Robert Eduard Prutz

Robert Eduard Prutz (* 30. Mai 1816 i​n Stettin; † 21. Juni 1872 ebenda) w​ar ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker, Pressehistoriker u​nd einer d​er markantesten Publizisten d​es Vormärz.

Robert Prutz
Robert Prutz 1870

Leben

Robert Prutz’ Denkmal auf dem Friedhof zu Stettin,
1875 in der Zeitschrift Die Gartenlaube

Robert Prutz – Sohn e​ines Kaufmanns – besuchte i​n Stettin d​as Marienstiftsgymnasium. Anschließend studierte e​r von 1834 b​is 1838 Philologie i​n Berlin, Breslau u​nd Halle. 1837 w​urde er Corpsschleifenträger d​er Borussia Halle. Das Corps verlieh i​hm später d​ie Ehrenmitgliedschaft.[1]

Er w​urde ein engagierter Literaturwissenschaftler u​nd Dichter, Dramaturg u​nd Universitätsprofessor. Mit Adelbert v​on Chamisso arbeitete e​r am Musenalmanach u​nd der Rheinischen Zeitung u​nd gab i​n Halle gemeinsam m​it Arnold Ruge d​ie Hallischen Jahrbücher heraus. Wegen seiner radikalen Ansichten politisch verdächtig, z​og er s​ich nach Jena zurück, w​o er 1841 d​ie Abhandlung Der Göttinger Dichterbund verfasste. Wegen seiner Kritik a​n der Zensur w​urde er d​er Stadt verwiesen. 1843 b​is 1848 w​ar er Herausgeber d​es Literaturhistorischen Taschenbuchs. Seine 1845 verfasste dramatische Satire Die politische Wochenstube brachte i​hm eine Anklage w​egen Majestätsbeleidigung ein, d​ie durch Alexander v​on Humboldts Vermittlung niedergeschlagen wurde. 1846 lehrte e​r in Berlin, w​ar 1847 Dramaturg i​n Hamburg u​nd 1849 b​is 1859 außerordentlicher Professor für Literatur i​n Halle. 1851 b​is 1866 g​ab er u​nter dem Titel Deutsches Museum e​ine Zeitschrift für Literatur, Kunst u​nd öffentliches Leben heraus.

1857 z​og er wieder i​n seine Heimatstadt Stettin. 1862 erlitt e​r einen ersten Schlaganfall; a​n den Folgen e​ines zweiten Schlaganfalls s​tarb Robert Prutz i​m Jahre 1872.

Sein Sohn Hans Prutz w​ar Historiker u​nd Hochschullehrer.

Pereant die Liberalen

Pereant die Liberalen,
Die nur reden, die nur prahlen,
Nur mit Worten stets bezahlen,
Aber arm an Taten sind:
Die bald hier-, bald dorthin sehen,
Bald nach rechts, nach links sich drehen
Wie die Fahne vor dem Wind.

Pereant die Liberalen,
Jene blassen, jene fahlen,
Die in Zeitung und Journalen
Philosophisch sich ergehn:
Aber bei des Bettlers Schmerzen
Weisheitsvoll, mit kaltem Herzen
Ungerührt vorübergehn.

Pereant die Liberalen,
Die bei schwelgerischen Mahlen
Bei gefüllten Festpokalen
Turm der Freiheit sich genannt
Und die doch um einen Titel
Zensor werden oder Büttel
Oder gar ein Denunziant.

Robert Prutz, 1845

Werke

Lyrik

  • Der Rhein (1840) archive.org
  • Ein Märchen (1841)
  • Gedichte (1841)
  • Rechtfertigung (1842)
  • Aus der Heimat (1858)
  • Neue Gedichte (1860)
  • Herbstrosen (1865)
  • Buch der Liebe (1869)

Romane

Beiträge zur Literaturgeschichte und -kritik

  • Die politische Poesie der Deutschen (1845)
  • Vorlesungen über die Geschichte des deutschen Theaters (1847)
  • Ludwig Holberg (1857)
  • Die deutsche Literatur der Gegenwart (1859) Zweite Auflage, Band 1, 1870 Internet Archive
  • Menschen und Bücher (1862)

Beiträge zur Pressegeschichte

  • Geschichte des deutschen Journalismus. Zum ersten Male vollständig aus den Quellen gearbeitet. Erster Theil. Verlag C. F. Kius, Hannover 1845 (ein Faksimiledruck erschien 1971 bei Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen)

Herausgeber

Zeitschriftenbeiträge

Postume Ausgaben

  • Prosa und Lyrik. Hrsg. v. Heinrich Leber. Leipzig: Reclam, 1961.
  • Schriften zur Literatur und Politik. Ausgew. u. m. einer Einf. hrsg. v. Bernd Hüppauf. Tübingen: Niemeyer, 1973.
  • Zwischen Vaterland und Freiheit. Eine Werkauswahl. Hrsg. u. kommentiert v. Hartmut Kircher. Mit einem Geleitwort v. Gustav W. Heinemann. Köln: Leske, 1975.

Literatur

  • Ernst Balde: Robert Eduard Prutz. Cassel 1854 Digitalisat MDZ
  • Edda Bergmann: Ich darf das Beste, das ich kann, nicht tun. Robert Eduard Prutz (1816–1872). Ergon-Verlag, Würzburg 1997, ISBN 3-932004-67-1.
  • Edda Bergmann: Prutz, Robert. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 20, Duncker & Humblot, Berlin 2001, ISBN 3-428-00201-6, S. 748 f. (Digitalisat).
  • Johannes Henning: Robert Eduard Prutz. Sozialrevolutionärer Schriftsteller, Journalist und Literaturhistoriker aus Stettin. In: Die Pommersche Zeitung, Jg. 67, Folge 20 vom 20. Mai 2017, S. 16, 4 Abb.
  • Horst Kramp: Der Stettiner Dichter Robert Prutz kehrte am Ende in die Heimatstadt zurück. In: Die Pommersche Zeitung. Nr. 42/2008, S. 4.
  • Hans Joachim Kreuzer: Nachwort zur Faksimileausgabe der „Geschichte des deutschen Journalismus“ von Robert E. Prutz. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1971, S. 423–456.
  • Reinhard Lahme: Zur literarischen Praxis bürgerlicher Emanzipationsbestrebungen. Robert Eduard Prutz. Ein Kapitel aus den Anfängen der akademischen Literaturwissenschaft im 19. Jahrhundert. Palm & Enke, Erlangen 1977, ISBN 3-7896-0107-1.
  • Wolfgang R. Langenbucher: Robert Prutz als Theoretiker und Historiker der Unterhaltungsliteratur. Eine wissenschaftsgeschichtliche Erinnerung. In: Studien zur Trivialliteratur. Frankfurt 1968, S. 117–136.
  • Jacob Achilles Mähly: Prutz, Robert. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 26, Duncker & Humblot, Leipzig 1888, S. 678–682.
  • Ingrid Pepperle: Arnold Ruge und Robert Eduard Prutz. Ihre ideologiegeschichtliche Bedeutung innerhalb des Junghegelianismus. Die philosophische und politische Anschauung von Arnold Ruge und Robert Eduard Prutz. Diss. Berlin 1971.
  • Werner Spilker: Robert Prutz als Zeitungswissenschaftler. Phil. Diss. Leipzig 1937.
Wikisource: Robert Prutz – Quellen und Volltexte
Commons: Robert Prutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, 57, 23
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