Port Ellen (Whiskybrennerei)
Die Port-Ellen-Whiskybrennerei war eine Whisky-Brennerei in Port Ellen auf der schottischen Insel Islay. Teile der Gebäude sind in den britischen Denkmallisten in der Kategorie B eingeordnet.[1] Heute hat Port Ellen vor allem als Mälzerei und damit als Lieferant der anderen Destillerien auf Islay Bedeutung.
Port Ellen | |
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Port Ellen Distillery | |
Land | Schottland |
Region | Islay |
Geographische Lage | 55° 38′ 0,2″ N, 6° 11′ 48,8″ W |
Typ | Malt |
Status | † stillgelegt Mai 1983; Lizenzrückgabe 1992 |
Eigentümer | Distillers Company Limited (DCL) |
Gegründet | 1825 |
Gründer | Alexander Kerr Mackay |
Wasserquelle | Leorin Lochs |
Washstill(s) | 2 × 28.000 l |
Spiritstill(s) | 2 × 25.000 l |
Geschichte
Die Destillerie wurde 1825 von Alexander Kerr Mackay gegründet und gelangte 1836 in den Besitz von John Ramsay. Unter dessen Leitung begann sie, Whisky in die Vereinigten Staaten zu exportieren und konnte expandieren. Bedingt durch Steuererhöhungen vor und nach dem Ersten Weltkrieg und die amerikanische Prohibition wurde die Situation für Brennereieigentümer jedoch deutlich schlechter. 1920 verkaufte Iain Ramsay of Kildalton, der Sohn von John Ramsay, die Brennerei an James Buchanan & Co. und John Dewars & Sons Ltd., die im Jahre 1925 mit Distillers Company Limited (DCL) fusionierten. Ab 1929 wurde die Brennerei wie viele andere geschlossen. Ihre Mälzböden blieben in Betrieb und versorgten unter anderem die benachbarte Lagavulin-Brennerei. Auch die Lagerhäuser wurden für Lagavulin- und Malt-Mill-Fässer genutzt. Port Ellen blieb bis 1966 geschlossen. Aufgrund erhöhter Nachfrage insbesondere bei den Blending-Firmen rüstete man die Brennerei in den Jahren 1966/1967 neu aus. Nach der Modernisierung und dem teilweisen Neubau, der eine Verdoppelung der Brennblasen von zwei auf vier beinhaltete, wurde die Destillerie dann am 1. April 1967 wiedereröffnet. 1973 wurde eine äußerst geräumige Mälzerei hinzu gebaut, die noch heute Ardbeg, Caol Ila, Lagavulin und teilweise Bunnahabhain, Kilchoman und Laphroaig versorgt. Der verwendete Torf stammt aus dem nahe gelegenen Castlehill-Moor.
Im Mai 1983 wurde die Brennerei Port Ellen erneut geschlossen. Gründe waren die Überproduktionskrise in der schottischen Whiskyindustrie und die Tatsache, dass die anderen Islay-Brennereien Lagavulin und Caol Ila einen besseren Ruf bei den Blendern hatten. Caol Ila war seit dem Totalneubau von 1972–1974 zudem größer und effizienter. 1987 erfolgte die Übernahme der DCL durch die United Distillers (UD). Teile der Anlage von Port Ellen wurden in den Folgejahren demontiert. Die Lizenz zur Whiskyproduktion, die bis 1992 bei Low, Robertson & Co lag, gibt es seitdem nicht mehr. Eine Wiedereröffnung schien damit ausgeschlossen. Die Brennerei wurde im Jahr 2003 zu großen Teilen abgerissen; die Lagerhäuser wurden noch viele Jahre lang durch Lagavulin genutzt.[2]
Im Oktober 2017 kündigte Eigentümer Diageo an, die Destillerien Port Ellen und Brora wieder zu eröffnen und ab 2020 wieder Whisky zu brennen. Bei beiden Brennereien soll die Produktion jeweils 800.000 Liter Alkohol pro Jahr betragen. Während bei Brora noch die beiden Brennblasen vorhanden sind und nach entsprechender Aufarbeitung vielleicht wieder in Betrieb genommen werden können, werden die Brennblasen von Port Ellen nach alten Plänen nachgebaut werden müssen. Obwohl neben den Lagerhäusern noch einige weitere denkmalgeschützte Gebäude vorhanden sind, werden die meisten Produktionsgebäude neu errichtet werden müssen. Die Zahl der bei der neuen Brennerei zu verwendenden Brennblasen dürfte sich auf 2 statt 4 belaufen. Selbst dann wäre klar, dass die mögliche Produktion auch über 800.000 Litern liegen könnte. Erste Instandsetzungen auf dem Gelände der Brennerei sind bereits in der zweiten Jahreshälfte 2017 erfolgt. So wurde ein Teil der Dächer, insbesondere die der ehemaligen Mälzboden (derzeit Werkstatt für die Port Ellen Maltings) durch neue ersetzt. Auch personell hat sich einiges getan. Seit Mai 2018 ist Georgie Crawford, in letzter Funktion Managerin von Lagavulin, als Verantwortliche für den Neubau der Brennerei eingesetzt worden. Im Laufe des Jahres 2020 wurden durch Diageo Tatsachen geschaffen.
Am 29. Januar 2020 fand in der kleinen Ortschaft Port Ellen eine öffentliche Vorstellung der Planungsunterlagen für die Renovierung und Wiederinbetriebnahme der Port Ellen Brennerei statt. Pläne und Zeichnungen wurden veröffentlicht und eine Baugenehmigung beantragt. Nach dem Erhalt der Genehmigung wurden im Frühjahr bereits erste Abrissarbeiten durchgeführt. Ein Großteil der noch vorhandenen in den Jahren 1966/1967 errichteten Gebäude, darunter das Büro des Managers, wurde abgerissen. Die weiteren Bauarbeiten mussten aufgrund der COVID-19-Pandemie bis auf weiteres gestoppt werden.
Nach „Diageos“ Plänen soll ein Teil alten Gebäude, u. a. die Doppelpagode, vollständig restauriert und teilweise umgebaut werden; zusätzlich wird ein neues modernes Brennhaus errichtet. In dem neuen Gebäude werden wiederum zwei Paar Kupferbrennblasen stehen, ein Paar der alten Brennblasen Port Ellens, welches bei Forsyths bereits nachgebaut wurde und ein zweites deutlich kleineres Paar. Mit letzterem soll den Experimenten, die bei Port Ellen nach der Gründung durchgeführt worden waren, Rechnung getragen werden. Ein Maischebottich (mash tun) und sechs Gärbottiche (wash backs) werden ebenfalls in dem Brennhaus Platz finden.
Sollte es gelingen, die Bauarbeiten im Frühjahr 2021 fortzusetzen, so erscheint eine Neueröffnung für die zweite Jahreshälfte 2021 möglich.
Produktion
Bis zur Stilllegung wurde mit dem Wasser aus dem Leorin Loch produziert. Mit einem Maischbottich (mash tun) von über 5,5 Tonnen und acht Gärbottichen (wash backs) von insgesamt 240.000 Litern sowie zwei wash stills von je 28.000 Litern und zwei spirit stills von je 25.000 Litern wurde ein Ausstoß von deutlich über 2,5 Millionen Litern erreicht. Abfüllungen der Brennerei sind noch immer auf dem Markt zu finden, unterliegen jedoch einer zunehmenden Preissteigerung. Die Whiskys besitzen Islay-typisch einen leicht torfigen Duft, einen sehr vom Rauch bestimmten Geschmack und einen öligen Abgang.
Literatur
- Ralf Bernhardt, Hans Georg Würsching: The Port Ellen Single Malt Whisky Collector's Guide. Cluaran Verlag, Einhausen 2003, ISBN 3-9809344-1-1.
- Holger Dreyer: The Legend of Port Ellen Distillery. Unibuch Verlag, Springe 2016, ISBN 978-3-934900-63-9.
Einzelnachweise
- Listed Building – Eintrag. In: Historic Scotland.
- Misako Udo, The Scottish Whisky Distilleries, Black & White Publishing 2006, ISBN 1-84502-130-4