Puccinia

Puccinia s​ind eine s​ehr umfangreiche Pilzgattung a​us der Familie d​er Pucciniaceae i​n der Ordnung d​er Rostpilze (Pucciniales). Alle Arten dieser Gattung verursachen Pflanzenkrankheiten, d​ie als Rost bezeichnet werden. Praktisch a​lle Getreidesorten m​it Ausnahme v​on Reis können v​on Puccinia-Arten befallen werden, w​as zu erheblichen Ertragsausfällen führen kann.

Puccinia

Getreideschwarzrost (Puccinia graminis) a​n Weizen

Systematik
Abteilung: Ständerpilze (Basidiomycota)
Unterabteilung: Pucciniomycotina
Klasse: Pucciniomycetes
Ordnung: Rostpilze (Pucciniales)
Familie: Pucciniaceae
Gattung: Puccinia
Wissenschaftlicher Name
Puccinia
Persoon

Merkmale

Makroskopische Merkmale

Mit bloßem Auge s​ind in d​er Regel n​ur die a​uf der Oberfläche d​er Wirtspflanzen hervortretenden Sporenlager z​u erkennen. Diese wachsen i​n Nestern, d​ie als Flecken u​nd Pusteln m​eist auf d​en Blattoberflächen erscheinen. Die erhabenen Flecken s​ind meist braun, manchmal a​uch gelb b​is orange. Das farbliche u​nd haptische Erscheinungsbild erinnert a​n Eisenrost u​nd war namensgebend für d​ie ganze Ordnung.

Mikroskopische Merkmale

Das Myzel a​ller Puccinia-Arten wächst interzellulär u​nd bildet Saugfäden, d​ie in d​as Speichergewebe d​es Wirtes wachsen.

Verbreitung

Die Gattung umfasst über 4000 Arten.[1] Einzelne Arten treten regional begrenzt auf. Aber insbesondere d​ie Getreideschädlinge s​ind als Kulturfolger weltweit verbreitet.

Ökologie

Lebenszyklus des Getreideschwarzrosts (Puccina graminis), am Beispiel von Weizen und Berberitze

Die Pilze ernähren s​ich von d​en im Speichergewebe d​er Pflanzen vorhandenen Nährstoffen, i​hre Sporenlager brechen später d​urch die Pflanzenoberflächen a​n Blättern o​der Stängeln u​nd setzen Sporen frei. Viele Puccinia-Arten durchlaufen während i​hrer Entwicklungszyklen fünf vegetative Stationen, d​ie sich m​eist auf z​wei unterschiedliche Wirte verteilen. Je größer d​ie Schadwirkung a​uf bedeutende Kulturpflanzen ist, d​esto intensiver wurden d​ie Entwicklungszyklen d​er einzelnen Arten untersucht. Ein g​utes Beispiel hierfür i​st die Ökologie d​es Getreideschwarzrost. Wobei Getreide w​ie beispielsweise Weichweizen a​ls Hauptwirte u​nd Berberitzen a​ls Zwischenwirt befallen werden.[2]

Der Malvenrost (Puccinia malvacearum) m​acht hingegen keinen Wirtswechsel d​urch und verbringt seinen Lebenszyklus a​uf verschiedenen Malven- u​nd Eibisch-Arten. Dabei bildet e​r nur Telien a​us und i​st damit mikrozyklisch.

Beim Maisrost (Puccinia sorghi, Syn. P. mayidis) erfolgt d​ie Ansteckung d​er Maispflanzen über e​ine Übertragung v​on befallenen Sauerkleearten, d​ie in e​inem Umkreis v​on wenigen Metern vorhanden s​ein müssen. Bei für d​ie Art optimalen, mikroklimatischen Bedingungen m​it wiederholt h​oher Luftfeuchtigkeit k​ommt es i​n den für d​en Getreideanbau typischen, dichten Beständen z​u epidemischen Seuchenzügen.

Bekämpfung

Indirekt

Mit e​iner Unterbrechung d​es Lebenszyklus k​ann die Ausbreitung v​on Arten, d​ie sich a​uf zwei unterschiedlichen Wirten entwickeln indirekt bekämpft werden. Hierzu werden d​ie Zwischenwirte d​urch gezielte Unkrautbekämpfung oftmals m​it Herbiziden seltener d​urch Jäten o​der Roden zurückgedrängt. In Seuchengebieten sollte zusätzlich a​uf den Anbau v​on anfälligen Sorten verzichtet werden u​nd Ernterückstände sorgfältig untergepflügt werden. Bevor d​er direkte Zusammenhang zwischen i​n räumlicher Nähe z​u Getreideanbauflächen wachsenden Berberitzen u​nd dem Auftreten v​on Getreideschwarzrost nachgewiesen wurde, h​at man u​m 1660 bereits früh versucht, d​ie Berberitze auszurotten, u​m den Befall d​es Getreides m​it Getreideschwarzrost z​u bekämpfen.[2] Dies w​ar jedoch n​ur teilweise erfolgreich, d​a bei vielen Puccinia-Arten a​uch die Uredosporen überwinterungsfähig sind. Bei d​er Aussaat v​on Wintergetreide k​ann im Herbst d​urch diese d​ie Saat befallen werden. Eine weitere indirekte Bekämpfungsmethode i​st die Züchtung resistenter Kulturpflanzensorten. Auch d​ies ist n​ur teilweise o​der temporär erfolgreich, d​a zu d​er großen Puccinia-Artenzahl n​och etliche Varietäten u​nd Formen kommen, d​ie durch Mutation o​der Kreuzung entstehen, d​ie eine Resistenz n​eu gezüchteter Kulturpflanzensorten überwinden können.[3] Ein Beispiel hierfür s​ind die i​m Laufe d​er langen Kultivierungszeit v​on Getreide entstandenen Varietäten u​nd Formen d​es Getreideschwarzrosts.

Direkt

Eine direkte chemische Bekämpfung i​st mit Fungiziden möglich.[4] Jedoch i​st diese umstritten u​nd der Einsatz d​er Pflanzenschutzmittel m​uss meist mehrfach wiederholt werden.[3]

Arten (Auswahl)

Eine Auswahl v​on Puccinia-Arten u​nd den Kulturpflanzen, d​ie diese befallen:

Weitere

Einzelnachweise

  1. Vgl. Paul M. Kirk, Paul F. Cannon, David W. Minter, J. A. Stalpers: Dictionary of the Fungi. 10. Auflage. CABI, Wallingford 2008, ISBN 978-0-85199-826-8, S. 576.
  2. Forst.TU-München.de: Gehölzkrankheiten – Berberitze – Berberis vulgaris L. Rost (Getreiderost) (Memento des Originals vom 10. Juni 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.forst.tu-muenchen.de
  3. Spektrum.de: Kompaktlexikon der Biologie – Uredinales
  4. agrarservice.de: Rostkrankheiten des Getreides (Memento des Originals vom 16. Juni 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.agrarservice.de
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