Reinhold Merkelbach
Reinhold Merkelbach (* 7. Juni 1918 in Grenzhausen; † 28. Juli 2006) war ein deutscher Klassischer Philologe und Epigraphiker.
Reinhold Merkelbach, aus einer Westerwälder Unternehmerfamilie (Steinzeugfabrik) stammend, studierte 1937 bis 1938 in München und 1945 bis 1947 in Hamburg Klassische Philologie bei Bruno Snell. Unterbrochen wurde sein Studium durch den Kriegsdienst. Merkelbach wurde 1947 an der Universität Hamburg promoviert und dort auch 1950 habilitiert. Noch 1950 erfolgte die Umhabilitation an die Universität zu Köln. Von 1957 bis 1961 wirkte er als ordentlicher Professor an der Universität Erlangen, von 1961 bis zur Emeritierung 1983 an der Universität zu Köln.
Schwerpunkt von Merkelbachs Forschungstätigkeit bildete zum einen die antike Religionsgeschichte, über die er zahlreiche Arbeiten veröffentlichte (auch über die Beziehungen zwischen der Religion und dem antiken Roman). Ferner forschte er zu Homer, Hesiod und Platon. Zum anderen war er seit den 1970er Jahren maßgeblich am Aufbau eines Forschungsschwerpunkts zur antiken Epigraphik und Papyrologie an der Universität zu Köln beteiligt. Zusammen mit Mitarbeitern und Schülern gab er zahlreiche Inschriftensammlungen heraus, vor allem in der Reihe Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien. Merkelbach war ferner (Mit-)Herausgeber mehrerer Schriftenreihen (Beiträge zur klassischen Philologie, Papyrologische Texte und Abhandlungen, Beiträge zur Altertumskunde) und Zeitschriften (Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik, Epigraphica Anatolica).
Merkelbach erhielt 1978 die Ehrendoktorwürde der Universität Besançon. Seit 1981 war er ordentliches Mitglied der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste, ferner seit 1986 korrespondierendes Mitglied der British Academy. Von 1968 bis 1971 war er Mitglied, von 1974 bis 1980 Vizepräsident des Comité International de Papyrologie/International Committee of Papyrology.
Zu seinen Schülern zählen unter anderem Gerhard Binder, Wolfgang Blümel, Thomas Corsten, Helmut Engelmann, Michael Erler, Joachim Gruber, Albert Henrichs, Ludwig Koenen, Bärbel Kramer, Johannes Kramer, Wolfgang Dieter Lebek, Georg Petzl, Markus Stein, Heinz-Josef Thissen, Jürgen Trumpf, Cornelia Römer und Günter Wojaczek.
Schriften
- Roman und Mysterium in der Antike. Beck, München 1962.
- Isisfeste in griechisch-römischer Zeit. Daten und Riten. Hain, Meisenheim am Glan 1963.
- Untersuchungen zur Odyssee. 2., durchgesehene und erweiterte Auflage. Beck, München 1969 (zuerst 1951).
- Fragmenta Hesiodea. OUP, Oxford, England 1967. (Mit Martin Litchfield West; editio minor, OCT, 1970, 1984 2. bearbeitete Auflage).
- Die Quellen des griechischen Alexander-Romans. 2., neubearbeitete Auflage. Beck, München 1977, ISBN 3-406-03249-4 (zuerst 1954).
- Mani und sein Religionssystem. Westdeutscher Verlag, Opladen 1986, ISBN 3-531-07281-1.
- Die Hirten des Dionysos. Die Dionysos-Mysterien der römischen Kaiserzeit und der bukolische Roman des Longus. Teubner, Stuttgart 1988, ISBN 3-519-07410-9.
- Die Bedeutung des Geldes für die Geschichte der griechisch-römischen Welt. Teubner, Stuttgart 1992, ISBN 3-519-07550-4.
- Hestia und Erigone. Vorträge und Aufsätze. Teubner, Stuttgart 1996, ISBN 3-519-07438-9.
- Philologica. Ausgewählte kleine Schriften. Teubner, Stuttgart 1997, ISBN 3-519-07439-7.
- Mithras. Ein persisch-römischer Mysterienkult. VMA-Verlag, Wiesbaden 1998, ISBN 3-928127-61-6 (zuerst 1984).
- Isis regina − Zeus Sarapis. Die griechisch-ägyptische Religion nach den Quellen dargestellt. 2., verbesserte Auflage. Saur, München 2001, ISBN 3-598-77427-3 (zuerst 1995).
Literatur
- Wolfgang Dieter Lebek: Nachruf auf Reinhold Merkelbach. In: Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften, Jahrbuch. 2007, S. 166–179.
- Cornelia Römer: Reinhold Merkelbach (1918–2006). In: Mario Capasso (Hrsg.): Hermae. Scholars and Scholarship in Papyrology II. Pisa/Rom 2010, S. 89–91 (mit Bild).
Weblinks
- Literatur von und über Reinhold Merkelbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Cornelia Römer: In memoriam Reinhold Merkelbach