Rathstock
Rathstock ist seit dem 31. Dezember 2001 ein Ortsteil der Gemeinde Alt Tucheband im Landkreis Märkisch-Oderland in Brandenburg. Rathstock ist ein Straßenangerdorf mit ursprünglich zwei Gutshöfen, die eng mit der Entwicklung des Dorfes verbunden sind. Ein sehr typisches Merkmal für Rathstock sind die ehemals den Gütern gehörenden Wohnbauten in der Lindenstraße (Gänsekietz und Goldenes Viertel) und in der Sachsendorfer Straße (Schnitterkaserne).
Rathstock Gemeinde Alt Tucheband | ||
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Höhe: | 12 m | |
Einwohner: | 240 (2008) | |
Eingemeindung: | 31. Dezember 2001 | |
Postleitzahl: | 15328 | |
Vorwahl: | 033601 | |
Lage von Rathstock in Brandenburg | ||
Geschichte
Als Rotstok wurde Rathstock erstmals erwähnt in einer Urkunde vom 6. Juni 1354, der zufolge der Markgraf Ludwig I. von Brandenburg dort Land verkaufte an den Frankfurter Bürger Ebelin Wal.
Der Ortsname veränderte sich von Rostok 1405, Rathstock 1460, Rottstock 1624 wieder hin zu Rathstock. Der Name deutet auf einen Ort an einer Flußgabelung oder eine Stelle, wo sich zwei Gewässer trennen bzw. ein sich nach verschiedenen Richtungen fließender Fluss befindet (vgl. dazu auch Rostock).
Das typische Straßenangerdorf besaß zwei Rittersitze. Von 1450 bis 1808 war die Familie von Burgsdorff im Besitz beider Güter im Ort.[1] Adolph Schmelzer, Königlicher Amtmann im Nachbardorf Sachsendorf, kaufte 1878 das erste Rittergut und dessen Sohn besaß es bis zur Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone.[2] 1908 kaufte Georg Hartmann (1865–1946) einen Teil des zweiten Rittergutes, das 1808 von dem Rittergutsbesitzer Carl Heinrich von Piper (vorher zu Sandow / Kreis Sternberg), 1824 dann von dessen Schwager Carl Friedrich Lehmann zu Diedersdorf erworben wurde[3], von der Familie Sametzki und lebte hier bis Ende 1939.[4]
1931 wurde die Gemeinde Rathstock mit den Wohnplätzen Neu Rathstock, Rathstock Chausseehaus und Rathstock Vorwerk vereint.
Im Ersten Weltkrieg sind 16 Rathstocker Bürger gefallen, und 42 Rathstocker wurden Kriegs- und Nachkriegsopfer des Zweiten Weltkrieges. Auf dem Ortsfriedhof befindet sich eine Gedenkstätte für die Opfer und Gefallenen der Weltkriege.[5] 1947 waren bis zu zwei Drittel der Einwohner Heimatvertriebene.
Mit Wirkung vom 31. Dezember 2001 schlossen sich die Gemeinden Hathenow, Rathstock und Alt Tucheband im Rahmen der Gemeindegebietsreform des Landes Brandenburg freiwillig zur heutigen Gemeinde Alt Tucheband zusammen.[6]
Einwohnerentwicklung
Jahr | 1875 | 1890 | 1910 | 1925 | 1933 | 1946 | 1993 | 2000 | 2006 |
Einwohnerzahl[7] | 669 | 530 | 432 | 535 | 528 | 415 | 296 | 263 | 270 |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Die 1770/71 in schlichten Spätbarockformen erbaute Kirche wurde ebenfalls 1945 zerstört. Im Frühjahr 1997 wurden unter Einbeziehung der Dorferneuerungsplanung die noch verbliebenen Reste der Kirche freigelegt und durch gestalterische Elemente wurde der ehemalige Kirchsaal aufgewertet.[8]
Vom nördlichen Gutsbereich ist heute nur noch der Gutspark erhalten. Der südliche Gutsbereich, der aus landwirtschaftlicher Sicht der bedeutungsvollere war, ist in seiner ursprünglichen Form auch im heutigen Siedlungsbild noch nachvollziehbar. Das Gutshaus wurde wieder aufgebaut und befindet sich zurzeit in der Rekonstruktion. Es beherbergt heute eine Gastwirtschaft und die Gemeinderäume. Erhalten geblieben sind auch ein Speichergebäude, die Schlosserei, der Eiskeller und die Pferdeschwemme. Im Bereich des Gutshofes entstanden ein Neubauernhaus und die Schule, das heutige Gemeindezentrum, im Parkbereich. Das ehemalige Gutsherrenhaus ist auch heute noch ein dominierendes Gebäude und bildet den baulichen Abschluss des zentral gelegenen Gutshofes, der heute als neu gestalteter Dorfplatz das Ortsbild prägt.
Museen
- Heimatstube Rathstock, Ausstellung über das Land Lebus, den Ursprung und die Entwicklung der Gemeinde Rathstock
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Rathstock wird durch die Bundesstraße 112 mit Küstrin und Frankfurt (Oder) verbunden.
Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben
- Georg Hartmann (1865–1946), deutscher Major der Landwehr, Geograph, Forschungsreisender (Hartmannzebra) und Kolonialpolitiker
- Karl August Adolf Schmelzer (1833–1913), Amtsrat und Landwirt
Literatur
- Klaus Vetter, Eberhard Ulrich, Heimatverein Oberes Oderbruch Rathstock (Hrsg.): 650 Jahre Rathstock 1354-2004, 2004.
Einzelnachweise
- amt-golzow.de: Geschichte von Rathstock
- "Meines Vaters Felder" , auf moz.de
- Vgl. Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O., Frankfurt a. d. O. 1844, S. 142
- Märkische Oderzeitung: Rätsel um Rathstocker Afrika-Forscher vom 7. Januar 2008.
- Märkische Oderzeitung: Geschichte in lebenden Bildern vom 20. Juni 2004.
- StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
- Das Genealogische Orts-Verzeichnis: Rathstock
- Hans-Georg Rieger, Günther-Alexander Wittich (Hrsg.): Kirchen im Oderbruch und ihre Schicksale seit dem Frühjahr 1945. Mit Bildern und historischen Anmerkungen. Eigenverlag des Heimatkreises Lebus, Lebus 1992, S. 69 f.