Purpur-Knabenkraut
Das Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) ist eine der größten heimischen Orchideen. Es gehört zur Gattung der Knabenkräuter (Orchis) und damit zur Familie der Orchidaceae.
Purpur-Knabenkraut | ||||||||||||
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Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Orchis purpurea | ||||||||||||
Huds. |
Pflanzenbeschreibung
Habitus und Blätter
Die ausdauernde krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen von 25 bis 80 cm, teilweise auch darüber. Die drei bis sechs Laubblätter, die fast oder ganz am Boden anliegen, sind bis zu 20 cm lang.
Blütenstand und Blüten
Der dichte Blütenstand ist reichblütig. Kelch- und Kronblätter helmförmig zusammengeneigt, bräunlichpurpur gefärbt. Lippe dreilappig, variabel in Form und Farbe, 10 bis 20 mm lang. Weiß bis selten nahezu vollständig hell purpur gefärbt. Die Punkte auf der Lippe bestehen aus kleinen Haarbüscheln. Die mitteleuropäische Blütezeit des Purpur-Knabenkrauts beginnt gelegentlich schon Ende April, in der Regel aber ab Anfang Mai und endet Anfang Juni.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 oder 42.[1]
Vorkommen
Standort
Das Purpur-Knabenkraut braucht kalk- oder zumindest basenreichen humushaltigen und lockeren Lehmboden in Gegenden mit warmem Klima.
Es besiedelt dort lichte Wälder und Gebüsche, die im Sommer trocken, im Winter aber gut durchfeuchtet sein sollten. Es kommt an seinen Standorten (z. B. in den mittel- und südwestlichen Wärmegebieten sowie im Schweizer Jura) gelegentlich in kleinen, individuenarmen und sehr lockeren Beständen vor. Es steigt im Gebirge meist kaum über 1000 m auf. Nach Baumann und Künkele hat die Art in den Alpenländern folgende Höhengrenzen: Deutschland 10–850 Meter, Frankreich 0–1790 Meter, Schweiz 200–800 Meter, Österreich 250–1150 Meter, Italien 2–2000 Meter, Slowenien 20–800 Meter.[2] In Europa steigt sie bis 2000 Meter Meereshöhe auf.[2]
Es ist eine Charakterart der Ordnung Quercetalia pubescentis, kommt aber auch im Querco-Ulmetum, im Carici-Fagetum oder in Gesellschaften der Verbände Geranion sanguinei oder Mesobromion vor.[1]
Verbreitung
Europa (außer den kälteren Gebieten wie Skandinavien), Nordafrika, Kleinasien und Kaukasien.
Systematik
Man kann drei Unterarten unterscheiden:
- Kaukasisches Knabenkraut (Orchis purpurea subsp. caucasica (Regel) B.Baumann, H.Baumann, R.Lorenz & Ruedi Peter): Es kommt in der nordöstlichen Türkei, in Abchasien, Georgien und in Aserbaidschan in Höhenlagen zwischen 0 und 1500 Metern vor.[3]
- Lokis Knabenkraut (Orchis purpurea subsp. lokiana (H.Baumann) H.Baumann & R.Lorenz, Syn.: Orchis lokiana H.Baumann): Es kommt in lichten Wäldern, in Waldsäumen, in Garriguen auf mäßig trockenen bis wechselfeuchten, basenreichen Böden im nordöstlichen Algerien in Höhenlagen zwischen 900 und 1600 Metern Meereshöhe vor.[3] Benannt ist die Unterart zu Ehren von Hannelore Schmidt (1919–2010) genannt Loki, die Frau des deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt.
- Orchis purpurea subsp. purpurea: Diese Unterart kommt in Europa nördlich bis Südengland und Dänemark, südlich bis Südspanien, das nordöstliche Sizilien, den Peloponnes und die südliche Türkei und östlich bid in die mittlere Türkei, die Krim und Bolsoy vor. Sie wächst in Höhenlagen zwischen 0 und 2000 Metern Meereshöhe.[3]
Hybriden
Hybriden werden vor allem gebildet mit dem
- Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) = Orchis × hybrida (Lindl.) Boenn. ex Rchb. 1830
Diese Pflanzen sind in der Regel deutlich größer und kräftiger als die Elternarten.
- Affen-Knabenkraut (Orchis simia) = Orchis × angusticruris Franch. 1876
und dem
- Ohnhorn (Aceras anthropophorum) = ×Orchiaceras melsheimeri Rouy 1912
Gefährdung
Das Purpur-Knabenkraut ist gefährdet. Um auf die besondere Schutzwürdigkeit dieser seltenen Art hinzuweisen, wurde das Purpur-Knabenkraut von den Arbeitskreisen Heimische Orchideen (AHO) zur Orchidee des Jahres 2013 gewählt.
Weitere Bilder
- Orchis × hybrida
- Orchis purpurea im Orjen, Montenegro
- Orchis purpurea bei Leinburg, Mittelfranken (Ornatentonstufe)
- Orchis purpurea bei Leinburg, Mittelfranken
- Einzelblüte Orchis purpurea
- Orchis purpurea am Blassenberg (Großkochberg)
Literatur
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 5: Schwanenblumengewächse bis Wasserlinsengewächse. 2., überarbeitete Auflage. Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
Einzelnachweise
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 281.
- Helmut Baumann, Siegfried Künkele: "Orchidaceae". In Oskar Sebald u. a.: Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. 1. Auflage Band 8, Seite 388. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 1998. ISBN 3-8001-3359-8
- Helmut Baumann, Siegfried Künkele und Richard Lorenz: Orchideen Europas mit angrenzenden Gebieten. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 2006. ISBN 978-3-8001-4162-3. Seite 244–245.
Weblinks
- Schweiz (AGEO: Orchis purpurea)
- Orchis purpurea. FloraWeb.de
- Purpur-Knabenkraut. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- AHO Niedersachsen Die Orchidee des Jahres 2013
- Die Orchideen der Rhön: Orchis purpurea, Purpurknabenkraut
- Orchis × angusticruris
- ×Orchiaceras melsheimeri
Verbreitungskarten: