Kloster Bödingen
Das Kloster Bödingen in Bödingen, einem Ortsteil von Hennef (Sieg), entstand 1424 neben der bereits 1408 eingeweihten Wallfahrtskirche Zur Schmerzhaften Mutter Gottes.
Legende
Um 1350 hat der einfache Arbeiter Christian von Lauthausen nach einer Marienerscheinung in einer Kölner Werkstatt das Vesperbild der „Mater Dolorosa“ schnitzen lassen und es zunächst in einem Bildstock neben seiner Klause im Wald bei Altenbödingen aufgestellt. Wegen der vielen Pilger wollte er dieser Pietà dort eine Kapelle bauen, was aber nicht gelang, weil die Mauern über Nacht immer wieder einstürzten. Da hatte er erneut eine leuchtende Erscheinung der Mutter Gottes, die ihm befahl, seinen Maulesel zu beladen und diesem zu folgen. Dort, wo der Maulesel in der Wildnis stehen blieb, nämlich an der Kreuzung des Weges von Oberauel zur Nutscheidstraße, wurde dann die Kapelle erbaut.
Wallfahrtskirche
Pfarrer Meisenbach aus Geistingen begann 1397 mit dem Bau einer großen Kirche, die dem wachsenden Pilgerstrom zu diesem Ort gerecht wurde. 1408 wurde die Kirche Zur Schmerzhaften Mutter Gottes geweiht. Es handelt sich um den ältesten Wallfahrtsort der schmerzhaften Mutter in Deutschland. Fast täglich wandern heute noch Pilger den gut 2 Kilometer langen Weg vom S-Bahn-Haltepunkt Blankenberg an der Siegtalstrecke nach Bödingen herauf, der über Oberauel an der dortigen Antoniuskapelle vorbei und dann auf einem schönen alten Pilgerweg zur Wallfahrtskirche führt.
Kloster
Zur Betreuung der Pilger wurde nach der Einführung des Kompassionsfestes 1424 ein Augustiner-Chorherren-Kloster der Kongregation von Windesheim[1] durch den Pater Heinrich Loder [Hynrici de Loder], Prior von Nordhorn, gegründet. Ihm wurde die Gründung vom Generalkapitel übertragen (cuius legacio patri Henrico Loeder, in Northorn priori, a capitulo fuit commissa). Das Klosterbewohner waren anfänglich zwei Priester, zwei Diakone und ein Novize.
Es stehen heute noch zwei Gebäude-Flügel, die 1677 bis 1692 errichtet wurden. 1732 wurde ein noch erhaltenes Sommerrefektorium mit Säulen an der Fassade erweitert, wie die Inschrift als Chronogramm über dem Eingang bestätigt: „Sto SaLVatorI MatrIs patIentIs honorI HIs perVersa rVant, fLorIDa LVstra fLVant“. Die Säulen stammen vermutlich von der ehemaligen Kirche in Dondorf, nachdem diese Ende des 17. Jahrhunderts wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste.[2] In einer Ädikula ist eine Barockmadonna ausgestellt. Diese stammt aus der Burg Blankenburg.[3]
Im Truchsessischen Krieg wurde Kloster Bödingen durch Truppen von Graf Adolf von Neuenahr geplündert[4] und etliche Untertanen erbärmlich umgebracht.[5]
Einer der Diakone war Johannes Busch, der später als apostolischer Visitator 43 Klöster reorganisierte. Das Kloster wurde 1803 im Zuge der Säkularisation aufgelöst.[6]
Der Bereich um das Kloster steht unter Denkmalschutz.
Liste der Priore
Nr. |
Name |
Dauer |
Grabstein vorhanden |
Todesdatum |
---|---|---|---|---|
1 | Berthold v. Münster | 1424(?)-1440(?) | nein | unbekannt |
2 | Wilhelm Keppel | ? | nein | 1447 |
3 | Heinrich Menyen von Dinslaken | 1451–1467 | nein | 1467 |
4 | Johannes Wilde | 1467–1469 | nein | unbekannt |
5 | Gerhard Ruysch | 1469 | nein | unbekannt |
6 | Dietrich von Bonn | 1469–1476 | nein | 1482 |
7 | Oitbertus Swolle | 1476–1478 | nein | 1483 |
8 | Jacobus von der Heggen | 1478–1485 | nein | 1485 |
9 | Walram up dem Koell | 1485–1511 | nein | 1511 |
10 | Johannes Ovisheim | 1511–1528 | nein | 1529 |
11 | Gottfried von Flittard | 1528–1553 | nein | 1554 |
12 | Theodoricus Bergen | 1553–1559 | nein | 1559 |
13 | Heinrich Bergen | 1559(?)-1574 | nein | 1574 |
14 | Wilhelmus Sylvanus Buschman | 1574–1600 | ja | 1600 |
15 | Balthasar Solingeus de Colonia | 1600–1625 | nein | 1625 |
16 | Johannes Schütz | 1625–1628 | ja | 1628 |
17 | Gottfried Worm | 1628–1637 | nein | 1637 |
18 | Wilhelm Birgell | 1637–1654 | nein | 1654 |
19 | Johannes Keller | 1654–? | nein | unbekannt |
20 | Johannes Quinnkarth | ?–1675 | nein | 1675 |
21 | Johann Reiner Collmann | 1675–1705 | ja | 1705 |
22 | Andreas Myren | 1705–1708 | ja | 1708 |
23 | Wilhelm Rudolph Buchner | 1708–1714 | ja | 1714 |
24 | Otto Wilhelm Widemeyer | 1714–1728 | ja | 1728 |
25 | Johannes Beckmann | 1728–1735 | ja | 1735 |
26 | Anton Pöttcken | 1735–1751 | ja | 1751 |
27 | Heinrich Klein | 1751–1770 | nein | 1792 |
28 | Leonhard Gade | 1770–1791 | nein | 1791 |
29 | Gottbried Oettershagen | 1791–1803 | nein | 1792 |
Portraits:
- Gottfried von Flittard, 11. Prior
- Balthasar Solingeus de Colonia, 15. Prior
- Johannes Beckmann, 25. Prior
Grabsteine:
- Wilhelm Buschmann, 14. Prior, † 1600
- Johannes Schütz, 16. Prior, † 1628
- Reiner Collmann, 21. Prior, † 1705
- Andreas Myren, 22. Prior, † 1708
- Wilhelm Rudolph Buchner, 23. Prior, † 1714
- Otto Wilhelm Widemeyer, 24. Prior, † 1728
- Johannes Beckmann, 25. Prior, † 1735
- Antonius Poettcken, 26. Prior, † 1751
Einzelnachweise
- Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (Hg.): Hennef-Bödingen. Rheinische Kunststätten, Heft 119, Köln, 1990.
- Romanische Reste am Mittelbau des Klosters zu Boedingen in Zeitschrift für christliche Kunst Nr. 8, 1888, Sp. 281–284
- Reclams Kunstführer, Deutschland III, 1975, ISBN 3-15-008401-6, Seite 83
- Max Lossen: Der kölnische Krieg, 2. Bd., S. 336, München-Leipzig 1897
- G.v.Below: Verhandlungen des Herzogs von Jülich-Cleve mit Gebhardt Truchseß und Ernst von Köln im Juli und August 1583, in: ZdGB, Band 36, S. 72
- „19. Jahrhundert“ in „Chronologie der Geschichte Hennefs“ auf der Website der Stadt Hennef; abgerufen am 23. Februar 2022.
Literatur
- Gabriel Busch (Hrsg.): Im Spiegel der Sieg. Verlag Abtei Michaelsberg, Siegburg 1979
- Gabriel Busch: Bödingen ist eine Wallfahrt wert Reckinger Siegburg 1981
- P. Mauritius Mittler OSB: Das Bödinger Memorienbuch, Respublica-Verlag Siegburg, 1971