Rathaus Frankfurt (Oder)
Das Rathaus Frankfurt (Oder) ist das Verwaltungsgebäude der kreisfreien Stadt Frankfurt (Oder) in Brandenburg. Das vermutlich ab der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtete Gebäude ist in der Denkmalliste des Landes Brandenburg als Baudenkmal ausgewiesen.
Das Rathaus beherbergt heute zudem eine Gaststätte sowie das Museum „Junge Kunst“.
Architektur und Baugeschichte
Mit der Errichtung des Rathauses wurde vermutlich kurz nach der Verleihung des Stadtrechts an die Stadt Frankfurt (Oder) im Jahr 1253 begonnen. Der genaue Bauverlauf ist nicht vollständig geklärt. Vermutlich wurden zunächst nur der Keller und das Erdgeschoss fertiggestellt, danach kam es zu einer Bauunterbrechung. Die Bauarbeiten an dem größeren Südteil mit Kaufhaus sowie dem sogenannten Archivanbau an der Westseite wurden etwa in der Mitte des 14. Jahrhunderts beendet.
Zwischen 1607 und 1609 erfolgte ein weitreichender Umbau des Rathauses unter der Leitung von Thaddäus Paglion. Das Gebäude wurde barockisiert, in den Jahren 1906 und 1911 erfolgte eine Regotisierung des Rathauses. Zwischen 1911 und 1913 wurde das Rathaus um einen viergeschossigen Ziegelbau mit Schmuckformen aus Kalkstein erweitert. Dadurch entstand zusammen mit der alten Rathausanlage ein dreiflügeliges Gebäude mit Innenhof. Das Gebäude verfügt über ein reich geschmücktes Portal mit zwei Risaliten. Die Gliederung der Südfassade wurde der des Südgiebels angepasst und erhielt die Gestaltung eines typischen hanseatischen Rathausbaus mit Arkadengang und hohen Rechteckfenstern. Der Südteil wurde mit einer Freitreppe ausgestattet.[1]
1937 erhielt das Rathaus die südwestliche Eingangshalle. Diese verfügte über einen Zugang zum Rathauskeller. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Rathaus in der umkämpften Stadt stark beschädigt und brannte schließlich nieder. Zwischen 1951 und 1953 wurde das Rathaus wiederhergestellt und zwischen 1976 und 1978 saniert. Zwischen 1993 und 1994 wurde der mittelalterliche Ursprungsbau restauriert.
Der mittelalterliche Teil des Rathauses wurde bereits in seiner heutigen Form mit gestrecktem rechteckigen Grundriss angelegt. Im Inneren des Baus lassen sich noch die unterschiedlichen Nutzungen als Rathaus und als Kaufhaus erkennen. Ursprünglich war die Grenze zwischen Rat- und Kaufhaus außen durch einen Trenngiebel markiert. Die heute einheitliche Firsthöhe entstand erst als Folge der Wiederherstellung nach dem Zweiten Weltkrieg. An den Schmalseiten befinden sich Schauwände, deren gotische Details im 17. Jahrhundert entfernt wurden. Zudem verfügen die Schauwände über manieristische, auf die Strebepfeiler aufgebrachte Putzkronen.[1]
Die Nord- und Südgiebel sind mit zweigeschossig angeordneten Wimpergreihen mit Maßwerkzierstreifen zwischen Fialpfeilern ausgestattet. Die unteren Maßwerkrosetten wurden jeweils ergänzt. Die mittleren Rosetten aus Ziegelformsteinen am Nordgiebel sind noch im Originalzustand, die oberen Rosetten sind aus Rüdersdorfer Kalkstein. An den Pfeilern befinden sich Konsolenköpfe aus Kalkstein aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Das Erdgeschoss verfügte früher über Spitzbögen zwischen kräftigen Wandpfeilern, diese wurden später verändert. Über dem mittleren Wandpfeiler befindet sich ein rechteckiger Turmaufsatz aus dem Jahr 1607 mit auskragender Plattform mit schmiedeeisernem Ornamentgitter und achteckiger Laterne mit einer kupfergedeckten Haube. Der Turmaufsatz wurde etwa 1945 zerstört und ab 1976 wieder aufgebaut.
Die westliche Seite des Gebäudes verfügte über sogenannte Scharren. Diese wurden 1461 erstmals erwähnt und Anfang des 17. Jahrhunderts erneuert, bis sie 1864 schließlich abgerissen wurden. Der Archivanbau erhielt im 17. Jahrhundert einen Volutengiebel, welcher ebenfalls während des Zweiten Weltkrieges zerstört und ab 1976 rekonstruiert wurde.[1]
Literatur
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Brandenburg. 2. Auflage. 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 329 f.
Weblinks
Nachweise
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Begründet vom Tag für Denkmalpflege 1900, Fortgeführt von Ernst Gall, Neubearbeitung besorgt durch die Dehio-Vereinigung und die Vereinigung der Landesdenkmalpfleger in der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch: Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum. Brandenburg: bearbeitet von Gerhard Vinken und anderen, durchgesehen von Barbara Rimpel. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2012, ISBN 978-3-422-03123-4, S. 329 f.