Priestergemeinschaft Sankt Martin
Die Priestergemeinschaft Sankt Martin (frz. communauté Saint-Martin) ist ein Institut päpstlichen Rechts. Es wurde 1976 von Jean-François Guérin, einem Priester der Erzdiözese Tours (Frankreich), gegründet.
Geschichte
Zwischen 1965 und 1976 war Abbé Jean-François Guérin in Paris tätig. Als Kaplan in der Basilika Sacré-Cœur war er ein von Jugendlichen sehr gefragter geistlicher Begleiter. Viele von ihnen traten später in Ordensgemeinschaften ein, vor allem bei Benediktinern und den Unbeschuhten Karmelitinnen. Andere wollten Weltpriester werden, dabei aber gemeinschaftlich leben und den liturgischen Geist pflegen, den sie bei Abbé Guérin kennengelernt hatten. Das heißt, sie stützen sich sowohl auf die lateinisch-gregorianische Tradition des römischen Ritus als auch auf die Liturgische Bewegung.
Da der damalige Erzbischof von Genua Giuseppe Kardinal Siri die Erneuerung der priesterlichen Ausbildung in Frankreich unterstützen wollte, lud er 1976 Jean-François Guérin und erste Priesteramtskandidaten in die Erzdiözese Genua ein. So wurde die Gemeinschaft Sankt Martin als Gemeinschaft bischöflichen Rechts unter der Verantwortung von Kardinal Siri gegründet. Abbé Guérin und die Priesteramtskandidaten ließen sich im Kapuzinerkloster Genua-Voltri nieder. Die akademische Ausbildung erhielten die Seminaristen im Priesterseminar von Genua, während Abbé Guérin für ihre geistliche und pastorale Ausbildung verantwortlich war.
1983 wurde der Priestergemeinschaft St. Martin das erste Apostolat in der Diözese Fréjus-Toulon in Südostfrankreich übertragen. In den folgenden Jahren übernahmen sie andere Pfarreien in Frankreich. 1993 bot sich die Gelegenheit, Italien zu verlassen und das Ausbildungszentrum in das französische Dorf Candé-sur-Beuvron bei Blois (ca. 190 km südlich von Paris) zu verlegen. 2014 übersiedelt das Ausbildungs- und Mutterhaus nach Évron in ein ehemaliges Benediktinerstift.
Im Jahr 2000 erhielt die Gemeinschaft die päpstliche Anerkennung.[1] Heute zählt die Priestergemeinschaft Sankt Martin etwa 115 Priester und Diakone und 100 Kandidaten für den Diakonat bzw. das Priestertum. Die Gemeinschaft wirkt in vielen französischen Diözesen, ferner in Kuba und in Italien. Außerdem stehen Priester im Dienst des Heiligen Stuhls in Rom oder der Nuntiaturen.
In Deutschland gibt es eine Niederlassung in Velbert.[2] Die drei Priester der Gemeinschaft wurden am 27. September 2020 in einem Festgottesdienst begrüßt und eingeführt. Die Gemeinschaft hat die Seelsorge in der Marienwallfahrt Neviges sowie in den Pfarrgemeinden von Neviges und Tönisheide übernommen. Die Priester leben im bisherigen Franziskanerkloster.[3]
Spiritualität
Die Spiritualität der Gemeinschaft fußt vor allem auf dem Gemeinschaftsleben und der Feier des liturgischen Jahrs. Ihre Wurzeln hat sie in Abbé Guérins geistlicher Verwandtschaft mit der benediktinischen Kongregation von Solesmes. Dieser war Oblate der Abtei Fontgombault. Deshalb werden insbesondere die Lectio divina und der gregorianische Choral gepflegt.
Weblinks
- Website der Gemeinschaft Sankt Martin (deutsch)
- Roland Müller: Französische Priester gründen in Neviges erste deutsche Niederlassung – „Klassische“ Seelsorge in Soutane: Die Gemeinschaft Sankt Martin. In: katholisch.de. 1. September 2020 .
Einzelnachweise
- Geschichte der Gemeinschaft. Communauté Saint-Martin, Februar 2014, archiviert vom Original am 28. Dezember 2019; abgerufen am 17. Dezember 2014.
Historique. Communauté Saint-Martin, Februar 2014, abgerufen am 17. Dezember 2014 (französisch). - Priestergemeinschaft St. Martin kommt nach Velbert-Neviges. In: die-tagespost.de. 31. Mai 2020, abgerufen am 31. Mai 2020.
- Feierliche Einführung der Gemeinschaft Sankt Martin in Neviges. Erzbistum Köln, 28. September 2020, abgerufen am 28. September 2020.