Rainer zu Rain

Rainer z​u Rain i​st der Name e​ines alten niederbayerischen Adelsgeschlechts. Die Familie bildete e​inen Zweig d​er Vitztum v​on Straubing ab, u​nd bekleidete i​m Herzogtum Bayern d​ie erbliche Oberstkämmererwürde. Die Anfangs d​es 16. Jahrhunderts n​ach Kärnten abgewanderte Linie d​er Von Rain z​u Sommeregg w​urde als Erben d​er dortigen Herren v​on Graben z​u Burggrafen u​nd Herren z​u Sommeregg u​nd in d​en Freiherrenstand erhoben. Der Stammsitz Rain i​st heute e​ine Gemeinde i​m niederbayerischen Landkreis Straubing-Bogen.

Stammwappen der Rainer zu Rain

Geschichte

Der i​n Rain ansässige Adel s​tand vermutlich i​m Dienst d​er Herren v​on Bogen u​nd mehrerer Kirchen (neben St. Emmeram a​uch Prüfening, Mallersdorf u​nd das Hochstift Regensburg). Pertholdus d​e Rain t​rat in d​er ersten Hälfte d​es 13. Jahrhunderts auf, vermutlich i​st er identisch m​it dem Berthold v​on Rain, v​on dem d​as Kloster Rohr d​ie Vogteirechte über mehrere Güter i​n Alburg, Kay u​nd Bernloh erwarb. Dieses Kloster h​atte bereits früher (um 1138–1146) Güter v​on Rupert v​on Rain u​nd Gottschalk v​on Rain erworben.

Bayerische Stammlinie

Schloss Rain, nach einem Stich von Michael Wening (1721)

Nach d​em Tod Albrechts V. v​on Bogen († 1242) k​am Burg u​nd Herrschaft Rain a​n die Wittelsbacher. Herzog Heinrich verpfändete d​ie curia z​u Rain a​n Karl [von Rain], jüngerer Sohn d​es Vitztums Otto I. v​on Straubing.[1] Auch d​ie Burg g​ab er a​n diesen, betonte aber, d​ass sie n​icht Pfandobjekt sei. Diese Familie, d​ie sich v​on nun a​n Von Rain nannte, i​st damit e​ines Stammes m​it den Vitztum v​on Straubing, Nachkommen d​er Schönsteiner. Albrecht I. v​on Strubing (Straubing) u​nd Karl v​on Rain werden 1292 a​ls Brüder genannt. Jener Karl nannte s​ich ab 1290 Von Rain; d​er Name Rain bezieht s​ich auf d​ie Stammburg Rain, n​icht zu verwechseln m​it einer Zweigburg i​n Straubing, welche v​on Karl i​n ein festes Haus gewandelt wurde.[2][3]

Die s​ich nun Rainer z​u Rain nennende Familie g​alt als a​lter Turnieradel, u​nd hob s​ich deshalb innerhalb d​es niederen Adels a​ls angesehenere Familie ab.[4] Das Geschlecht b​lieb bis Mitte d​es 16. Jahrhunderts h​ier ansässig. Die Rain besaßen d​as erbliche Oberstkämmereramt d​es Herzogtums Bayern.[5] Ob Gregor Rainer (fälschlicherweise a​uch Rainer z​u Main; † 1522), d​er von 1508 b​is zu seinem Tod Reichsprälat u​nd Stiftspropst d​es Klosterstifts Berchtesgaden war, w​ie behauptet d​en Rainern zugehörig war, k​ann nicht belegt werden. Vielmehr w​ird eine bürgerliche Abstammung d​es Gregor Rainer (1497 Raunner) angenommen, d​er auch e​in anderes Wappen a​ls diese Familie führte (ein Wappen d​as als bürgerliches registriert war).[6]

Der Ort Rain w​ar Teil d​es Kurfürstentums Bayern u​nd bildete e​ine geschlossene Hofmark, d​eren Sitz Rain war. Im Wappen v​on Rain entsprechen d​ie zwei blauen Schrägbalken d​em Wappen d​er Rainer v​on Rain.

Kärntner Linie

Gemälde anlässlich der Vermählung der Erbtochter Ursula von Rain mit Paul von Leublfing. Gezeigt werden die Wappen der Rain zu Sommeregg und Leublfing, sowie die Wappen der Ahnen wie den von Graben zu Sommeregg. (Lienzer „Sankt Michaelskirche“ in Osttirol, 1575)

Die Kärntner Linie w​urde durch d​en aus Bayern stammenden Haymeran IV. v​on Rain z​u Sommeregg († 1543) begründet, d​er Rosina v​on Graben z​u Sommeregg a​us der Familie d​er Herren v​on Graben ehelichte.[7] Rosina w​ar die Erbtochter d​es Sommeregger Burggrafen Ernst v​on Graben, u​nd so gelangte 1513 d​iese Herrschaft, diverse anderer Güter s​owie das Blau-weiß gespaltene Wappen d​er Graben a​n die Familie Von Rain.[8]

Haymeran s​tand im Dienst Kaiser Ferdinands I. u​nd diente d​em Kaiserhaus a​ls Feldhauptmann i​n Italien.[9] Für i​hre Verdienste wurden d​ie Gebrüder Haymeran u​nd Christoph Reiner [Rainer, Von Rain] a​m 10. November 1530 d​urch Kaiser Karl V. z​u Freiherren v​on Rain z​u Sommeregg ernannt.[10] Der Ehe v​on Haymeran u​nd Rosina entsprangen mindestens d​rei Töchter,[11] worunter Beatrix v​on Rain († 1538), u​nd ein Sohn, Hans Joachim v​on Rain z​u Sommeregg, welcher m​it Catharina Auwetia a​b Auburg verehelicht war. Da Hans Joachim a​ls Erbe seines Onkels Christoph II. Rainer z​u Rain 1548 seinen Herrschaftsmittelpunkt wieder n​ach Bayern verlegte,[12] verkaufte e​r Sommeregg u​nd das Amt Töplitsch 1550 a​n Christoph Khevenhüller v​on Aichelberg. Diverse Kärntner Familienmitglieder liegen i​n der Lienzer „Sankt Michaelskirche“ (Osttirol) begraben, d​er Grabstätte d​er Herren v​on Graben z​u Sommeregg.

Rückkehr nach Bayern

Kurz n​ach Hans Joachim v​on Rains Rückkehr i​n die Heimat i​st das Gesamtgeschlecht ausgestorben. Die Erbtochter Ursula Freiin v​on und z​u Rain (gest. 1588) heiratete 1573 Paul (Paulus) v​on Leublfing a​uf Hautzenstein u​nd Salern z​u Rain u​nd Grafentraubach (gest. 1592)[13] u​nd brachte a​uch Schloss u​nd Herrschaft Rain i​n die Ehe mit.

Besitz (Auszug)

Stammbaum

  • Otto I. von Straubing – Viztum von Straubing
    • Albrecht I. von Straubing – Viztum von Straubing, Weiterführung der Viztumer Linie zu Straubing
      • männlich
        • Hans von Steinach, Bürgermeister von Regensburg (gest. 1394 als letzter dieser Linie)
    • Karl I. von Straubing – Herr zu Rain, Rainer Linie Rainer zu Rain
      • Otto II. Rainer, Herr zu Rain
        • Elisabeth Rainer, Äbtissin des Klosters Niedermünster in Regensburg
      • männlich
      • Albrecht III. Rainer
        • männlich
          • Peter I. Rainer, Herr zu Rain und Schambach, herzoglicher Rat (gest. 1438)
            • Haymeran II. Rainer, Herr zu Rain und Schambach
              • Peter III. Rainer, Herr zu Rain, herzoglicher Jägermeister
                • Christoph II. Rainer zu Rain, Herr zu Rain, Freiherr (gest. 1547)
                  • Anna Rainer zu Rain
                • Haymeran IV. von Rain zu Sommeregg, Herr von Rannariedl, Herr und Burggraf von Sommeregg, Freiherr, kaiserlicher Feldhauptmann in Italien (gest. 1543)
                  • Beatrix von Rain (gest. 1538)
                  • Hans Joachim Rainer zu Rain, Herr zu Rain, Burggraf und Herr von Sommeregg, Freiherr, herzoglicher Rat zu Straubing (gest. 1569)
                    • Ursula Rainer zu Rain, die letzte der Rainer ehelichte 1579 Paul von Leublfing und brachte Wappen und Besitz an die Leublfing
              • Christoph I Rainer
      • Lautwein II. Rainer
        • Erhard Rainer zu Schambach, Herr zu Schambach
        • Hans Rainer
Wappen der Gemeinde Rain mit den zwei roten Balken der Leublfing und den blauen Schrägbalken der Rainer zu Rain

Wappen

  • Das rot-silber gespaltene Stammwappen ist links belegt mit zwei blauen Schrägrechtsbalken. Auf dem Helm rot-silberne Helmdecken. (nach einem Siegel des ersten Rainers)
  • Das Wappen nach dem churbayerischen Wappenbuch ist gespalten in rechts von Blau und Silber fünf mal schräglinks geteilt, links Rot. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein wie der Schild bezeichneter Flug
  • Das quadrierte freiherrliche Wappen zeigt in den Feldern 1 und 4 das Stammwappen, in 2 und 3 gespalten in Silber zwei blaue Balken links Rot. Auf den zwei gekrönten Helmen mit rechts rot-silbernen, links blau-silbernen Decken rechts der Flug des Stammwappens, links zwei silberne Büffelhörner, mit außen je drei rot-silbern-blauen Federn besteckt.

Siehe auch

Literatur

  • Katja Putzer: Das Geschlecht der Rainer zu Rain. Zur Geschichte einer späteren thurn und taxisschen Herrschaft in Niederbayern (13. Jh. – 1569). Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2018, ISBN 9783791729985. (Buchankündigung)
Commons: Rain (Niederbayern) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376: Besitz und Bücher ..., von Katja Putzer (2018), S. 67
  2. Heinrich Zöpfl: Denkschrift den freiherrlichen Geburts-Stand der Edlen Herren von Gmainer zum und auf dem Schönstein betreffend. Mit Beilagen A–V. Druckerei G. Mohr, Heidelberg 1867, S. 101103 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 27. April 2020]).
  3. Kritische Untersuchung über den Ursprung des Straubing'schen Stadtwappens, S. 26
  4. Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376: Besitz und Bücher ..., von Katja Putzer (2018), S. 70
  5. Verhandlungen: Beilagen, Bände 16-33, S. 288; von Bavaria (Germany). Landtag. Kammer der Abgeordneten
  6. Geschichte von Berchtesgaden: Zwischen Salzburg und Bayern (bis 1594), von Walter Brugger, Heinz Dopsch, Peter F. Kramml, S. 532/33 (1991)
  7. Google Buchsuche: Regensburg und Ostbayern: Max Piendl zum Gedächtnis. S. 110
  8. Sommeregg. In: burgen-austria.com. Private Webseite von Martin Hammerl;
  9. Tiroler Ausstellungsstrassen: Die Gotik. Von Madersbacher, Lukas; Arnold-Öttl, Herta; Ammann, Gert; Caramelle, Franz; Gürtler, Eleonore; Pizzinini, Meinrad;
  10. Google Buchsuche: Regensburg und Ostbayern: Max Piendl zum Gedächtnis. S. 110
  11. Google Buchsuche: Ritterschaftliche Herrschaftswahrung in Franken, S. 58
  12. Das Urbarbuch des Erhard Rainer zu Schambach von 1376: Besitz und Bücher ..., von Katja Putzer (2018), S. 70
  13. Germania topo-chrono-stemmato-graphica sacra et profana. Pars Altera, S. 202; von Gabriel Bucelin (Bucelinus)
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