Radverkehrsnetzwerk
Mit einem Radverkehrsnetzwerk oder einfach Radverkehrsnetz werden Startpunkte (Quellen) und Zielpunkte zu einem Verkehrsnetz für den Radverkehr verbunden. Für eine lückenlose und möglichst umwegfreie Befahrbarkeit werden daher alle für das Fahrradfahren geeigneten Wege und Straßen mit in die Planung einbezogen. Erst später im Planungsprozess werden schrittweise einzelne Wunschlinien oder Wege abgewogen und ausgeschlossen, auch politisch. Radverkehrsnetze gehen damit über ein Netz aus Fahrradwegen und anderen Radverkehrsanlagen hinaus, sind umfassender als ein Radwegenetz, das an den Mobilitäts-Bedürfnissen des Alltagsverkehrs häufig vorbeigeht. Typische Kennzeichen für Hauptrouten dieses Netzes sind eine fahrradfreundliche Gestaltung und eine spezielle leicht erkennbare Wegweisung.
Ziel ist es für den Freizeitverkehr auch, Radfahrer auf interessante, oft speziell ausgebaute oder autoarme Strecken zu führen und die Notwendigkeit des Orientierens mittels Karten zu verringern. Überregionale Radwanderwege verlaufen daher idealerweise ebenerdig an romantischen Flüssen und werden national oder europaweit zu einem Radwandernetz verbunden.
Radverkehrskonzeption
Radverkehrsnetze werden häufig als Radverkehrskonzept geplant, das Nutzen des Fahrrads im Alltag fördern soll (Verkehrsverlagerung) und ggf. auch den Fahrradtourismus fördert. Erstellt werden solche Konzepte durch Kommunen, Kreise, Länder, den Bund oder durch Organisationen (z. B. Tourismusverbände) und von diesen beauftragte Planungsbüros.[1]
Diese stadtplanerischen Konzepte können auch als Verkehrsentwicklungsplan für den Radverkehr gestaltet werden. Neben der Konzeption, des Baus und der Ausweisung eines Quell- und Zielpunkte verbindenden Netzes enthält ein Radverkehrsentwicklungsplan häufig Angaben zur Verknüpfung des Radverkehrsnetzes mit anderen Verkehrsmitteln (z. B. Bike and ride), zur Schaffung von Abstellanlagen, zur Öffentlichkeitsarbeit, zur Setzung von Standards bei Beschilderung und Wegebau, zu Radverleihkonzepten, zur Wartung und Reinigung von Wegen, zu Fördermöglichkeiten und zu Zuständigkeiten in der Verwaltung.[2]
Klassifizierung
Wege des Radverkehrsnetzwerkes werden Klassifizierungen zugeordnet. Dabei ist folgende Unterscheidung üblich:
- internationale Routen
- nationale Routen (in Deutschland: D-Netz-Route)
- Radfernwege
- regionale Hauptrouten
- regionale Verbindungsrouten
- kommunale Routen, z. B. in Form von Velorouten
- unterhalb der genannten Routen gibt es Straßen und Wege, die der Erschließung im Radverkehr dienen. Dieses Netz umfasst alle Straßen und Wege, die per Fahrrad genutzt werden können, und somit annähernd das gesamte Straßen- und Wegenetz, mit Ausnahme ausgewiesener Kraftfahrstraßen und seltener Strecken mit Fahrradverbot.
Kommunale Routen werden in großen Städten noch aufgeteilt in stadtweite Hauptradrouten oder Velorouten, Bezirks- oder Stadtteilrouten (Nebenrouten).
Im Gegensatz zum gesetzlich geregelten Straßennetzwerk (Bundes-, Landes- oder Staatsstraße, Kreisstraßen, Gemeindestraßen) ist die Klassifizierung des Radverkehrsnetzwerkes meist unabhängig von der Verantwortlichkeit für Bau und Unterhalt der Wege. So unterliegt die Herstellung und Wartung von Radfernwegen in der Regel kommunaler Zuständigkeit.
Fahrradwegweisung
Radverkehrsnetzwerke werden oft mit einer Fahrradwegweisung versehen. So wird z. B. das Radverkehrsnetz von Nordrhein-Westfalen flächendeckend mit speziellen Fahrradwegweisern gekennzeichnet.
Wegweisertypen
Fahrradwegweiser werden unterschieden in Haupt- und Zwischenwegweiser.
Hauptwegweiser werden dort aufgestellt, wo Routen des Radverkehrsnetzes kreuzen, beginnen oder enden oder wo auf Wege zu Zielen abseits des Radverkehrsnetzes hingewiesen werden soll (z. B. Bahnhöfe).
Hauptwegweiser enthalten neben einem Richtungspfeil Angaben zu den Zielen und deren Entfernungen. Meist sind das nächste Hauptziel (z. B. nächste große Stadt) und der unmittelbar nächste Ort und die Entfernungen dorthin aufgeführt. Für markante Punkte wie Bahnhöfe oder Kirchen bestehen zudem entsprechende Piktogramme.
Hauptwegweiser werden entweder vor einer Wegkreuzung als Tabellenwegweiser aufgestellt, in denen die Ziele der Wege der kommenden Kreuzung auf einem Schild untereinander mit Richtungspfeilen und Entfernungsangaben aufgelistet werden, oder sie werden als Pfeilwegweiser direkt an der Kreuzungen angeordnet, wobei die Ziele einer Richtung auf eigenen Schildern vermerkt und in die entsprechende Richtung gedreht werden.
Zwischenwegweiser enthalten in der Regel nur einen Pfeil, der den Verlauf einer Route an Kreuzungen und Abzweigen darstellen soll, an denen keine anderen Routen des Radverkehrsnetzes kreuzen oder abzweigen. Texte oder Routenpiktogramme sind hier weniger üblich.
Bei der Aufstellung und Montage von Rohrpfosten (Durchmesser üblicherweise 60,3 und 76 mm) zur Befestigung der Wegweiser hat die Industrie-Norm für Aufstellvorrichtungen von Standardverkehrszeichen Bedeutung, die Bundesländer geben für die unterschiedlichen Fundamentierungen und der Befestigung von Schildern und Pfosten Richtlinien und Handbücher heraus. Einschubplaketten für die Themenrouten, Bodenmarkierungen, Umleitungsbeschilderungen und Informationstafeln ergänzen die Wegweisung.[3]
Zielorientierte Fahrradwegweisung
Üblicherweise ist die Wegweisung zielorientiert, das heißt auf den Hauptwegweisern sind Ziele des Radverkehrs und die Entfernungen zu diesen Zielen angegeben. Idealerweise bestehen die Zielangaben aus einer Kombination von Unter- und Hauptziel. Als Unterziel ist z. B. der nächste Ort ausgewiesen. Hauptziele sind in der Regel größere, auch überregional bekannte Städte.
Routenorientierte Fahrradwegweisung
Eine weitere Möglichkeit ist die routenorientierte Wegweisung, mit ihr werden Radwander-Routen ausgeschildert, die sich an kulturellen, naturellen oder geografischen Themen orientieren (z. B. Froschradweg, Radroute Oberlausitzer Umgebindehäuser und Spreeradweg in der Lausitz). Sie sind durch Namen und Symbole gekennzeichnet, die in der Wegweisung und im Marketing verwendet werden.
Häufig werden zielorientierte und routenorientierte Wegweisung verbunden, zum Beispiel indem auf den Hauptwegweisern das Piktogramm der Route abgebildet ist.
Fahrradknotenpunktsystem
Eine Sonderform der zielorientierten Wegweisung ist die knotenpunktbezogene Wegweisung.
Als Grundlage der Wegweisung werden Beginn, Ende und Kreuzungen der Wege des Radverkehrsnetzwerkes nummeriert. Die nummerierten Knotenpunkte erhalten ein Schild mit der zugehörigen Knotennummer. Zur Orientierung an und zwischen den Knotenpunkten dienen Wegweiser, auf denen die benachbarten Knotenpunktnummern ausgewiesen sind. Zudem werden an den Knotenpunkten Übersichtskarten mit dem umgrenzenden Netzwerk einschließlich der Knotenpunktnummern aufgestellt.
Nach dem Kartenstudium kann diese Form der Beschilderung die Orientierung erleichtern, da man sich zur weiteren Orientierung nur Nummern merken muss. Damit eine Orientierung auch ohne Kartenstudium möglich ist, werden üblicherweise auch beim Knotenpunktsystem zusätzlich Orte ausgewiesen. Auch eine Kombination mit einer Routenwegweisung ist möglich.
Das Knotenpunktsystem findet sich flächendeckend etwa in Belgien und den Niederlanden („Knooppunt“), regional in einer steigenden Anzahl deutscher Landkreise.
Siehe auch
Einzelnachweise
- Freiburg im Breisgau, Radverkehrskonzept 2020, abgerufen 2. Juni 2013
- Stadt Leipzig, Entwurf: Radverkehrsentwicklungsplan 2010–2020, abgerufen 2. Juni 2013
- Handbuch zur Radwegweisung in Hessen (PDF; 17 MB), nahmobil-hessen.de, Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung, abgerufen am 2. März 2020.