Postfinance Card
Die Postfinance Card (Eigenschreibweise PostFinance Card, früher Postcard) ist die Debitkarte von Postfinance. Als Postcard wird immer noch dabei umgangssprachlich eine Kunststoffkarte (ISO 7810) bezeichnet, die einen direkten und unmittelbaren Zugriff auf das Guthaben bzw. den verfügbaren Kreditrahmen des Bankkontos zulässt. Die Postcard ist nur erhältlich in Kombination mit einem Privat- oder Geschäftskonto der Postfinance in CHF oder EUR.[1]
Rund 3 Millionen Postcards sind in Umlauf.[2] Für Geschäftskunden existiert auch die Postfinance Card Pay, welche ausschliesslich Einzahlungen auf das Postkonto ermöglicht.
Seit dem Jahr 2019 wird Geschäftskunden eine Jahresgebühr von 30 CHF pro Postcard verrechnet. Vorher waren zwei Karten pro Konto kostenlos ausgegeben worden.[3] Für Privatkunden wird ab Juli 2021 die Gebühr für den monatlichen Kontoauszug auf Papier von einem Franken auf 5 CHF angehoben.[4][5]
Akzeptanz
Der Debitkartendienst ist in der Schweiz flächendeckend verfügbar. In der Regel werden Postcard und Maestro-Card von allen Akzeptanzstellen (Detailhandel, Tankstellen, Dienstleister) gleichermassen angenommen.[1] Ab 2022 will Postfinance die Postcard mit Debit Mastercard kombinieren, womit sie neben dem Inland auch im Ausland vermehrt eingesetzt werden kann.[6]
Der Bargeldbezug ist in allen Poststellen und Postomaten kostenlos möglich, als auch an den Kassen von einigen Detailhändlern (Migros, Denner, Spar, Manor und Coop Pronto sowie beim Transportunternehmen SBB).[7] Mit der App Sonect sind weitere Bezugsstellen wie die Valora-Kioske dazugekommen.[8][9][10] In den Filialen von Volg kann seit März 2019 mit Sonect Bargeld bezogen werden.[11] Die Postcard ist für bargeldlose Zahlungen nicht nur in der Schweiz einsetzbar, ebenso sind Bargeldabhebungen an Bankomaten von allen bei EUFISERV und Visa PLUS angeschlossenen Banken möglich.[1] Bei Bezügen an Bancomaten kann eine entsprechende Gebühr verrechnet werden.
Die Postcard ist Teil der Sicherheitselemente von E-Finance, dem Electronic Banking der Postfinance, und dient als Authentisierungsmittel beim Login.[12]
Im inländischen Zahlungsverkehr ist Postfinance mit 2,9 Millionen Kunden unbestrittene Marktführerin.[13] Zudem ist die Postfinance führend im Bereich Electronic Banking und E-Payment. So bieten fast ausnahmslos alle Online-Shops in der Schweiz die Möglichkeit an, per Postcard oder E-Finance den Rechnungsbetrag noch im Bestellvorgang direkt zu begleichen.
Bezahlvorgang
An einem EFT/POS-Terminal[14]
- Der Karteninhaber identifiziert sich mit Postcard und PIN am Kartenlesegerät.[15]
- Der zu verrechnende Betrag wird geprüft und bei genügender Kontodeckung innert Sekunden autorisiert.
- Mit dem Tagesabschluss werden die Transaktionen an Postfinance eingeliefert.
- Der Kaufbetrag wird dem Karteninhaber in der Regel am Folgetag belastet.
- Mit der Postcard bezahlte Beträge werden am Folgetag dem Postkonto des Verkäufers gutgeschrieben.
Kontaktlos
Alle neu ausgestellten Kredit- und Debitkarten von Postfinance verfügen über die Kontaktlos-Funktion.[16] Bei Beträgen über CHF 100.– (der Betrag lag bis zur COVID-19-Pandemie bei CHF 40.–, wurde jedoch u. a. wegen Hygienemassnahmen schrittweise erhöht[17][18]) ist eine Authentifizierung mittels PIN erforderlich. Vor dem ersten kontaktlosen Bezahlen ist immer eine kontaktbehaftete Transaktion mit PIN-Eingabe notwendig, beispielsweise eine Saldoabfrage am Postomaten. Kontaktloses Bezahlen ist überall dort möglich, wo das Kontaktlos-Symbol zu sehen ist. In der Schweiz ist dies an den meisten Verkaufspunkten der Fall. Die Postcard kann auch digital in der Postfinance App für Android hinterlegt werden, sofern das Smartphone mit einer NFC-Funktion ausgestattet ist. Zum Bezahlen muss einzig der Bildschirm des Smartphones aktiviert werden.[19]
Sicherheit
Um Missbrauch zu verhindern, muss man sich bei der Verwendung authentifizieren. Dies geschieht meist durch die Eingabe einer Geheimzahl (PIN).
Sämtliche Postcards sind mit einem Mikroprozessor-Chip ausgestattet und seit 2006 nach dem EMV-Standard geschützt. Bei Diebstahl kann die Debitkarte somit nur verwendet werden, wenn der Dieb die Geheimzahl kennt.
Die Online-Transaktionen werden mit einer 128-bit-Verschlüsselung gesichert. Zudem werden gewisse Transaktionen durch Postfinance überwacht, um Missbrauch zu verhindern.[20]
2006 wies Bernd Fix am 23. Chaos Communication Congress in Berlin auf eine seit 2002 bestehende massive Sicherheitslücke hin,[21] welche es ermöglichte, die Debitkarte ganz simpel zu klonen und dabei sogar Karten mit fiktiven Postkonti zu erstellen, welche von EFT/POS-Terminals problemlos anerkannt werden konnten. Die Geheimzahl lässt sich bei der Erstellung frei wählen und ist nicht ausschlaggebend für eine erfolgreiche Bezahlung an EFT/POS-Terminals. Benötigte Informationen zur Klonung sind bloss die erweiterte Kartennummer sowie das Ausgabe- und Ablaufdatum.[22] Postfinance und das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation reagierten gelassen auf die erhobenen Anschuldigungen.[23] Es ist nicht bekannt, ob das Sicherheitsproblem heute noch besteht.
Einzelnachweise
- PostFinance Card. Angebot. Postfinance, abgerufen am 23. Juli 2014.
- Neue Debit-Karten von Schweizer Banken. In: moneyland.ch. 17. Februar 2020, abgerufen am 1. März 2020: „Aktuell sind rund 3 Millionen Postfinance-Karten im Umlauf.“
- Postfinance erhöht Gebühren – so viele Kunden sind betroffen. In: tagesanzeiger.ch. 10. Oktober 2018, abgerufen am 19. Oktober 2018.
- Privatkonto in CHF. In: postfinance.ch. Abgerufen am 10. April 2021.
- PostFinance führt Bankpakete ein. In: postfinance.ch. 29. März 2021, abgerufen am 10. April 2021.
- Michael Heim: Postfinance-Card wird auch im Inland zur normalen Mastercard. In: handelszeitung.ch. 10. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2021.
- Jetzt wird auch die Denner-Kasse zum Bancomaten. Blick.ch, 7. November 2017, abgerufen am 7. November 2017.
- Mit der App Sonect kann man Bargeld abheben – und sich liefern lassen. Werbewoche, 17. Mai 2017, abgerufen am 7. November 2017.
- Logistikpunkt - Die Post bringt Ideen zum Fliegen. Schweizerische Post, 18. Juli 2017, abgerufen am 7. November 2017.
- Marcel Urech: Valora macht aus dem Kiosk einen Bancomaten. In: netzwoche.ch. 26. November 2018, abgerufen am 28. November 2018.
- Zürcher Fintech Sonect gewinnt Volg als Kunden. In: nzz.ch. 5. März 2019, abgerufen am 6. März 2019.
- Loginverfahren. Postfinance, abgerufen am 23. Juli 2014.
- Marc Andrey: 3. Quartal 2013: Post auf Vorjahreskurs. PostFinance AG, 21. November 2013, abgerufen am 23. Juli 2014.
- EFT/POS. Details zum Angebot. Postfinance, abgerufen am 23. Juli 2014.
- So schützt man sich vor Bankräubern im Internet. In: Neue Zürcher Zeitung. 25. Januar 2017, abgerufen am 23. August 2018.
- Mit der Postcard gehts jetzt kontaktlos. In: blick.ch. 18. Juni 2015, abgerufen am 23. August 2018.
- Limite für kontaktloses Bezahlen ohne PIN bleibt bei 80 Franken. In: postfinance.ch. 17. November 2020, abgerufen am 25. November 2020.
- Kontaktloses Bezahlen ohne PIN mit der PostFinance Card neu bis 100 Franken. In: postfinance.ch. 9. August 2021, abgerufen am 14. August 2021.
- E-Wallet – die digitale PostFinance Card. In: postfinance.ch. Abgerufen am 20. Dezember 2021.
- Unser Beitrag. Postfinance, abgerufen am 23. Juli 2014.
- Bernd R. Fix: A not so smart card. Abgerufen am 23. Juli 2014 (englisch).
- Pestcard. (Nicht mehr online verfügbar.) Chaos Computer Club Zürich, archiviert vom Original am 27. Juli 2014; abgerufen am 23. Juli 2014.
- Stellungnahmen PostFinance AG und UVEK. (PDF) postcard-sicherheit.ch, abgerufen am 23. Juli 2014.