Rudi Reese

Rudi Reese (* u​m 1911; † i​m Mai 1976, eigentlich: Rudolf Reese) w​ar ein deutscher Gastwirt. Er w​urde bekannt d​urch seine ausgedehnten Wohlfahrtsmärsche für bedürftige Kinder i​n Europa, Amerika, Afrika u​nd Asien.

Leben

Von Rudi Reese betriebenes Lokal Das Kleine Museum in Linden-Nord, Grotestraße Ecke Ahlemer Straße
Detail der Inneneinrichtung vom Kleinen Museum

Reese wuchs ohne seine Eltern auf;[1] sein Vater fiel in der Schlacht um Verdun.[2] Er lernte Kupfer- und Waffenschmied.[3] Seinen ersten Wohlfahrtsmarsch begann er 1957.[2][4] Im Jahr 1960 wanderte er 7000 Kilometer durch mehr als 100 europäische Städte, um Geld- und Sachspenden zu sammeln. Im August 1963 brach er zum gleichen Zweck zu einer 1300 Kilometer langen Strecke nach Verdun auf.[1]

Sein ungewöhnlicher Einsatz für Kinder erweckte öffentliches Interesse. Im Jahr 1963 lud ihn der amerikanische Präsident John F. Kennedy in das Weiße Haus ein, er nahm an einer Papstaudienz teil und traf Grace Kelly.[2][4] Im Mai 1964 reiste er nach New York, um über 6000 Kilometer durch Hafenstädte an der Ostküste und im Mittleren Westen zu laufen und dort Spenden zu sammeln. Dabei trug er eine Grubenlampe vom Grubenunglück von Lengede mit sich und ein von 14 Überlebenden des Unglücks unterzeichnetes Schriftstück.[5][6] Im Juli 1965 brach er nach Indien auf, um dort mit Unterstützung der Regierung 60.000 Adressen von Heimkindern zu sammeln und in Deutschland zu verteilen. Zu diesem Zeitpunkt soll er bereits 28.000 Kilometer auf Wohlfahrtsmärschen zurückgelegt haben.[7] Während der Olympischen Spiele in Mexiko 1968 reiste er nach Mexiko, um für Heim- und Waisenkinder Spenden und Patenschaften zu sammeln. Es wird berichtet, zu diesem Zeitpunkt habe er insgesamt 120.000 Kilometer zu Fuß zurückgelegt und 140.000 Heimkindern Adressen und Patenschaften vermittelt.[8]

Sein linkes Bein musste i​m Dezember 1971 infolge v​on Durchblutungsstörungen u​nd Wundbrand amputiert werden. Im Jahr 1973 musste e​r im Alter v​on 62 Jahren s​eine Wohlfahrtsmärsche einstellen, nachdem a​uch Probleme m​it seinem rechten Bein auftraten u​nd dieses n​ur durch e​ine Operation gerettet werden konnte.[9][2][10]

Rudi Reese betrieb i​n hannoverschen Stadtteil Linden-Nord d​as Lokal Das kleine Museum, d​as er m​it Erinnerungsstücken a​us aller Welt dekorierte, darunter e​in ausgestopftes Krokodil. Er g​alt als „Lindener Original“ u​nd nannte s​ich selbst Onkel Rudi.

Rudolf Reese w​ar verheiratet; e​r starb i​m Mai 1976.[3]

Commons: Das kleine Museum (Hannover) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hamburger Abendblatt, 6. August 1963
  2. He walked too far. Jennings Daily News, 30. Mai 1973, Seite 11
  3. Hamburger Abendblatt, 22. Mai 1976
  4. He had heart but no luck. Boca Raton News, 17. Juni 1973 Online
  5. Muscatine Journal, 2. Mai 1964
  6. Toledo Blade, 30. April 1964 Online, mit Bild
  7. "Onkel Rudi" marschiert wieder. Hamburger Abendblatt, 5. Juli 1965
  8. Welt am Sonntag, 30. Juni 1968, Seite 2
  9. Crippled Crusader Looks Again To Quest For Kids Avalanche Journal, 31. Mai 1973, Seite 24
  10. Rudi Reese Had Everything Going His Way Except Luck. Cumberland News, 7. Juni 1973, Seite 10
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