Rasmus Berthelsen (Dichter)
Rasmus Storm Josva Berthel „Kíkîk“ Berthelsen (* 10. Juli 1827 bei Sisimiut; † 4. Januar 1901 in Nuuk) war ein grönländischer Pädagoge, Autor, Dichter, Katechet, Prädikant, Xylograf, Buchdrucker, Redakteur, Übersetzer und Komponist.
Leben
Kindheit und Ausbildung
Rasmus Berthelsen wurde im Fjord Amerloq an Bord eines Umiaqs geboren, als seine Eltern gerade auf Jagd waren. Sein Vater war der Rentier- und Robbenjäger Jens Christian Berthelsen (1799–1868) und seine Mutter war Esther Sophia Kleist (1798–1855). Über seinen Vater war er ein Urenkel des Missionars Berthel Laersen (1722–1782) und ein Enkel von dessen Sohn Frederik Berthelsen (1750–1828). Als sein Vater den neugeborenen Jungen sah, erschrak er von dessen Hässlichkeit und rief „Kíkîk“, auf deutsch „Pfui“, woraus Rasmus' Spitzname entstand, den er sein Leben lang beibehielt.
Er wuchs in einer Jägerfamilie auf, wurde aber im Alter von 10 Jahren an seine Tante, Ehefrau des Missionars in Sisimiut, übergeben, wo er fortan aufwuchs. Er konnte bereits lesen und schreiben. Durch seinen Onkel wurde sein Interesse geweckt, sich näher mit dem Christentum zu beschäftigen. Schließlich wurde er von Pastor Erik Adolf Wandall und nach dessen Berufung zum Missionar von dessen Nachfolger Carl Junius Optatus Steenberg unterrichtet und von Inspektor Carl Peter Holbøll nach Dänemark mitgenommen, wo der ihn weiter unterrichtete. Obwohl Rasmus' Vater wollte, dass sein Sohn wie er Rentierjäger wird, konnte ihn der Kolonieverwalter und spätere Inspektor Jørgen Nielsen Møller überzeugen, dass Rasmus nach Dänemark darf, damit er seinem eigenen Wunsch gemäß Lehrer werden dürfe. Im Sommer 1843 fuhr er sechs Wochen lang auf der Titus nach Kopenhagen. In Amager wurde er folglich unterrichtet und sollte nach einiger Zeit auf das Lehrerseminar in Skårup in der Svendborg Kommune wechseln. Allerdings verbot zeitgleich der neue Direktor bei Den Kongelige Grønlandske Handel, der Justizrat Schwendsen, den Besuch dänischer Seminare für Grönländer. Also kehrte er 1847 widerwillig nach Grönland zurück, wo er in Nuuk in das Lehrerseminar Grønlands Seminarium eintrat, das gerade eröffnet wurde. 1849 war er nach etwa einem Jahr Ausbildung der erste Absolvent des Seminars,[1] das er mit Bestnoten (fünfmal „ausgezeichnet“ und viermal „sehr gut“) abschloss. Zwei Jahre später wurde er am gleichen Seminar als Hilfslehrer angestellt. Bereits 1847 hatte ihm Rink eine Stelle als Assistent in Kangaamiut angeboten, aber Rasmus lehnte ab, weil der „Dummkopf“ – wie Rink ihn daraufhin nannte – weiter lieber Lehrer werden wollte.[2]
Wirken
Er blieb sein Leben lang als Lehrer am Seminar und nahm so großen Einfluss auf das Lehrerwesen Grönlands. Nebenbei war er Kolonieprädikant und Oberkatechet. Als 1857 von Hinrich Johannes Rink die Druckerei in Nuuk eröffnet wurde, begann Rasmus Berthelsen auch dort zu arbeiten. Er half u. a. bei der Übersetzung grönländischer Sagen. Er wurde 1861 erster Redakteur der Atuagagdliutit und als solcher 1873 von Lars Møller abgelöst.[3]
Rasmus Berthelsen ist vor allem als Dichter bekannt, genauer als Grönlands größter Dichter seiner Zeit, der 1897 auch zum Ritter des Dannebrogordens ernannt wurde.[4] Sein wichtigstes Werk ist das traditionelle Weihnachtslied Guuterput,[5] dessen Melodie er auch komponierte:
Inngilerpassuit
savanik paarsisunut
juullimi ima tussiarput:
Guuterput qutsinnermiu
naalannarsingaarli!
Nuna eqqissineqarli
tipaatsungaarillu,
inuk-aa,
annaffissaqaleravit.
Illernartoq Guutiusoq
qilammi Naalagaq
pimmat nunarsuatsinnut
nuannaarneqarpoq
inunni,
annattussannguleramik.
Familie
Rasmus Berthelsen war dreimal verheiratet. In erster Ehe heiratete er am 2. Juli 1848 in Qeqertarsuatsiaat Ane Sofie Berglund (1829–1878),[6] Tochter des Arbeiters Jonas Sivert Berglund und dessen Frau Ane Sophia. Aus dieser Ehe entstammen folgende Kinder:
- Maline Katrine Lovise Sara Berthelsen (* 15. Juni 1849 in Nuuk;[7] † 6. Juli 1849 ebenda)[8]
- Maline Catrine Lovise Birgithe Berthelsen (* 25. Mai 1850 in Nuuk)[9]
- Tobias Vittus Elias Jørgen Berthelsen (* 31. August 1852 in Nuuk)[10]
- Erneĸ Jens Lars Johan Berthelsen (* 5. Februar 1855 in Nuuk;[11] † 11. Juli 1889 in Uummannaq), verheiratet mit Laura Johanne Frederikke Holm († 1861)[12]
- Mikias Jacob Christian Boas Berthelsen (* 17. Oktober 1857 in Nuuk)[13]
- Helene Berthelsen (* 15. März 1860 in Nuuk;[14] † 18. März 1860 ebenda)[15]
- Sivert Jacob Augustinus Berthelsen (* 8. Februar 1861 in Nuuk)[16]
- Ane Sophie Helene Berthelsen (* 8. März 1864 in Nuuk;[17] † 27. Oktober 1864 ebenda)[18]
- Ane Sophie Frederikke Berthelsen (* 2. August 1865 in Nuuk)[19]
- Birthe Christence Bodil Berthelsen (* 16. August 1868 in Nuuk)[20]
- Kirsten Margrethe Susanne Berthelsen (* 3. Juni 1873 in Nuuk)[21]
Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er am 10. August 1879 in Nuuk Esther Ane Karen Juliane Lynge (1845–1880),[22] Tochter des Zimmermanns Marcus Nissen Myhlenphort Lynge und Sophie Abigael Kreutzmann, einer Schwester des Malers Jens Kreutzmann (1828–1899). Nachdem seine zweite Frau nach wenigen Monaten bei der Totgeburt eines Sohnes am 20. März 1880[23] verstorben war, ehelichte er in dritter Ehe am 17. Oktober 1880 in Nuuk Sara Gjertrud Louise Poulsen (1842–?),[24] Tochter des Robbenjägers Josva Ludvig Poulsen und Elisabeth Ingeborg. Sie gebar ihm eine weitere Tochter:
- Ane Sophia Karen Berthelsen (* 7. Februar 1882 in Nuuk;[25] † 4. August 1951 in Sisimiut), verheiratet mit Gustav Olsen (1878–1950)
Über seine zahlreichen Kinder hat er viele Enkel, darunter die Landesräte Tobias Heilmann (1873–1940), Gerhard Egede (1892–1969) und Hendrik Olsen (1901–1967). Zu seinen Urenkeln gehören Christian Berthelsen (1916–2015), Hans Egede Berthelsen (1918–1999), Motzfeldt Hammeken (1922–2009), Lars Svendsen (1926–1975), Aage Hammeken (1934–1986) und Kristian Olsen (1942–2015). Knud Sørensen (1934–2009), Lars-Pele Berthelsen (* 1949) und Per Berthelsen (* 1950) sind seine Ururenkel.
Weblinks
Einzelnachweise
- Biografie in Den Store Danske
- Autobiografie bis 1864 in Emil Bluhme: Fra et ophold i Grønland 1863–1864. 1865. S. 255–265
- Biografie im Dansk biografisk leksikon
- Biografie im Biografisk Leksikon for Grønland
- Text von Guuterput bei aarhusvorfrue.dk
- Kirchenbücher Qeqertarsuatsiaat 1826–1886 (Verheiratete S. 248)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 126)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Gestorbene Frauen S. 442)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 127)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Jungen S. 35)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Jungen S. 39)
- Erneĸ Jens Lars Johan Berthelsen im Biografisk Leksikon for Grønland
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Jungen S. 43)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 138)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Gestorbene Frauen S. 449)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Jungen S. 47)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 144)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Gestorbene Frauen S. 460)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 146)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 151)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 162)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Verheiratete S. 318)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Jungen S. 85)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Verheiratete S. 319)
- Kirchenbücher Nuuk 1827–1886 (Geborene Mädchen S. 178)