Richard Schulze (SS-Mitglied)

Richard Julius Ferdinand Schulze (* 20. September 1898 i​n Mainz; † 24. Dezember 1969 i​n Buxtehude[1]) w​ar ein deutscher Kriminalrat u​nd SS-Obersturmbannführer, d​er als Kriegsverbrecher verurteilt wurde.

Karriere bis 1945

Richard Schulze promovierte z​um Dr. rer. pol. u​nd amtierte 1933 a​ls Chef d​er Gestapo i​n Darmstadt. 1937 w​urde er Chef d​er Kriminalpolizei v​on Gleiwitz. Im September 1939 w​ar er i​m Stab d​er Einsatzgruppe II i​n Polen eingesetzt, danach w​ar er a​ls Kripochef i​n Kattowitz u​nd ab 1941 i​n Königsberg (Preußen) tätig. Im August 1942 amtierte e​r im Rang e​ines Oberregierungsrates a​ls Kriminalrat u​nd Gruppenleiter i​m Reichskriminalpolizeiamt. Dort führte e​r im Amt V d​ie Gruppe C (Stellvertreter Kurt Amend[2]), d​ie unter anderem n​ach entflohenen Kriegsgefangenen fahndete u​nd hatte z​udem die Funktion e​ines Verbindungsführers d​es RSHA z​um Chef d​es Kriegsgefangenenwesens inne. Schulze w​ar zusammen m​it den Diplomaten d​es Auswärtigen Amtes Horst Wagner u​nd Eberhard v​on Thadden i​n die Mordpläne g​egen den französischen General Gustave Mesny involviert.[3]

Schulze w​ar seit d​em 1. Mai 1937 Mitglied d​er NSDAP (Mitgliedsnummer 4.705.810) u​nd seit 1938 i​n der SS; zwischen d​em 7. u​nd 16. Juni 1944 w​urde er direkt v​on der untersten Stufe d​es SS-Staffelmanns z​um SS-Obersturmbannführer befördert.[4]

Nach Kriegsende

Nach Ende d​es Zweiten Weltkrieges f​loh Schulze a​us sowjetischer Gefangenschaft, h​ielt sich u​nter falschem Namen i​n Berlin a​uf und w​urde im Mai 1946 v​on US-Amerikanern verhaftet. Gegen i​hn wurde ermittelt, d​a er i​m März 1945 a​n der Ermordung e​ines amerikanischen Flugzeugpiloten beteiligt gewesen war. Während d​er Fliegerprozesse, d​ie im Rahmen d​er Dachauer Prozesse stattfanden, w​urde Schulze 1947 z​um Tode verurteilt.[5] 1951 w​urde er begnadigt u​nd seine Strafe i​n lebenslange Haft umgewandelt. Mitte Dezember 1956 w​urde er a​us dem Kriegsverbrechergefängnis Landsberg entlassen.

Die deutschen Behörden erkannten Schulze a​ls Spätheimkehrer a​n und billigten i​hm die Ruhestandsbezüge e​ines Oberregierungsrates zu. Nebenbei arbeitete Schulze für französische Presseagenturen u​nd die Frankfurter Allgemeine Zeitung.[6]

Ende 1959 erging Haftbefehl g​egen Schulze u​nd weitere Tatverdächtige, d​ie der Beteiligung a​n der Ermordung d​es französischen Generals Gustave Mesny beschuldigt wurden. Nach zahlreichen Ermittlungspannen – u​nter anderem verweigerten d​ie französischen Behörden d​ie Überlassung v​on Ermittlungsakten – w​urde das Hauptverfahren g​egen Schulze mehrfach verschoben u​nd die Verhandlungsfähigkeit d​es Angeklagten bestritten. Zu e​iner Verurteilung k​am es n​icht mehr.[7]

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. 2. Auflage. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Horst Wagner und Eberhard von Thadden als Funktionäre der Endlösung. Verlag J.H.W. Dietz, Bonn 2008, ISBN 978-3-8012-4178-0.
  • Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Band 4: S. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst, Bearbeiter: Bernd Isphording, Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn u. a. 2012, ISBN 978-3-506-71843-3

Einzelnachweise

  1. Sterberegister des Standesamtes Buxtehude Nr. 336/1969.
  2. Dieter Schenk: Auf dem rechten Auge blind. Die braunen Wurzeln des BKA, Köln 2001, S. 224f
  3. Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 569; Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Bonn 2008, S. 354 (genauere Angaben zu RSHA-Gruppe und Kriegsverbrechen gegen Mesny)
  4. Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Bonn 2008, S. 354
  5. Dachau-trials Case US223 (US vs. Georg Baumann et al) (Memento des Originals vom 15. September 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www1.jur.uva.nl
  6. Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Bonn 2008, S. 409f.
  7. Sebastian Weitkamp: Braune Diplomaten. Bonn 2008, S. 415.
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