Rauschendorf (Königswinter)
Rauschendorf ist ein Ortsteil der Stadt Königswinter im nordrhein-westfälischen Rhein-Sieg-Kreis. Er gehört zum Stadtteil Stieldorf, am 31. März 2021 zählte er 1.315 Einwohner.[1]
Geographie
Rauschendorf schließt sich nordöstlich an Stieldorf an und liegt westlich der Bundesautobahn 3 im Pleiser Hügelland. Die Ortschaft erstreckt sich auf einer Anhöhe östlich des Lauterbachs, eines linken Zuflusses des Pleisbachs, und umfasst Höhenlagen zwischen 95 und 145 m ü. NHN. Zu den nächstgelegenen Ortschaften gehören Birlinghoven (Stadt Sankt Augustin) im Norden, Dambroich (Stadt Hennef (Sieg)) im Nordosten, Oberscheuren im Osten, Düferoth und Bockeroth im Südosten, Stieldorf im Süden und Hoholz (Stadt Bonn) im Westen. Unmittelbar westlich von Rauschendorf verläuft die Landesstraße 490 (Stieldorf–Birlinghoven).
Die Gemarkung Rauschendorf umfasst die Ortschaften Niederscheuren, Oberscheuren und Rauschendorf sowie die Stieldorfer Mühle. Sie grenzt (im Uhrzeigersinn) an die Gemarkungen Birlinghoven (Stadt Sankt Augustin), Söven (Stadt Hennef (Sieg)), Oelinghoven, Vinxel und Holzlar (Stadt Bonn).
Geschichte
Eine frühe urkundliche Erwähnung des Ortes als Ruzenthorp stammt aus dem Jahre 1131, als das Bonner Cassius-Stift hier über einen Hof verfügte.[2] Ab 1317 besaß das Kloster Merten den Weylerhof zu Rauschendorf, seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts war hier auch das Kloster Bödingen begütert. 1795 wurde in Rauschendorf erstmals eine Elementarschule eingerichtet.
Rauschendorf gehörte bis 1806 als Honschaft zum Kirchspiel Stieldorf im bergischen Amt Blankenberg.[3] Nach Auflösung des Herzogtums Berg wurde die vormalige Honschaft Ende des Jahres 1808 in eine nicht eigenständige Gemeinde bzw. einen Ortsbezirk der Mairie Oberpleis (ab 1813 „Bürgermeisterei Oberpleis“) überführt, die verwaltungsmäßig zum Kanton Hennef im Großherzogtum Berg gehörte. In preußischer Zeit (ab 1815) blieb Rauschendorf als Kataster- bzw. Steuergemeinde Teil der Bürgermeisterei Oberpleis und wurde dem Kreis Siegburg (ab 1825 „Siegkreis“) zugeordnet. Die Gemeinde wurde 1845/46[4] in die neugebildete und politisch eigenständige Gemeinde Stieldorf eingegliedert.[5] Bis 1969 blieb Rauschendorf Ortsteil der Gemeinde Stieldorf und war über längere Zeit die größte Ortschaft der Gemeinde. Die Gemarkung Rauschendorf in den Grenzen der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgelösten Gemeinde besteht bis heute.[6]
1905 erhielt Rauschendorf einen Schulneubau mit zwei Klassenräumen und einer Lehrerwohnung.[7] 1911 war das Dorf an die Elektrizitätsversorgung angeschlossen worden, im darauffolgenden Jahr an das Telefonnetz. 1969 wurde die katholische Volksschule Rauschendorf, Nachfolger der ursprünglichen Elementarschule, aufgelöst. Im vormaligen Schulgebäude wird seit 1972 ein katholischer Kindergarten betrieben. 1989 wurde der Platz vor der Kapelle neugestaltet und später nach einem langjährigen Vorsitzenden des örtlichen Bürgervereins in „Heinrich-Kurscheid-Platz“ benannt.[8]
- Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner |
---|---|
1816[9] | 410 |
1828[10] | 478 |
1843[11] | 514 |
1885[12] | 479 |
1905[13] | 462 |
Sehenswürdigkeiten
- Als Baudenkmal unter Denkmalschutz stehen in Rauschendorf vier Wegekreuze, das älteste ist ein ursprüngliches Grabkreuz aus Sandstein aus dem Jahre 1730. Als denkmalwert gilt außerdem ein bis auf das 18. Jahrhundert zurückgehendes zweigeschossiges Fachwerkhaus (Am Tor 8).
- Die Rauschendorfer Kapelle St. Donatus wurde 1961 geweiht und ersetzte ein vormaliges Heiligenhäuschen, dessen Grundmauern in den Neubau einflossen. Das Kircheninnere nimmt eine Statue des Kirchenpatrons, des heiligen Donatus auf, dessen Reliquien auch in einem Altarstein vertreten sind. Seit 1986 ist die Kapelle im Besitz des örtlichen Bürgervereins.[8]
- Der Heinrich-Kurscheid-Platz an der Kapelle gilt als ein Mittelpunkt des Dorfes und umfasst eine Wasserpumpe, die als Erinnerung an eine frühere Dorfpumpe aufgestellt wurde, ein Denkmal für die Opfer beider Weltkriege aus Rauschendorf sowie zwei Robinien.[8]
Persönlichkeiten
- Raymund Kottje (1926–2013), deutscher Kirchenhistoriker, lebte in Rauschendorf
- Johannes Brosseder (1937–2014), römisch-katholischer Theologe, lebte in Rauschendorf
- Lutz Wagner (* 1964), Bürgermeister von Königswinter, in Rauschendorf aufgewachsen
- Heinz Walter Florin (* 1965), Komponist, Dirigent und Pianist, lebt in Rauschendorf
Vereine
- Turnverein „Gut Heil“ Rauschendorf 1913 e.V.
- Männergesangverein Gemütlichkeit Rauschendorf wurde 1882 gegründet.
- Bürgerverein Rauschendorf-Scheuren e.V. wurde am 22. April 1970 gegründet.
- Brauchtumsverein Rauschendorf e.V. ist der örtliche Verein zur Erhaltung des Brauchtums im Dorf.
- Karnevalsgemeinschaft Neues Rauschendorf e.V.
- Pro Klassik e.V. Rauschendorf Kachelsteiner Kulturtage
- Die kleinen Strolche e.V. Elterninitiative, Kindergarten seit 1996
Literatur
- Angelika Schyma: Stadt Königswinter. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Denkmäler im Rheinland, Band 23.5.) Rheinland-Verlag, Köln 1992, ISBN 3-7927-1200-8, S. 273, 286–288.
Weblinks
- Geschichte von Rauschendorf, Bürgerverein Rauschendorf-Scheuren
Einzelnachweise
- ohne Nebenwohnsitze; Einwohnerstatistik der Stadt Königswinter (PDF)
- German Hubert Christian Maaßen: Geschichte der Pfarreien des Dekanates Königswinter. Köln 1890, S. 519/520.
- Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz, 2. Band: Die Karte von 1789. Bonn 1898, S. 311.
- Amtsblatt für den Regierungsbezirk Köln, 1841, Seite 11
- Fr. Halm: Statistik des Regierungsbezirkes Cöln, Boisserée, 1865, S. (Online Google Books)
- Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen: Verzeichnis der Gemarkungen (Memento vom 17. April 2012 im Internet Archive) (Stand 2005; PDF-Datei; 237 kB)
- Karl Josef Klöhs: Kaiserwetter am Siebengebirge. Edition Loge 7, Königswinter 2003, ISBN 3-00-012113-7, S. 75.
- Bürgerverein Rauschendorf-Scheuren e.V. (Memento des Originals vom 21. Februar 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- A. A. Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preußischen Staats, Verlag K. A. Kümmel, Halle 1823, Vierter Band, S. 120
- Friedrich von Restorff: Topographisch-Statistische Beschreibung der Königlich Preußischen Rheinprovinz, Nicolaische Buchhandlung, Berlin und Stettin 1830, S. 303
- Königliche Regierung zu Cöln: Uebersicht der Bestandtheile u. Verzeichniß sämmtlicher Ortschaften des Regierungs-Bezirks Cöln. Cöln 1845, S. 106. (Online ub.uni-duesseldorf.de)
- Gemeindelexikon für die Provinz Rheinland. Auf Grund der Materialien der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 und anderer amtlicher Quellen bearbeitet vom Königlichen statistischen Bureau. In: Königliches statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Band XII, 1888, ZDB-ID 1046036-6, S. 118/119 (Digitalisat).
- Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Heft XII Rheinprovinz. Verlag des Königlichen Statistischen Landesamts, Berlin 1909, S. 152.