Regiopolregion
Unter dem Begriff Regiopolregion wird in Deutschland und in Österreich die Einheit aus der Regiopole als Kernstadt und ihrem Verflechtungsraum verstanden. Der Verflechtungsraum richtet sich dabei nicht nur nach administrativen Grenzen, sondern vor allem nach der Lebenswirklichkeit seiner Bewohner und damit nach ihren regelmäßigen Pendelstrecken. In der Schweiz wird der Begriff nicht verwendet, dort wird zwischen Agglomerationen und Metropolitanräumen unterschieden, darüber hinaus existieren Grossregionen nach dem Bundesamt für Statistik.
Die Regiopole nimmt dabei eine über den täglichen Bedarf hinausgehende Versorgungsfunktion für ihr Umland wahr, ist ihr wirtschaftlicher Motor, ihr kulturelles und wissenschaftliches Zentrum und ihr Zugang zu hochrangiger Verkehrsinfrastruktur wie einem ICE-Haltepunkt oder Flughafen – ähnlich wie die Metropolen für ihre Metropolregionen. Im Unterschied zu diesen sind die Kernstädte der Regiopolregionen mit ca. 100.000 bis 300.000 Einwohnern jedoch kleinere Großstädte als die Metropolen, die jedoch eine hohe Bedeutung für ihr Umland haben.
Akteure
Mit dem Konzept einer Regiopolregion verbunden ist vor allem eine enge Zusammenarbeit der regionalen Akteure über administrative Grenzen hinweg. Akteure können hier unter anderem sein:
- Städte
- Landkreise
- Gemeinden
- die für Regional- und/oder Landesplanung zuständigen Ministerien
- Planungsverbände
- (Industrie- und) Handelskammern
- Universitäten
- Netzwerke
In Deutschland
Für die Hansestadt Rostock wurde das Konzept erstmals erarbeitet und wird seit 2012 aktiv umgesetzt. Die Städte Bielefeld und Paderborn haben im Jahr 2015 ebenfalls die Bildung von Regiopolregionen beschlossen, weitere Städte haben Interesse für solche Initiativen bekundet.[1] Im Harz kooperieren seit 2016 die zum Mittelgebirge gehörigen fünf Landkreise aus drei deutschen Ländern unter Leitung der Städte Goslar, Nordhausen und Wernigerode zur Bildung einer „Regiopolregion Harz“, in der rund 700.000 Menschen leben.[2]
Im März 2016 wurde das „Deutsche Regiopolen-Netzwerk“ mit den Gründungsmitgliedern Rostock, Bielefeld, Erfurt, Paderborn, Siegen und Trier in Rostock begründet. Im April 2016 folgte das erste „Wirtschaftsforum Regiopolregion“ der Partnerstädte sowie mit Vertretern aus Berlin und Hamburg in Rostock.[3]
Rostock
Die Regiopolregion Rostock, hier hauptsächlich bestehend aus der Hansestadt Rostock und dem Landkreis Rostock, hat als erste Region in Deutschland beschlossen, unter dem Dach der Regiopolregion zusammenzuarbeiten. Hierzu wurde im Juni 2012 ein Kooperationsvertrag[4], unter anderem durch diese beiden Partner der Regiopolregion Rostock, unterschrieben. Eine Erweiterung der Kooperation auf weitere Gemeinden im Verflechtungsbereich ist vorgesehen und soll durch gemeinsame Projekte vorangetrieben werden. So traten auch die im Landkreis Vorpommern-Rügen gelegenen Gemeinden Ribnitz-Damgarten und Ahrenshoop dem Regiopolnetzwerk bei. Im Jahr 2013 fand erstmals das Kunst- und Kulturfestival „regio:polis“ statt, auch an Orten außerhalb des Kooperationsbereiches, z. B. im Süden Lollands in Dänemark.[5]
Siehe auch
Literatur
- Jürgen Aring, Iris Reuther (Hrsg.): Regiopolen. Die kleinen Großstädte in Zeiten der Globalisierung. JOVIS-Verlag, Berlin, 2008, ISBN 978-3-939633-39-6.
Einzelnachweise
- Paderborn will eine Regiopole werden, WDR online, 11. Februar 2015
- Harzer machen gemeinsame Sache, Volksstimme, 25. Februar 2016
- Wirtschaftsforum: Rostock beweist sich als Regiopole, Norddeutsche Neueste Nachrichten, 21. April 2016
- Veröffentlichungen der IHK zu Rostock zur Regiopolregion Rostock
- regio:polis Kunst- und Kulturfestival der Regiopolregion Rostock, abgerufen am 3. November 2015