Roberto Cingolani
Roberto Cingolani (geboren 23. Dezember 1961 in Mailand) ist ein italienischer Physiker und Hochschullehrer. Er ist seit 13. Februar 2021 italienischer Umweltminister im Kabinett Draghi.
Ausbildung
Cingolani studierte Physik an der Universität Bari. Nach Abschluss der Laurea 1985 und der Erreichung des Doktorgrades 1988 in Bari besuchte er zur Weiterbildung die Eliteschule Scuola Normale Superiore in Pisa.[1]
Karriere
Akademische Karriere
Anschließend arbeitete er von 1989 bis 1991 im Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart. Von 1992 bis 2004 war er Professor für Physik an der Università del Salento in Lecce. Zwischenzeitlich war er Gastprofessor am Institute of Industrial Sciences der Universität Tokio (1997) und an der Virginia Commonwealth University in Richmond (Virginia) (1998).[1]
Cingolani wurde 2005 zum wissenschaftlichen Direktor des Istituto italiano di tecnologia (IIT) in Genua ernannt. In Genua beschäftigte er sich mit Materialwissenschaften und interdisziplinärer Nanotechnologie.[2]
Karriere in der Privatwirtschaft
Im Jahre 2019 wechselte er in die Privatwirtschaft und übernahm die Leitung des Bereichs technologische Innovation beim Luft- und Raumfahrt- sowie Rüstungskonzern Leonardo S.p.A.[2]
Politische Karriere
Cingolani wurde 2020 Mitglied der Expertenkommission des Ministerratspräsidiums, die zur Bekämpfung der COVID-19 Pandemie und ihrer Folgen konstituiert wurde.[2]
Am 12. Februar 2021 wurde er vom designierten italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi zum Minister des ökologischen Übergangs ernannt.[3]
Roberto Cingolani ist Patentinhaber von über 100 Patenten sowie Autor oder Coautor von etwa 1100 Publikationen.[1]
Positionen
Im September 2021 behauptete Cingolani, prinzipielle Kernkraftgegner wären „Salon-Umweltschützer“, „schlimmer als die Klimakatastrophe, auf die wir zusteuern, wenn wir nichts unternehmen“. Eine Industrienation wie Italien dürfe nicht auf Forschung an der vierten Generation von Atomreaktoren verzichten, die ohne angereichertes Uran und ohne Schwerwasser auskäme[4] (siehe auch Dual-Fluid-Reaktor. Es gibt (Stand 2021) keinen Prototyp.) Später erklärte er vor dem parlamentarischen Umweltausschuss, dass er den Bau von Atomkraftwerken nicht gegen den von der italienischen Bevölkerung im Referendum beschlossenen Atomausstieg vorantreiben werde. „Bis eine neue Reaktorgeneration ausgereift sei und eine Entscheidung getroffen werden muss, werde er sicher nicht mehr Minister sein.“[5]
Literatur
- Ulrike Sauer: Politiker wider Willen. SZ, 14. Juli 2021, S. 16
Weblinks
- Cingolani, Roberto. In: Enciclopedie on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- Il Ministro auf mite.gov.it (italienisch/englisch)
- Literatur von und über Roberto Cingolani in der bibliografischen Datenbank WorldCat
- Veröffentlichungen von Cingolani im Opac des Servizio Bibliotecario Nazionale (SBN)
- Normeintrag im Opac des SBN
Einzelnachweise
- Roberto Cingolani. In: iit.it. Archiviert vom Original am 6. August 2020; abgerufen am 13. Februar 2021 (englisch).
- Cingolani, Roberto. In: Enciclopedie on line. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom. Abgerufen am 13. Februar 2021.
- Massimiliano Jattoni Dall’Asén: Chi è Roberto Cingolani, ministro della Transizione ecologica. In: corriere.it. 12. Februar 2021, abgerufen am 13. Februar 2021 (italienisch).
- Matthias Rüb: Die Atom-Debatte ist wieder in vollem Gange. In: faz.net. 4. Januar 2022, abgerufen am 5. Januar 2022.
- Roberto Antonini: Cingolani: “Nucleare? Mai detto di fare centrali contro il referendum”. In: dire.it. 7. Dezember 2021, abgerufen am 5. Januar 2022 (italienisch).