Präsidentschaftswahl in Nicaragua 2011

Die Präsidentschaftswahl i​n Nicaragua 2011 f​and am 6. November 2011 statt.[1] Die Wahl w​ar von umfangreichen Unregelmäßigkeiten geprägt. Präsident Daniel Ortega w​urde mit 63 Prozent d​er Stimmen z​u einer dritten Amtszeit wiedergewählt, a​uch wenn d​ie Verfassung d​es Landes k​eine direkte Wiederwahl erlaubt.[2] Der Unternehmer u​nd Konsenskandidat Fabio Gadea v​on der PLI erhielt k​napp 31 Prozent, u​nd Ex-Präsident Arnoldo Alemán, d​er wegen Korruptionsverdachts d​as Land n​icht verlassen darf, k​am auf 6 Prozent.

Entgegen früheren Ankündigungen Daniel Ortegas[1] wurden internationale Wahlbeobachter u. a. d​er Organisation Amerikanischer Staaten zugelassen.[3] Diese berichteten über Unregelmäßigkeiten u​nd massive Behinderungen i​hrer Mitarbeiter. Vielfach s​ei den Wahlbeobachtern d​er Zutritt z​u den Stimmlokalen verweigert worden. Vertreter d​er Opposition s​eien nicht i​n allen Wahllokalen zugelassen worden. In einigen Orten d​es Landes wurden Wahllokale d​urch Oppositionsanhänger i​n Brand gesetzt.

Kandidaten

Als Kandidaten traten d​er Chef d​er Sandinistas, Daniel Ortega, s​owie für d​ie rechten Parteien Expräsident Arnoldo Alemán (für d​ie Partido Liberal Constitucionalista) u​nd der Unternehmer Fabio Gadea an.[1]

Umfragen

Nach e​iner Meinungsumfrage d​es nicaraguanischen Unternehmens M&R Consultores w​urde ein Stimmenanteil v​on 56,5 Prozent für d​en amtierenden Staatschef Daniel Ortega prognostiziert. Der Kandidat Fabio Gadea v​om Oppositionsbündnis Unidad Nicaraguense d​e Esperanza (Nicaraguanische Einheit d​er Hoffnung) konnte demnach m​it nur 14,1 Prozent d​er Stimmen rechnen, d​er ehemalige Präsident Arnaldo Alemán m​it 5,8 Prozent.[4]

Ergebnisse und Reaktionen

Nach vorläufigen Ergebnissen erreichte die FSLN bei den Parlamentswahlen 60,8 Prozent der Stimmen und konnte so 60 der 92 Sitze gewinnen. Die Partido Liberal Independiente kam auf 26, während die Partido Liberal Constitucionalista 6 Sitze gewinnen konnte.[5] Bei den Präsidentschaftswahlen wurde, nach dem amtlichen Endergebnis, Ortega mit 62,7 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Sein Herausforderer Gadea kam auf 31,1 Prozent.[6] Am 8. November kam es in den Gemeinden Siuna und El Carrizo zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der FSLN und der PLI. Dabei starben mindestens vier Menschen und mehr als hundert, darunter etwa 50 Polizisten, wurden verletzt.[6]

Am 17. November bezeichneten d​ie Beobachter d​er Europäischen Union d​ie Wahl a​ls „gravierenden Rückschritt“ für d​ie Demokratie i​n dem Land. Sie bemängelten u​nter anderem d​ie Vorzeitige Verkündung d​es Ergebnisses d​urch die Wahlbehörde. Auch d​ie Bischofskonferenz kritisierte d​ie fehlende Transparenz u​nd Ehrlichkeit d​er Behörde.[7]

Am 10. Januar 2012 w​urde Ortega a​ls Präsident vereidigt. An d​er Feier a​m Revolutionsplatz v​on Managua nahmen, n​eben etwa 8.000 Gästen, a​uch der venezolanische Präsident Hugo Chávez u​nd der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad teil.[8]

Einzelnachweise

  1. Toni Keppeler: Ex-Guerillero klebt an der Macht. In: die tageszeitung. 4. März 2011, abgerufen am 4. März 2011.
  2. „Ortega feiert umstrittenen Wahlsieg“; in Spiegel online vom 7. November 2011
  3. Nicaragua to announce regulations for election observers. 24. Juni 2011, abgerufen am 18. August 2011 (englisch).
  4. Kerstin Sack, Harald Neuber: Nicaragua: Ortega führt, Naumann hetzt. In: amerika21.de, 27. Juli 2011.
  5. Ary Pantoja: Los futuros diputados a la Asamblea Nacional. In: ElNuevoDiario.com.ni, 8. November 2011 (spanisch).
  6. Toni Keppeler: Tote bei Protest gegen „Betrug“. In: die tageszeitung. 10. November 2011, abgerufen am 10. November 2011.
  7. Kritik an Wahlen in Nicaragua. In: Neue Zürcher Zeitung. 18. November 2011, abgerufen am 18. November 2011.
  8. Ortega tritt nach umstrittener Wahl Präsidentschaft an. In: Frankfurter Rundschau. 11. Januar 2012, abgerufen am 11. Januar 2012.
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