Rathauspark (Berlin-Lichtenberg)
Der Rathauspark Lichtenberg ist eine Grünanlage im Berliner Ortsteil Lichtenberg, die sich zwischen dem Rathaus Lichtenberg (Nord), der Frankfurter Allee (Süd), der Möllendorffstraße (West) und der Rathausstraße (Ost) erstreckt.
Rathauspark | |
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Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Lichtenberg |
Angelegt | nach Auflassung des Friedhofs 1923 |
Umgebende Straßen | Rathausstraße, Frankfurter Allee, Möllendorffstraße |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Freizeit, Events |
Technische Daten | |
Parkfläche | 20.000 m² |
Lage und Geschichte
Entstehung einer Grünfläche
Zu Beginn der Entwicklung der damaligen Gemeinde Lichtenberg bildete die heutige Fläche einen kleinen Innenbereich hinter den Wohnhäusern der Frankfurter Allee und der damaligen Hauptstraße (späteren Möllendorffstraße). Er war Teil eines im 13. Jahrhundert angelegten Friedhofs, der sich ostwärts bis zur späteren Ruschestraße ausdehnte. Auf dem Areal wuchsen einige Bäume, die für die Luftreinhaltung sorgten. Einen Namen trug die Fläche nicht.
1945 bis 1990
Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es nur noch einen Wohnblock am Beginn der Möllendorffstraße, die Bäume waren weitestgehend erhalten geblieben. Das Kaufhaus Hertie, das ursprünglich auf dem Eckgrundstück stand, wurde zerstört ebenso wie die Miethäuser entlang der Frankfurter Allee.[1] Nach dem Krieg wurden die Ruinen beseitigt, direkt an der Ecke eine neue Grünanlage hergerichtet, deren Mittelpunkt der wiederaufgestellte Fischerbrunnen bildete. Diese Grünfläche erhielt im 21. Jahrhundert den Namen Stefan-Heym-Platz und ist nicht Bestandteil der Neuplanung und auch nicht Teil des Rathausparks.
Im südlichen Bereich der des Rathausparks befindet sich die Gedenkstätte Blutmauer, ehemals Bestandteil des Friedhofs. An der Friedhofsmauer wurden bei Kämpfen im März 1919 elf Aufständische und Zivilisten erschossen und begraben. Zur Erinnerung an dieses Ereignis sind an der Mauer zwei Gedenktafeln angebracht. Die Ost-Berliner Verwaltung ließ im Jahr 1989 auf der zum Rathaus hin ansteigenden Rasenfläche die Skulptur Erben der Spartakuskämpfer aufstellen, angefertigt von der Bildhauerin Emerita Pansowová. Im September 2021 wurden zwei Gedenkstelen mit Informationen zur Geschichte des Ortes eingeweiht.[2]
Von dem ehemaligen Friedhof ist außerdem die Grabanlage der Wilhelmine Loeper, ein gelistetes Kulturdenkmal[3], erhalten.[4]
Vor einer an der Seite der Möllendorffstraße in den 1960er Jahren installierten Baracke, die lange Jahre als Wohnungsamt des Stadtbezirks diente, waren einige Blumenbeete angelegt und Sitzgelegenheiten aufgestellt.
Seit 1990
Nach der politischen Wende war die Baracke noch längere Zeit ein Bürgeramt, danach wurde sie abgebrochen. Ein kleines mit niedrigen Büschen bewachsenes Viereck und das erhaltene Schmuckbeet erinnern noch daran. Genau für diese rund 4000 m² große Teilfläche hatten die Lehrlinge des Grünflächenamts im Jahr 2013 Projektskizzen angefertigt, die die Bezeichnung Rathausblick trugen. Sie hingen in einem der öffentlichen Besucherräume. Die Umgestaltung sollte im Jahr 2014 vorgenommen werden und war mit 35.000 Euro veranschlagt.[5]
Die gesamte Parkanlage, die nie offiziell als Rathauspark gewidmet wurde, blieb nun lange Zeit eher unbeachtet, wurde lediglich ein- oder zweimal im Jahr für größere Veranstaltungen genutzt. Beispielsweise finden seit den 1990er Jahren jährlich der Mittelaltermarkt oder ein Stadtbezirksfest hier statt. Eingeladen werden dazu Handwerker, die den Besuchern ihre Fertigkeiten zeigen, darunter Schmieden, Glasperlen herstellen, Korbflechten oder Kerzen ziehen. Die Erzeugnisse werden dann verkauft.
Umgestaltung zu einem gewidmeten Park ab 2016
Die BVV Lichtenberg hat im Jahr 2016 eine Aufwertung zu einem echten städtischen Park beschlossen und im Frühjahr 2017 fünf Landschaftsarchitekturbüros zu einem konkurrierenden Gutachterverfahren eingeladen. Die Loeper-Grabstätte, die Blutmauer, die Anlage mit dem Fischerbrunnen sollten erhalten bleiben. Hinzugeplant wurde ein neuer Spielplatz, weil der vorhandene dem Bau eines Wohnkomplexes[6] durch die Howoge weichen musste. Eine kleine Fläche östlich der Rathausstraße entlang der Rudolf-Reusch-Straße wurde in den neu gestalteten Park integriert. Die Siegerprojekte, darunter der erste Platz vom Büro Marcel Adam[7] wurden der Öffentlichkeit im November 2017 präsentiert. Sie wurden unter Einbeziehung der Ideen von Anwohnerinnen und von Schülern des Cecilien-Lyzeums unter Verantwortung des Büros Stattbau in die Realisierungsphase überführt. Zwischen Baustart im Oktober 2019 und der Fertigstgellung im Mai 2021 standen eine Million Euro bereit. Davon stammten 135.190 Euro aus dem städtebaulichen Vertrag mit der Wohnungsbaugesellschaft Howoge als Ausgleichszahlung für benachbarte Bauprojekte und 864.000 Euro aus Mitteln des Projekts Stadtumbau Ost. Ende 2020 war der neue Rathauspark in drei Realisierungsschritten fertiggestellt.[8] Im Sommer 2021 sprudelte der gesäuberte und vereinfachte Fischerbrunnen (Jümngling mit Fisch) auf einem neuen höheren Steinsockel wieder. Die offizielle Neueinweihung des nun barrierefreien Stefan-Heym-Platzes erfolgte am 31. Juli 2021.[9]
Das nach der Kommunalwahl 2021 neu zusammengesetzte Bezirksgremium hat auf der dem Rathaus zugewandten Grünfläche damit begonnen, neue Holzbänke aufzustellen, die von den Lichtenberger Partnerstädten stammen, sie werden Versitzstücke genannt. Idee und Betreuung des Projekts liegen in der Verantwortung des Künstlers Robert Platz, der den vom Bezirksamt zuvor ausgelobten Wettbewerb Kunst am Bau gewonnen hatte. Die ersten vier Bänke wurden Anfang Januar vom Bezirksbürgermeister und dem Künstler öffentlich eingeweiht.[10]
Literatur
- Jan Feustel: Spaziergänge in Lichtenberg. Berlinische Reminiszenzen 75. Haude & Spener, Berlin 1996, ISBN 3-7759-0409-3;
Erster Spaziergang: „Alt-Lichtenbergs Ecken und Kanten“, S. 11–24.
Weblinks
Einzelnachweise
- Ansicht Kaufhaus Hertie als Kachelbild im U-Bahnhzugang Frankfurter Allee
- Einweihung von zwei Gedenkstelen im Rathauspark. In: Pressemitteilung des Bezirksamts Lichtenberg. 10. September 2021, abgerufen am 11. September 2021.
- Kulturdenkmal Grabstätte Wilhelmine Loeper
- Ideen für den Rathauspark Lichtenberg gesucht auf www.stadtentwicklung.de; abgerufen am 28. Dezember 2017.
- Projekt Rathausblick im Archiv des Bauamtes.
- Bauprojekt Wohnen am Rathauspark von roedig.schop architekten, abgerufen am 28. Dezember 2017.
- Projektidee Rathauspark Lichtenberg, abgerufen am 28. Dezember 2017.
- Bürgerversammlung zum Rathauspark Lichtenberg. Pressemitteilung des Bezirksamts Lichtenberg, 7. August 2019.
- Das neue Tor zu Lichtenberg – Howoge Quartier fertiggestellt. www.howoge.de; abgerufen am 14. Januar 2021.
- Bernd Wähner: Kunstobjekt und Ruhemöglichkeiten zugleich. Berliner Woche, Ausgabe Lichtenberg, 15. Januar 2022, S. 2.