Ralf Wolter
Ralf Wolter (* 26. November 1926 in Berlin) ist ein deutscher Schauspieler, der in einem Zeitraum von über 60 Jahren in über 230 Film- und Fernsehproduktionen spielte. Einem breiten Publikum wurde er durch die Karl-May-Verfilmungen der 1960er Jahre bekannt, in denen er Mays beliebte Figuren Sam Hawkens und Hadschi Halef Omar verkörperte.
Leben und Wirken
Von 1946 bis 1948 besuchte der aus einer Artistenfamilie stammende Wolter die Schauspielschule „Der Kreis“ (Fritz-Kirchhoff-Schule). Danach spielte er an verschiedenen Theatern in Berlin und Potsdam, darunter am Hebbel-Theater und am Theater am Kurfürstendamm wie auch an der dortigen Komödie sowie am Rheinischen Landestheater Neuss. Er trat vorwiegend in Boulevardstücken auf, ab 1971 bevorzugt an der Kleinen Komödie seines Wohnortes München.
Seine Leidenschaft für humoristische Texte und Musik brachte ihn zum Kabarett. Von 1954 bis 1958 wirkte er bei den Berliner Gruppen Dachluke, Mausefalle und Rauchfang, dann beim Kabarett rendez-vous in Hamburg.
1951 hatte er in der Filmkomödie Die Frauen des Herrn S. seinen ersten Filmauftritt. Schon bald galt Wolter als Idealbesetzung für liebenswerte Trottel und Tollpatsche, seriöse Rollenangebote blieben jedoch aus. In den Folgejahren war er unter anderem in den Komödien und Lustspielen Die Beine von Dolores, Wenn die Conny mit dem Peter und Freddy, die Gitarre und das Meer zu sehen. 1958 hatte er einen Kurzauftritt als Toilettenmann in der Satireverfilmung Wir Wunderkinder mit der prägnanten Textzeile: „Jepinkelt wird immer!“
1961 spielte Wolter an der Seite von James Cagney und Horst Buchholz in Billy Wilders Komödie Eins, Zwei, Drei (One, Two, Three) einen sowjetischen Agenten mit Glatzkopf. 1962 gelang ihm dann mit dem Karl-May-Western Der Schatz im Silbersee der Durchbruch. In der ersten Winnetou-Verfilmung spielte Wolter den sympathischen Trapper Sam Hawkens (ständige Redewendung: „… wenn ich mich nicht irre, hihihi“), den treuen Begleiter der beiden Helden Winnetou (Pierre Brice) und Old Shatterhand (Lex Barker). Diese Paraderolle übernahm er auch in fünf weiteren Kinofilmen, die mittlerweile alle als Klassiker gelten, und in der 14-teiligen Fernsehserie Mein Freund Winnetou (1980).
In dem Abenteuerfilm Der Schut, der ebenfalls auf einem Roman von Karl May basiert, stellte Wolter 1964 erstmals den Hadschi Halef Omar dar, den er auch in den Karl-May-Verfilmungen Durchs wilde Kurdistan (1965) und Im Reiche des silbernen Löwen (1965) spielte. In den Karl-May-Filmen Der Schatz der Azteken (1965) und der Fortsetzung Die Pyramide des Sonnengottes (1965) war er der schwäbische Kuckucksuhrenvertreter Andreas Hasenpfeffer. Eine seiner wenigen Hauptrollen spielte er 1967 in der in der DDR gedrehten Filmkomödie Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche als Kuhhirte Krischan. Nach der 13-teiligen ZDF-Serie Ein Fall für Titus Bunge, in der Wolter als Titelfigur einen Privatdetektiv verkörperte, (beide 1967) und dem letzten Winnetou-Abenteuer Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten (1968) wurden seine Kinorollen, unter anderem in verschiedenen Softsex-Filmkomödien, mit der Zeit immer kleiner und banaler. Für ihn ungewöhnlich war seine Rolle als NS-Parteimann in dem Kriegsdrama Eine Liebe in Deutschland (1983).
Ab 1975 war er überwiegend in Fernsehproduktionen wie Tatort, Der Alte, Ein Schloß am Wörthersee oder Küstenwache zu sehen. Von 1981 bis 1985 moderierte er als Filmvorführer sieben Folgen der Reihe Das kleine Kino an der Ecke mit Ausschnitten aus großen Kinoproduktionen. 1991 arbeitete er als Sam Hawkens im Rahmen der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg ein letztes Mal mit Pierre Brice zusammen.
1976 veröffentlichte er eine Langspielplatte mit eigenen Kompositionen und Texten.
Schlagzeilen machte er, als er am 22. Mai 2002 durch ein riskantes Wendemanöver auf der A 24 einen Unfall mit drei Toten mitverursachte und den Unfallort verließ. Der damals 75-Jährige behauptete, von dem Unglück nichts bemerkt zu haben.[1] Wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Straßenverkehrs wurde er zu einer zehnmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung und einer Geldstrafe von 7000 Euro verurteilt.[2]
2007 und 2008 spielte Wolter im Stück Jetzt oder nie – Die Comedian Harmonists der Freilichtspiele Schwäbisch Hall die Rolle des alten Harry Frommermann (Gründer der Comedian Harmonists), der auf sein Leben bei der „ersten Boygroup der Welt“ zurückblickt. Seine letzten Filmauftritte übernahm er in zwei Filmen, in denen er jeweils Patienten eines Altenheimes spielte: Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus! (2009) und Bis zum Horizont, dann links! (2012). Im Jahr 2013 erklärte er der Bild-Zeitung in einem Interview, dass er sich aus dem Schauspielgeschäft zurückgezogen habe. Er lebte zu diesem Zeitpunkt mit seiner Ehefrau Edith, mit der er seit Ende der 1950er Jahre verheiratet ist, in seiner Münchner Eigentumswohnung.[3]
Filmografie (Auswahl)
Kinofilme
- 1951: Die Frauen des Herrn S.
- 1954: Phantom des großen Zeltes
- 1955: Der Hauptmann und sein Held
- 1955: Oberwachtmeister Borck
- 1955: Hotel Adlon
- 1955: Vor Gott und den Menschen
- 1955: Ihr Leibregiment
- 1955: Urlaub auf Ehrenwort
- 1956: Ein Mädchen aus Flandern
- 1956: Tausend Melodien
- 1956: Der Glockengießer von Tirol
- 1956: Mein Vater, der Schauspieler
- 1956: Der Mustergatte
- 1956: … wie einst Lili Marleen
- 1956: Das alte Försterhaus
- 1957: Der Adler vom Velsatal
- 1957: Jede Nacht in einem anderen Bett
- 1957: Viktor und Viktoria
- 1957: Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull
- 1957: Der müde Theodor
- 1957: Frühling in Berlin
- 1957: Die Beine von Dolores
- 1958: Das Wirtshaus im Spessart
- 1958: Zeit zu leben und Zeit zu sterben
- 1958: Schmutziger Engel
- 1958: Grabenplatz 17
- 1958: Der Maulkorb
- 1958: Wir Wunderkinder
- 1958: Wenn die Conny mit dem Peter
- 1959: Schlag auf Schlag
- 1959: Freddy, die Gitarre und das Meer
- 1959: Bobby Dodd greift ein
- 1959: Alle Tage ist kein Sonntag
- 1959: Natürlich die Autofahrer
- 1959: Rosen für den Staatsanwalt
- 1959: Das schöne Abenteuer
- 1959: 2 x Adam, 1 x Eva
- 1959: Peter Voss – der Held des Tages
- 1959: Drillinge an Bord
- 1959: Die Gans von Sedan
- 1960: Das kunstseidene Mädchen
- 1960: Wir Kellerkinder
- 1960: Conny und Peter machen Musik
- 1960: Scheidungsgrund: Liebe
- 1960: Mal drunter – mal drüber
- 1961: Kauf Dir einen bunten Luftballon
- 1961: Eine hübscher als die andere
- 1961: Immer Ärger mit dem Bett
- 1961: Adieu, Lebewohl, Goodbye
- 1961: Robert und Bertram
- 1961: Unter Ausschluß der Öffentlichkeit
- 1961: Eins, zwei, drei
- 1961: Der Lügner
- 1961: Ramona
- 1962: Freddy und das Lied der Südsee
- 1962: Die Post geht ab
- 1962: Der Schatz im Silbersee
- 1963: Liebe will gelernt sein
- 1963: Ferien wie noch nie
- 1963: Winnetou 1. Teil
- 1964: Das Wirtshaus von Dartmoor
- 1964: Old Shatterhand
- 1964: Der Schut
- 1964: Ein Sarg aus Hongkong
- 1964: Die Goldsucher von Arkansas
- 1965: Der Schatz der Azteken
- 1965: Die Pyramide des Sonnengottes
- 1965: Durchs wilde Kurdistan
- 1965: Winnetou 3. Teil
- 1965: Im Reiche des silbernen Löwen
- 1966: Wer kennt Johnny R.?
- 1966: Winnetou und das Halbblut Apanatschi
- 1966: Unser Boß ist eine Dame
- 1967: Mister Dynamit – Morgen küßt Euch der Tod
- 1967: Mittsommernacht
- 1967: Die Heiden von Kummerow und ihre lustigen Streiche
- 1967: Heubodengeflüster
- 1968: Paradies der flotten Sünder
- 1968: Otto ist auf Frauen scharf
- 1968: Frau Wirtin hat auch einen Grafen
- 1968: Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten
- 1969: Hannibal Brooks
- 1969: Frau Wirtin hat auch eine Nichte
- 1969: Die tolldreisten Geschichten – nach Honoré de Balzac
- 1969: Charley’s Onkel
- 1969: Die jungen Tiger von Hongkong
- 1969: Heintje – Ein Herz geht auf Reisen
- 1969: Helgalein
- 1969: Alle Kätzchen naschen gern
- 1969: Liebe durch die Hintertür
- 1970: Heintje – Einmal wird die Sonne wieder scheinen
- 1970: Hilfe, mich liebt eine Jungfrau
- 1970: Was ist denn bloß mit Willi los?
- 1970: Heintje – Mein bester Freund
- 1970: Beiß mich Liebling!
- 1970: Das Glöcklein unterm Himmelbett
- 1971: Zwanzig Mädchen und die Pauker: Heute steht die Penne kopf
- 1971: Das haut den stärksten Zwilling um
- 1971: Tante Trude aus Buxtehude
- 1971: Wir hau’n den Hauswirt in die Pfanne
- 1971: Morgen fällt die Schule aus
- 1971: Einer spinnt immer
- 1971: Urlaubsreport – Worüber Reiseleiter nicht sprechen dürfen
- 1972: Außer Rand und Band am Wolfgangsee
- 1972: Cabaret
- 1972: Kinderarzt Dr. Fröhlich
- 1972: Meine Tochter – Deine Tochter
- 1972: Lilli – die Braut der Kompanie
- 1972: Grün ist die Heide
- 1973: Alter Kahn und junge Liebe
- 1973: Unsere Tante ist das Letzte
- 1974: Schwarzwaldfahrt aus Liebeskummer
- 1977: Waldrausch
- 1977: Das Schlangenei
- 1979: Graf Dracula (beisst jetzt) in Oberbayern
- 1982: Piratensender Powerplay
- 1983: Eine Liebe in Deutschland
- 1983: Laß das – ich haß’ das
- 1985: Drei gegen Drei
- 1990: High Score
- 1992: Otto – Der Liebesfilm
- 1996: Kondom des Grauens
- 2009: Dinosaurier – Gegen uns seht ihr alt aus!
- 2012: Bis zum Horizont, dann links!
Fernsehen (Auswahl)
- 1963: Die Zwölf Geschworenen (Fernsehfilm)
- 1963: Das Kriminalmuseum – Nur ein Schuh
- 1964: Die letzte Folge (Fernsehfilm)
- 1967: Ein Fall für Titus Bunge (Fernsehserie in 13 Folgen als Titus Bunge)
- 1968: Einer fehlt beim Kurkonzert
- 1973: Diamantenparty
- 1973: Lokaltermin, Folge Die Herrenpartie
- 1973: Schwarzwaldmädel
- 1975: Tatort – Als gestohlen gemeldet
- 1975: Beschlossen und verkündet, Folge Der Doppelgänger
- 1977: Der Alte – (Folge 1: Die Dienstreise)
- 1978: Polizeiinspektion 1: Auf den Hund gekommen
- 1978: Der Alte – (Folge 15: Zeugenaussagen)
- 1978: Der Alte – (Folge 16: Der Pelikan)
- 1980: Mein Freund Winnetou (Karl-May-Fernsehserie)
- 1982: Drei gegen Hollywood
- 1986: Ein Heim für Tiere (Fernsehserie, eine Folge)
- 1986: Die Krimistunde (Fernsehserie, Folge 21, Episode: Der Stern)
- 1986: Der Fahnder (Fernsehserie, 2 Folgen)
- 1988: Liebling Kreuzberg – Glück kommt, Glück geht
- 1989: Mit Leib und Seele
- 1989: Molle mit Korn
- 1990: Le Gorille, frz. Fernsehserie
- 1993: Almenrausch und Pulverschnee
- 1994: Großstadtrevier (Bodycheck)
- 1994: Familie Heinz Becker (Folge Modenschau)
- 1997: Wilde Zeiten
- 2001: Vollweib sucht Halbtagsmann
- 2002: Herz in Flammen
Theateraufzeichnungen
- 1980: Pension Schöller
- 1982: Meine Frau erfährt kein Wort
Synchronisation
Als Synchronsprecher lieh Wolter u. a. William Hickey (Giftiger Schnee), Sidney James (Eine einfache Geschichte) und Miraculix in Asterix in Amerika seine Stimme.
Literatur
- Hermann J. Huber: Langen Müller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart. Deutschland. Österreich. Schweiz. Albert Langen • Georg Müller Verlag GmbH, München, Wien 1986, ISBN 3-7844-2058-3, S. 1124.
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Achter Band T–Z. David Tomlinson – Theo Zwierski, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 454 f.
Weblinks
- Ralf Wolter in der Internet Movie Database (englisch)
- Ralf Wolter bei filmportal.de
- Literatur von und über Ralf Wolter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Unfall: Verschuldete Schauspieler Ralf Wolter den Tod dreier Menschen? In: FAZ.net. 23. Mai 2002, abgerufen am 23. Dezember 2019.
- Prozesse: Ralf Wolter erhält zehn Monate auf Bewährung. In: MZ.de. 1. April 2003, abgerufen am 23. Dezember 2019.
- Sven Kuschel: Was macht eigentlich Winnetou-Star Ralf Wolter? In: bild.de. 13. November 2013, abgerufen am 23. Dezember 2019.