Mainzer Hofsänger
Die Mainzer Hofsänger sind ein semiprofessioneller Laienchor aus Mainz am Rhein. Der Chor gründete sich 1926 unter dem Namen Musik-Hochschul-Sänger als Fastnachtschor, der sich aus Mitgliedern des Extra-Chors des Mainzer Konservatoriums zusammensetzte. Das seriöse Institut für klassische Musik wollte aber nicht mit Fastnacht und Persiflage in Verbindung gebracht werden, so entschied man sich – unter Beibehaltung der Initialen „MHS“ – für den bis heute bekannten Namen.
Mainzer Hofsänger | |
---|---|
Sitz: | Mainz / Deutschland |
Gründung: | 1926 |
Gattung: | Männerchor |
Gründer: | Jakob Treichler |
Leitung: | Michael Christ |
Stimmen: | TTBB |
Website: | die-mainzer-hofsaenger.de |
Werdegang
Es folgten erste Auftritte bei kleineren Fastnachtsvereinen in und um Mainz; den ersten Auftritt beim Mainzer Carneval-Verein hatte der Chor 1934.
Nach dem Zweiten Weltkrieg interpretierte der Chor 1947 den Titel Sassa aus der Fred-Raymond-Operette Maske in Blau. Es folgte 1955 die Interpretation des Schlagers So ein Tag, so wunderschön wie heute … von Walter Rothenburg (Text) und Lotar Olias (Musik). Im gleichen Jahr erfolgte der erste Fernsehauftritt bei einer Kölner (sic!) Karnevalsveranstaltung im Williamsbau, im Jahr darauf bei der Fernsehsitzung „Mainz, wie es singt und lacht“. Das als Karnevalslied interpretierte Stück verkaufte mehr als 300.000 Exemplare.
Ab den 1960er Jahren fanden Konzertreisen nach Amerika und in nahezu alle Nachbarländer der Bundesrepublik Deutschland statt. Der Chor tritt außerdem alle zwei bis drei Jahre auf Kreuzfahrtschiffen auf.
Gehörten früher hauptsächlich Titel aus den Bereichen Oper und Operette zum Repertoire des Chores, werden mittlerweile auch geistliche Stücke und Musical-Klassiker dargeboten. Für jede Fastnachtskampagne wird ein musikalisch-politisches Potpourri einstudiert, in welchem die Titel, die während des Jahres gesungen werden, mit neuen persiflierten Texten versehen werden.
Fernsehauftritte
Seit 1956 gehörte der Chor zum festen Bestandteil der Sendungen Mainz, wie es singt und lacht und der Nachfolgesendung Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht. In den Jahren 1982 und 2008 wurden die politischen Einlagen seitens des produzierenden Senders und der Verantwortlichen der beteiligten Fastnachtsvereine gestrichen und dem Chor ausschließlich Sendezeit für Stimmungslieder zur Verfügung gestellt. Beide Male wurden die Auftritte seitens der Mainzer Hofsänger komplett abgesagt.
Neben der Berichterstattung der örtlichen Presse, in der die Nichtteilnahme des Chores an der Fernsehsitzung bedauert wurde, wurden auch wiederholt kritische Stimmen laut, in denen sich vor allem Zeitungsleser zu dem „Vorfall“ äußerten. Hierin spiegelt sich auch die auf der Homepage des Chores getroffene Aussage wider, dass der Chor in Mainz nicht unumstritten ist.[1]
Bei der Fernsehsendung Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht vom 8. Februar 2013 präsentierte der Chor, entgegen der bisherigen Aussage, für ein reines Stimmungsprogramm nicht zur Verfügung zu stehen, nur ein kurzes Potpourri von Stimmungsliedern. Diese Verkürzung des Auftrittes der Hofsänger wurde von Teilen der Presse als „der Sendung gut tuend“ kommentiert.[2]
Diskografie
Jahr | Titel | Tonträger |
---|---|---|
1964 | Die Mainzer Hofsänger | LP |
1976 | So ein Tag, so wunderschön wie heute. 50 Jahre Mainzer Hofsänger | LP, Audio-CD |
1986 | Stimmt an, lasst uns singen. 60 Jahre Mainzer Hofsänger | LP, 1993 Audio-CD |
1994 | Ein musikalischer Bilderbogen | Audio-CD |
1995 | Singen, Schunkeln, Lachen | Audio-CD |
1997 | Wünsch Dir was (+ SWF-Rundfunkorchester) | Audio-CD |
1998 | Singt dem Herrn ein neues Lied | Audio-CD |
1999 | Mainz, wie es singt und lacht | Audio-CD |
1999 | Weihnachtszauber | Audio-CD |
2000 | Fröhliche Rheinfahrt (+ Orchester Rheingold) | Audio-CD |
2001 | Mit Musik durchs ganze Leben | Audio-CD |
2002 | … nur vom feinsten | Audio-CD |
2003 | Mit Musik durchs ganze Land | Audio-CD |
2004 | Klänge der Freude | Audio-CD |
2007 | So ein Tag … so wunderschön wie heute | Doppel-Audio-CD |
2007 | Tätärä | Maxi-CD |
Auszeichnungen und Ehrungen
- 1959 „Goldene Plakette der Stadt Mainz“, überreicht von Oberbürgermeister Jockel Fuchs
- 1976 „Rheingold-Plakette in Silber“ der Stadt Mainz, OB Jockel Fuchs
- 1976 „Dom Plakette“ der Stadt Mainz, OB Jockel Fuchs
- 1977 „Gutenberg-Plakette“ der Stadt Mainz, OB Jockel Fuchs
- 1982 „Peter-Cornelius-Plakette“ des Landes Rheinland-Pfalz, überreicht von Kultusminister Georg Gölter
- 1996 „Rheingold Plakette in Gold“ der Stadt Mainz, überreicht von Oberbürgermeister Herman-Hartmut Weyel.
- 2020 „Mainzer Medienpreis“ für nachhaltiges mediales Wirken
Trivia
Der Chor, welcher als GbR geschäftlich tätig ist, ist mit diversen Programmen ganzjährig tätig und als mittelständisches Wirtschaftsunternehmen anzusehen.
Dies führte in der Vergangenheit dazu, dass es wiederholt zu arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen kam zwischen Sängern, die den Chor verließen bzw. ausgeschlossen wurden, und dem Restchor. So war der Chor im Jahre 1998 über Wochen hinweg in den Schlagzeilen, als man den Vorsitzenden Hans-Albert Demer ausschloss, und dieser sich per einstweiliger Verfügung das Recht sicherte, weiter an Proben und Konzerten teilnehmen zu können und Verdienstausfall geltend machte. Der Rechtsstreit wurde durch Zahlung einer nicht näher bezifferten Ausgleichssumme im „oberen fünfstelligen Bereich“ beigelegt. Im Laufe der Streitigkeiten kamen immer merkwürdigere Ausschlusspraktiken zu Tage. So wurde zum Beispiel ein Sänger angeblich wegen seiner Homosexualität aus dem Chor ausgeschlossen, ein anderer, weil er an Hyperhidrosis pedis litt.[3] Ähnliche Aufmerksamkeit in der Boulevardpresse fand der Wechsel an der Spitze des Chores im Jahr 2001.[4]
Weblinks
Einzelnachweise
- „Ich weiß, dass unser Chor in Mainz nicht nur Freunde hat …“ die-mainzer-hofsaenger.de; Zitat des „Kapitäns“ (Vorsitzenden) der Mainzer Hofsänger (unterer Artikel), abgerufen 31. Januar 2009
- Mainz setzt auf seine Redner. Die Welt (newsticker), 7. Februar 2013: „Zum Finale dürfen traditionell die Hofsänger überleiten – doch deren politisches Potpourri fällt in diesem Jahr aus. Das bekommt der Sendung gut.“
- Mainzer-Rheinzeitung, 21. März 1998; BILD-Zeitung, 4. April 1998
- BILD-Zeitung, 3. Januar 2001