Rispige Graslilie
Die Rispige Graslilie (Anthericum ramosum) ist eine Pflanzenart der Gattung Graslilien (Anthericum) in der Unterfamilie der Agavengewächse (Agavoideae). Sie wird auch als Rispen-Graslilie, Kleine Graslilie oder Ästige Graslilie bezeichnet.
Rispige Graslilie | ||||||||||||
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Rispige Graslilie (Anthericum ramosum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Anthericum ramosum | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 30 und 70 Zentimetern. Die linealischen, grasartigen Laubblätter werden zwei bis sechs Millimeter breit und sind im Allgemeinen deutlich kürzer als die Blütenstände. Im Gegensatz zur Astlosen Graslilie gibt es am Blattgrund keine spreitenlosen Niederblätter.[1]
Sie besitzt einen aufrechten, rispigen Blütenstand. Die sechs weißen Perigonblätter werden 10 bis 13 Millimeter lang, ebenso die sechs Staubblätter. Die geraden Griffel sind länger als die Staubblätter. Die Blüte ist duftlos. Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Die Kapselfrucht ist kugel- bis stumpf-dreikantig.
Die Pflanzen enthalten Steroidsaponine.
Die Chromosomenzahl der Art ist 2n = 30 oder 32.[2]
Ökologie
Die Rispige Graslilie ist ein Hemikryptophyt und ein Tiefwurzler. Die Bestäubung der Blüten erfolgt bevorzugt durch Hautflügler. Die Samenausbreitung geschieht durch den Wind.
Von den Früchten ernährt sich die Raupe des Eulenfalters Metachrostis dardouini.
Vorkommen
Die Rispige Graslilie ist in Europa, mit deutlicher Tendenz nach Süden, und bis Vorderasien und Mittelrussland verbreitet. Als Standort werden Steppenheiden, (Halb-)Trockenrasen, Böschungen, Waldränder vorzugsweise auf lockeren, kalkhaltigen Böden bevorzugt. In den Alpen steigt diese Art im Allgemeinen bis auf Höhenlagen von 1700 m. In den Allgäuer Alpen steigt sie im Kleinwalsertal in der Auenmulde oberhalb der Ifenhütte bis zu 1900 Metern Meereshöhe auf.[3]
Die Rispige Graslilie ist ein typischer Vertreter kontinentaler Steppen. In Mitteleuropa bieten daher nur die wenigen vorhandenen Steppen und Heiden die optimalen Bedingungen für die Entfaltung der Art. In Österreich ist die Rispige Graslilie in allen Bundesländern häufig.
Nach Ellenberg ist sie eine Halblichtpflanze, ein Mäßigwärmezeiger, subozeanisch verbreitet, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger, auf stickstoffarmen Standorten wachsend und eine Verbandscharakterart Trockenheitsertragender Blutstorchschnabel-Staudensäume (Geranion sanguinei).[4]
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2w+ (mäßig trocken aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 2 (nährstoffarm), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[5]
Nutzung
Die Rispige Graslilie wird selten als Zierpflanze für Stein-, Natur- und Heidegärten genutzt. Sie ist seit spätestens 1570 in Kultur.[6]
Trivialnamen
Für die Rispige Graslilie sind oder waren, zum Teil nur regional, auch die Bezeichnungen Erdspinnenkraut, Graslilie, Spinnenkraut (Elsass), weißer Wiederthon (Schlesien, Mark) und Zaunblume (Schlesien) gebräuchlich.[7]
Literatur
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Dankwart Seidel: Blumen. Treffsicher bestimmen mit dem 3er-Check. 2., durchgesehene Auflage. blv, München/Wien/Zürich 2001, ISBN 3-405-15766-8.
- Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was blüht denn da? Die Enzyklopädie: über 1000 Blütenpflanzen Mitteleuropas. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10326-9.
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen. Die Flora von Deutschland interaktiv. Sehen – Bestimmen – Wissen. Der Schlüssel zur Pflanzenwelt. CD-ROM, Version 2.0. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
Einzelnachweise
- Stefan Eggenberg, Adrian Möhl: Flora Vegetativa. Ein Bestimmungsbuch für Pflanzen der Schweiz im blütenlosen Zustand. Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2007, ISBN 978-3-258-07179-4.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 123. ISBN 3-8001-3131-5
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 338.
- Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3, S. 1025.
- Anthericum ramosum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 11. September 2021.
- Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 751.
- Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 32, online.
Weblinks
- Rispige Graslilie. FloraWeb.de
- Rispige Graslilie. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)