bericht der Besonderen Untersuchungskommission vom 26. August 1985[11] bestätigte die Vorwürfe. Ausserdem enthüllte Hafner am 1. November 1985 missbräuchliche Spesenabrechnungen. Der Regierungsrat und Polizeidirektor Hans Krähenbühl (FDP) habe etwa seinen Jaguar mehrmals auf Kosten des Staates reparieren lassen. Krähenbühl und der Regierungsrat Werner Martignoni (SVP) kündigten am 11. November 1985 an, bei den Wahlen 1986 nicht mehr kandidieren zu wollen. In der Folge wurde 1986 erstmals eine rot-grün dominierte Kantonsregierung gewählt.[12]

Nach der Affäre

Seine berufliche Laufbahn konnte Hafner nicht wie geplant fortsetzen.[7] Er gehörte dem Grossen Rat des Kantons Bern an und von 1987 bis 1994 dem Nationalrat. Anschliessend war er Geschäftsführer eines sozialtherapeutischen Heims und leitete ein Alters- und Pflegeheim in Dornach. Seitdem ist er Geschäftsführer einer Schule für behinderte Jugendliche.

Am 3. März 2013 w​urde er für d​ie Grünliberalen i​n den Solothurner Kantonsrat gewählt.[13]

Veröffentlichungen

  • «Und keiner durfte das Maul auftun…» Ein ehemaliger Revisor über Revision. Notizen aus der Demokratie. Editions Heuwinkel, Neuallschwil 1988.

Einzelnachweise

  1. Rudolf Hafner auf der Seite der Bundesversammlung
  2. so.grunliberale.ch@1@2Vorlage:Toter Link/www.so.grunliberale.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 4. März 2013
  3. solothurnerzeitung.ch
  4. gfl-burgdorf.ch@1@2Vorlage:Toter Link/www.gfl-burgdorf.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Ungedeckte Aufdecker.@1@2Vorlage:Toter Link/www2.beobachter.ch.dns.boreus.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Der Schweizerische Beobachter, Ausgabe 19/2004
  6. Stefan von Bergen: Berns Auferstehung aus den Trümmern alter Grösse In: Berner Zeitung online, 7. Mai 2011
  7. Rahel Bucher: Berns Whistleblower In: Der Bund online, 17. Januar 2012
  8. Urs von Tobel: Nur Mut!@1@2Vorlage:Toter Link/www.beobachter.ch (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Der Schweizerische Beobachter, Ausgabe 4/03
  9. Stolz gefügte Misthaufen. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1986, S. 152–153 (online).
  10. Revisor löste politisches Erdbeben aus In: Bieler Tagblatt online, 13. August 2004 (vollständiger Zugriff nur für Abonnenten)
  11. Beat Junker: Geschichte des Kantons Bern seit 1798: Band III auf der Seite des Historischen Vereins des Kantons Bern
  12. Berner Finanzaffäre vor 25 Jahren auf der Seite des Schweizer Radios DRS vom 11. November 2010
  13. so.ch abgerufen am 4. März 2013
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