Römermuseum Osterburken
Das Römermuseum Osterburken ist ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg und ein überregionales Informationszentrum am UNESCO-Weltkulturerbe Obergermanisch-Raetischer Limes. Das Museum befindet sich in Osterburken, einer Stadt im Neckar-Odenwald-Kreis von Baden-Württemberg. Es liegt im westlichen Randbereich der Innenstadt, nur wenige hundert Meter vom Verlauf des Limes und von den Ruinen des Kastells Osterburken entfernt.
Geschichte
Das Museum wurde am 2. Dezember 1983 als Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums eröffnet und zunächst unter der Regie des 1976 gegründeten Historischen Vereins Bauland geführt. Dieser aus einer Osterburkener Bürgerinitiative gegründete Verein hatte es sich zum Ziel gesetzt, das damals neu entdeckte römische Militärbad (Bad II) vor der Zerstörung zu bewahren. Es gelang mit Hilfe von Spendensammlungen und durch Gelder des Landes Baden-Württemberg die Konservierung der Befunde zu sichern und einen Schutzbau zu errichten. Der Verein betrieb nicht nur das Museum, sondern stellte das Aufsichts- und Kassenpersonal. Außerdem übernahmen die Vereinsmitglieder Führungen und betrieben überregionale Werbung, so dass sich Osterburken stetig zu einer der wichtigsten Anlaufstellen für Besucher am Limes entwickelte. Über die Jahre entwickelte sich aus einer nur zeitweilig geöffneten Ausstellung ein ganzjährig zugänglicher Museumsbetrieb.[1]
Im Jahr 2005 erfolgte die Anerkennung des Obergermanisch-Raetischen Limes als UNESCO-Weltkulturerbe und am 16. und 17. September 2006 wurde eine weitläufige Museumserweiterung eingeweiht. Die Entscheidung über das Aussehen und die Konzeption des Neubaus fiel nach einem Ideenwettbewerb der Stadt Osterburken im Dezember 2003 und wurde von dem Architekturbüro Auer und Weber zusammen mit dem Innenarchitekten Henning Meyer gewonnen.[2] Zusammen mit diesem Erweiterungsbau wurde auch das Osterburkener Weltkulturerbe-Infozentrum eröffnet.[3] Der neue Baukörper war notwendig geworden, um den inzwischen aus allen Nähten platzenden Schutzbau, der in seiner Substanz erhalten blieb, großflächig zu ergänzen. Das Gebäude wurde von der Architektenkammer Baden-Württemberg für „Beispielhaftes Bauen“ ausgezeichnet.[4] Zu den neuen Räumlichkeiten gehört seither auch ein Museumscafé.
Das Museum war bis 2003 dem Württembergischen Landesmuseum in Stuttgart angeschlossen und wurde anschließend ein Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg. Im Frühjahr 2005 wurde der Provinzialrömische Archäologe Jörg Scheuerbrandt zum ersten hauptamtlichen Museumsleiter ernannt.[5] Neben der Leitung des Museums beinhaltete die Ausschreibung auch die Funktion eines Museumsbeauftragten für den Neckar-Odenwald-Kreis.[6]
Struktur
Die Ausstellungsfläche des Museums gliedert sich in drei Räumlichkeiten der ständigen Ausstellung und einen Raum, der Wechselausstellungen vorbehalten ist.
Der erste Raum im Erdgeschoss des Museumsneubaus beinhaltet römische Steindenkmäler und Artefakte sowie Ausstellungsstücke germanischer Provenienz. Dort werden der Limes und das Kastell Osterburken präsentiert sowie die Kultur der Bewohner auf beiden Seiten der Grenze.
- Giebelfragment eines Grabsteins, Bild des Verstorbenen flankiert von 2 Capricornen
(Gräberfeld Osterburken-Affeldürn, 2. Hälfte 1. bis 2. Hälfte 3. Jahrhundert) - Grabstein mit Totenmahlszene aus Schloßau, 2. Jahrhundert
Im Obergeschoss befinden sich zwei Ausstellungsräume. Im ersten Raum wird in ständiger Ausstellung die Religion des Römischen Reiches, ihre Vermischung mit einheimischen (keltischen) Kulten und ihre Verschmelzung mit orientalischen Religionen dargestellt. Prunkstück der Ausstellung ist ein Mithras-Relief. Der zweite Raum ist Wechselausstellungen vorbehalten.
- Darstellung der römischen Götterwelt
- Steindenkmäler
- Statuengruppe vom Wachturm Wp 10/37 „Schneidershecke“ des Odenwaldlimes
- Mithrasrelief
Die dritte ständige Ausstellungsfläche schließlich befindet sich im alten Museumsgebäude, einem Schutzbau für die an dieser Stelle entdeckten und ausgegrabenen Kastellthermen. Die an der Fundstelle restaurierten und konservierten Mauerzüge und Architekturdetails zeigen im Grundriss und ansatzweise im Aufgehenden ein komplettes römisches Kastellbad inklusive Präfurnien und Hypokaustanlagen.
- Modell der Thermen
- Übersicht der Thermenanlage
- Hypokaustanlage des Tepidariums
Des Weiteren befindet sich hier eine Rekonstruktion des Benefiziarier-Weihebezirks Osterburken mit allen Weihesteinen dieses bedeutenden Fundkomplexes.
- Ausstellungsbereich des Weihebezirks
- Gruppe von vier Weihesteinen
- Weihestein des Publius Iunius Secundus (3. Jh.)
(Das Loch stammt von Bohrungen, die zur Entdeckung des Weihebezirks führten) - Weihestein des Lucius Traianus Ibliomarus für Dea Candida (180–185 n. Chr.)
Nur wenige hundert Meter vom Museum entfernt befindet sich das Kastell Osterburken, von dem die Grundmauern der Umwehrung des Annexkastells vollständig erhalten sind.
Funktionen
Das Römermuseum Osterburken ist neben dem Limesmuseum Aalen das bedeutendste museale Zentrum am baden-württembergischen Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes. Neben der musealen Darstellung des Limes, des Kastells Osterburken und der Kultur der Grenzregionen gibt es museumspädagogische Angebote sowie – in Zusammenarbeit mit den Limes-Cicerones[7] – organisierte Führungen durch das Museum, das Kastellgelände und entlang des Limes.
Siehe auch
Literatur
- Christof Flügel: Welterbe Limes im Museum. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Der Limes als UNESCO-Welterbe. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2118-3, S. 68–79 (Beiträge zum Welterbe Limes, 1).
- Martin Kemkes: Der Limes als Vermittlungsaufgabe. In: Andreas Thiel (Hrsg.): Der Limes als UNESCO-Welterbe. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2118-3, S. 54–67 (Beiträge zum Welterbe Limes, 1).
- Egon Schallmayer, Klaus Kortüm: Osterburken. Römermuseum. In: Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart, 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 250.
- Jörg Scheuerbrandt u. a.: Die Römer auf dem Gebiet des Neckar-Odenwald-Kreises. Grenzzone des Imperium Romanum. regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2009, ISBN 978-3-89735-524-8, insbes. S. 80ff.
- Andreas Thiel (Hrsg.): Neue Forschungen am Limes. 4. Fachkolloquium der Deutschen Limeskommission 27./28. Februar 2007 in Osterburken. Theiss, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8062-2251-7.
Weblinks
Einzelnachweise
- Melanie Müller: Schönes erhalten und davon profitieren. www.fnweb.de, 21. Juli 2012; abgerufen am 24. September 2016.
- Architektenkammer Baden-Württemberg: Vergabe und Wettbewerb, Römermuseum Osterburken, www.akbw.de, abgerufen am 24. September 2016.
- Denkmäler: Weltkulturerbe-Infozentrum wird in Osterburken eröffnet. www.baden-wuerttemberg.de, Pressemitteilung vom 14. September 2006; abgerufen am 24. September 2016.
- Architektenkammer Baden-Württemberg: Prämierte Objekte: Ensemble Erweiterung Römermuseum und Neubau Volksbank Kirnau eG, www.akbw.de, abgerufen am 24. September 2016.
- Ehrenamtlich geführte Museen sind reizvoll. Rhein-Neckar-Zeitung vom 12. Oktober 2013; abgerufen am 24. September 2016.
- Martin Kemkes: Museale Planungen am Weltkulturerbe Limes in Baden-Württemberg. In: Museum heute. Fakten – Tendenzen – Hilfen 29, München 2005, S. 26–29; hier: S. 29.
- Offizielle Webpräsenz des Limes-Cicerones e.V.