Pyrenäen-Desman
Der Pyrenäen-Desman oder Almizclero (Galemys pyrenaicus) ist eine Säugetierart aus der Familie der Maulwürfe (Talpidae). Gemeinsam mit dem Russischen Desman bildet er die Gruppe der Desmane (Desmanini), die von allen Maulwürfen am ausgeprägtesten an eine wasserbewohnende Lebensweise angepasst sind.
Pyrenäen-Desman | ||||||||||||
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Pyrenäen-Desman (Galemys pyrenaicus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name der Gattung | ||||||||||||
Galemys | ||||||||||||
Kaup, 1829 | ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name der Art | ||||||||||||
Galemys pyrenaicus | ||||||||||||
(E. Geoffroy, 1811) |
Merkmale
Der Pyrenäen-Desman erreicht eine Kopfrumpflänge von 11 bis 16 Zentimeter und wird 40 bis 80 Gramm schwer. Die lange, aus zwei Knorpelröhren zusammengesetzte und bis auf einige Tasthaare nackte Nase, die die Unterlippe weit überragt, ist sehr beweglich und erinnert an einen kleinen Rüssel. Der Schwanz ist ebenso lang wie der Körper (12 bis 15 Zentimeter) und seitlich abgeplattet. Die Hinterfüße haben Schwimmhäute und zusätzliche, seitliche Borstenhaare. Der Pyrenäen-Desman hat kleine Augen, und die Ohren sind im Fell fast ganz versteckt. Dieses hat eine kurze, dichte, plüschige Unterwolle und lange, steife Schutzhaare. An der Oberseite ist es rotbraun, am Bauch aschgrau gefärbt. An der Schwanzunterseite besitzt der Pyrenäen-Desman eine Duftdrüse, aus der er ein moschusähnliches Sekret absondert.
Verbreitung und Lebensraum
Pyrenäen-Desmane leben in den Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien und in einem Streifen im nördlichen Bergland der iberischen Halbinsel bis nach Portugal. Man findet sie hauptsächlich in schnell fließenden, klaren Gebirgsbächen in 300 bis 1.200 Metern Höhe. Sie wurden aber auch schon in Bergseen beobachtet, in Bächen in 2.200 Metern Höhe sowie in Flüssen in der Ebene.
Lebensweise und Nahrung
Pyrenäen-Desmane graben in der Regel keine eigenen Baue, sondern benutzen Felsspalten, Erdhöhlen oder die Baue von Schermäusen. Im Gegensatz zu vielen anderen Insektenfressern leben sie meist in Paaren, wobei das größere Territorium eines Männchen das kleinere eines Weibchens vollständig überlappt. Es gibt allerdings auch einzelgängerisch lebende Tiere beider Geschlechter. Die Reviergrenzen werden mit dem Sekret ihrer Schwanzdrüse markiert und vehement gegen gleichgeschlechtliche Artgenossen verteidigt.
Diese Tiere sind nachtaktiv. Tagsüber schlafen sie in ihren Unterschlupfen, in der Nacht begeben sie sich auf Nahrungssuche. Sie können ausgezeichnet schwimmen, dabei sorgen vor allem die Hinterbeine für Antrieb. Gefundene Beute wird an Land gebracht und dort verzehrt.
Die Nahrung der Pyrenäen-Desmane besteht aus Insektenlarven, Krebstieren, Würmern, aber auch kleinen Wirbeltieren wie Fischen und kleinen Nagetieren.
Fortpflanzung
Pyrenäen-Desmane paaren sich im Frühling, manchmal jedoch schon im Januar. Nach einer Tragzeit von rund dreißig Tagen bringt das Weibchen 1 bis 5 (durchschnittlich 3,6) blinde, zahnlose und fast nackte Junge zur Welt. Diese werden etwa einen Monat gesäugt und erreichen die Geschlechtsreife im zweiten Lebensjahr.
Bedrohung
Zu den Bedrohungen der Pyrenäen-Desmane zählen die Verschmutzung der Gewässer, die Zerstückelung ihres Lebensraums und die Verfolgung durch Fischer, die in ihnen Nahrungskonkurrenten sehen. Hinzu kommt die Verdrängung durch den Amerikanischen Nerz, der – aus Pelzfarmen ausgebrochen oder freigelassen – eine ähnliche ökologische Nische besetzt wie die Desmane. Teile ihres Verbreitungsgebietes sind als Nationalparks geschützt.
Die IUCN hat die Art 2008 als verletzlich (vulnerable) und Ende 2021 als bedroht eingestuft. Der Bestand habe sich seit 2011 um die Hälfte verringert.[1] Von der Europäischen Union wird die Art in den Anhängen II und IV der FFH-Richtlinie geführt und gilt somit als streng zu schützende Art von gemeinschaftlichem Interesse, für deren Erhalt besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.
Literatur
- Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. 2 Bände. 6. Auflage. The Johns Hopkins University Press, Baltimore MD u. a. 1999, ISBN 0-8018-5789-9.
- I. I. Barabasch-Nikiforow: Die Desmane. 2 Auflagen, 1975, 2007, Neue Brehm Bücherei, ISBN 9783894328252.
Weblinks
- Galemys pyrenaicus in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2006. Eingestellt von: Insectivore Specialist Group, 1996. Abgerufen am 11. Mai 2006.
Einzelnachweise
- Libellules dans le monde entier - Liste rouge de l’UICN. IUCN, 9. Dezember 2021 (französisch). Abgerufen am 15. Dezember 2021.