Robert Hemmrich
Robert Philipp Hemmrich (* 1. Mai 1871 in Gablonz an der Neiße; † 15. April 1946 ebenda) war ein deutsch-böhmischer Architekt und Baumeister in Gablonz.[1][2][3]
Leben und Wirken
Robert Hemmrich war der älteste Sohn des Schlossermeisters Franz Hemrich und dessen Frau Antonie, geborene Fischer. Er studierte von 1885 bis 1889 an der Staatsgewerbeschule in Reichenberg (jetzt Střední průmyslová škola – SPŠ strojní a elektrotechnická). Diese Schule wurde zeitgleich auch von den Architekten Rudolf Bitzan (1872–1938), Josef Zasche (1871–1957) und Gustav Jirsch (1871–1909) besucht. Danach unternahm er Studienreisen nach Deutschland, Italien und in die Schweiz. Nach praktischer Tätigkeit legte er 1895 die Baumeisterprüfung ab. Im Jahr 1902 eröffnete er ein Architekturbüro in Gablonz, später wohnte er im Haus seines Vaters in der Prager Straße Nr. 1420/12. Mit seiner Frau Alma unternahm er viele Auslandsreisen, auf denen er Anregungen für seine Entwürfe fand. Im Ersten Weltkrieg wurde er eingezogen und erhielt 1916 als Oberleutnant die Militär-Verdienstmedaille am Bande Signum laudis. In den späteren Jahren war Robert Hemmrich de facto Stadtarchitekt und Stadtplaner der Stadtverwaltung von Gablonz. Eine Reihe seiner Bauten steht heute unter Denkmalschutz. Während seiner 40-jährigen Praxis zeichnete er etwa 3000 Baupläne, von denen 981 verwirklicht wurden. Die meisten seiner Bauten (etwa 500) entstanden in Gablonz und Umgebung, aber auch in Sachsen und Österreich wurden einige Projekte verwirklicht (genauere Angaben sind nicht verfügbar). Dabei hat er nicht nur Luxusvillen, repräsentative Stadthäuser, städtische Wohngebäude, Geschäftshäuser, Schulen, Stadtbäder, Sporthallen und Fabrikbauten entworfen, sondern führte auch Umbauten und Modernisierungen von Altbauten durch.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er im August 1945 mit seiner Ehefrau und Tochter zunächst im Aussiedlungslager in Reinowitz (Rýnovice) interniert. Im November 1945 wurde er auf Anweisung der lokalen Verwaltungskommission aus dem Internierungslager entlassen und arbeitete im Bauamt in Gablonz. Kurze Zeit später starb er am 15. April 1946. Seine letzte Ruhestätte fand er in der Familiengruft auf dem städtischen Friedhof in Gablonz. Seine Frau Alma und seine Tochter Alma Neumann wurden enteignet und im Oktober 1946 aus Gablonz vertrieben.
Im September 2021 wurde vom Gablonzer Bürgermeister Jiří Čeřovský an der Grundschule in der Podhorská-Straße 47 eine Gedenktafel für den Architekten Robert Hemmrich enthüllt, der durch seine Bauten das Bild der Stadt stark geprägt hat.[4]
Bauten
- 1901: Umbau Geschäftshaus Josef Scheibler in Gablonz – Jablonec nad Nisou, Podhorská 805/37 (ÚSKP-Nr. 15097/5-26)
- 1903/04: Scheiblersche Häuser in Gablonz – Scheiblerovy domy Jablonec nad Nisou, Husova 1773/4, 1774/6, 1775/8, 1776/10 (ÚSKP-Nr. 43903/5-5182),
(ÚSKP-Nr. 43904/5-5183), (ÚSKP-Nr. 43905/5-5184), (ÚSKP-Nr. 43906/5-5185) - 1904: Villa Kamil Plischek in Gablonz, Rýnovická 1815/19 (ÚSKP-Nr. 43928/5-5208)
- 1905: Schwarzbrunnwarte im Auftrag des Gablonzer Gebirgsvereins bei Morchenstern (Smržovka)
- 1906: Hotel Schienhof in Reichenberg am Altstädter Platz, errichtet von Baumeister Julius Keil im Auftrag des Kaufmanns und Fabrikanten Ignaz Schien aus Reichenberg-Rosenthal (Liberec XI – Růžodol I), jetzt Hotel „Praha“ Liberec, Nové Město, Železná 2/1, nám. Dr. E. Beneše 2/20 (ÚSKP-Nr. 18229/5-5040)[5]
- 1906: Villa Conrad Jäger in Jablonec nad Nisou, 28. října 1895/32 (ÚSKP-Nr. 43830/5-5109)
- 1907: Fabrikgebäude für die Firma Gebrüder Redlhammer, jetzt MEGATECH Jablonec, Na Hutích 1972/19
- 1907: Stadthaus Karl Arnold in Gablonz – Jablonec nad Nisou, Smetanova 1954/10a (ÚSKP-Nr. 43913/5-5193)[6][7]
- 1908: Villa Schowanek des Unternehmers Johann Schowanek in Georgenthal, umgebaut in den 1930er Jahren, jetzt Museum – Jiřetín pod Bukovou Nr. 73
(unter Denkmalschutz ID-Nr. 1000019629)[8] - 1908: Geschäftshaus Friedrich Fried in Jablonec nad Nisou, Lidická 2017/20 (ÚSKP-Nr. 12980/5-5580)
- 1908/1909: Ehem. Kaiser-Franz-Joseph-Bad in Gablonz – Jablonec nad Nisou, Budovatelů 430/11 (ÚSKP-Nr. 43885/5-5164)
- 1909: Kaiser-Franz-Joseph-Jubiläumswarte mit Baude auf dem Tannwalder Spitzberg bei Tannwald (Tanvald)
- 1909: Villa für Josef Jäger in Gablonz – Jablonec nad Nisou, ul. 28. října 1970/24 (ÚSKP-Nr. 43828/5-5107)[9]
- 1909: Schule in Morchenstern – Smržovka, Komenského 964
- 1910: Wohnhaus in Gablonz - Jablonec nad Nisou, Máchova 21/2 (unter Denkmalschutz ID-Nr. 1000001550)
- 1910: Villa Karl Schiller in Jablonec nad Nisou, Vilová 2241/11 (ÚSKP-Nr. 43923/5-5203)
- 1911: Villa Pohl in Reichenberg – Liberec, Klášterní 870/3
- 1911: Kaiser-Franz-Joseph-Bad in Neustadt an der Tafelfichte – Nové Město pod Smrkem, Ludvíkovská 38 (ÚSKP-Nr. 50347/5-5874)
- 1912: Aussichtsturm auf dem Bramberg (Bramberk) bei Wiesenthal an der Neiße (Lučany nad Nisou) (ÚSKP-Nr. 105656)
- 1912: Villa für Max Jäger in Gablonz – Jablonec nad Nisou, ul. 28. října 1969/22 (ÚSKP-Nr. 43827/5-5106)
- 1913/1935: Gebäude der Holzwarenfabrik Schowanek in Georgenthal, später TOFA, jetzt DETOA Albrechtice
- 1914: Stadthaus Eduard Krause in Gablonz – Jablonec nad Nisou, Liberecká 593/8 (ÚSKP-Nr. 44007/5-5293)
- 1914: Schule in Gablonz – Jablonec nad Nisou, Na Šumavě 2300/43
- 1914: Doppelhaus Oskar und Ernst Zasche in Jablonec nad Nisou, Komenského 493/3 und 568/5 (ÚSKP-Nr. 12986/5-5586)
- um 1914: Neoklassizistische Fabrikantenvilla Carl Gewis in Jablonec nad Nisou, Opletalova 2777/19 (ÚSKP-Nr. 43897/5-5176)
- 1915: Pfarrkirche St. Josef in Lautschnei, errichtet durch Baumeister Rudolf Scholz, jetzt Loučná nad Nisou, OT von Janov nad Nisou (Johannesberg)[10]
- 1922–1928: Fabrikgebäude der Firma Heinrich Brditschka in Jablonec, Nádražní ul.
- 1924: Ehem. Bezirkshauptmannschaft in Gablonz – Jablonec nad Nisou, Podhorská 2500/47; im Innern mit dem sogenannten Iser-Triptychon von Eduard Enzmann
(ÚSKP-Nr. 43866/5-5145) - 1925: Ehem. Geschäftshaus August Scholze in Jablonec nad Nisou, Sadová 145/25 (unter Denkmalschutz ID-Nr. 1000001617)
- 1925: Geschäftshaus Heinrich Hoffmann, Kristall-Glaskunst-Werke in Gablonz, jetzt Polizeistation Jablonec, 28. Října 424/10 (ÚSKP-Nr. 43831/5-5110)
- 1928: Villa von Alois Krause (Inhaber der Firma „Aramis Werke“) in Jablonec nad Nisou, Palackého 2570/10 (ÚSKP-Nr. 43835/5-5114)
- 1929/1930: Parkhotel im Stadtpark von Morchenstern, jetzt Parkhotel Smržovka, Kostelní 892[11]
- 1932: Aussichtsturm auf dem Proschwitzer Kamm (Nad Prosečí) bei Proschwitz an der Neiße (Proseč nad Nisou)
- 1932: Geschäftshaus Gablonz – Jablonec nad Nisou, Lidická 678/7 (ÚSKP-Nr. 12968/5-5568)
- 1932: Ehem. Bezirkssiechenhaus in Gablonz, später Krankenhaus Jablonec nac Nisou, Turnovská 2700/38, Stil: Traditionalismus mit Art-déco-Elementen[12]
Galerie
Bauten in Gablonz
- Ehem. Gablonzer Stadtbad
- Villa Josef Jäger
- Verwaltungsgebäude Podhorská 47
- Geschäftshaus Jablonec, 28. Října 10
- Geschäftshaus Jablonec, Lidická 678/7
- Villa Jablonec, Liberecká 8
Bauten in der Umgebung
- Hotel Schienhof in Reichenberg, jetzt Hotel „Praha“ Liberec
- Hotel Schienhof in Reichenberg, jetzt Hotel „Praha“
- Villa Schowanek in Jiřetín pod Bukovou
- Fabrik Schowanek in Jiřetín pod Bukovou, jetzt DETOA
- Stadtbad in Nové Město pod Smrkem
- Parkhotel in Smržovka
Kirche und Aussichtstürme
- Pfarrkirche in Loučná nad Nisou
- Pfarrkirche St.Josef in Loučná nad Nisou
- Schwarzbrunnkoppe
- Aussichtsturm auf dem Tannwalder Spitzberg
- Aussichtsturm auf dem Bramberg
- Aussichtsturm auf dem Proschwitzer Kamm
Weblinks
Einzelnachweise
- Stanislav Beran: Architekt Robert Philipp Hemmrich (abgerufen am 27. August 2018).
- Architektur Nordböhmen – Reichenberg (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).
- Architektur Nordböhmen – Gablonz (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).
- Stanislav Beran Gedenktafel zur Erinnerung an Gablonzer Architekten Robert Hemmrich (abgerufean am 6. Februar 2022)
- Stanislav Beran: Hotel Schienhof, Reichenberg (Liberec) (abgerufen am 27. August 2018).
- Architektur Nordböhmen – Reichenberg; Petr Freiwillig: Robert Hemmrich, Architekt (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).
- Architektur Nordböhmen – Reichenberg; Petr Freiwillig: Architekt Robert Hemmrich (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).
- Vila Schowanek (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).
- Vila Josef Jäger (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).
- Kostel sv. Josefa v Loučné (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).
- Jizerki - Hemmrich, Robert (abgerufen am 11. April 2019).
- Architektur Nordböhmen – Gablonz, Bezirkssiechenhaus (tschech.) (abgerufen am 27. August 2018).